Relegation live in SAT.1 und auf ran.de
Hertha BSC rutscht in die Relegation: Magaths böse Vorahnung - und jetzt noch sein Worst Case?
- Aktualisiert: 14.05.2022
- 23:31 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Vor einigen Wochen hätte Hertha BSC die Relegation (am 19. und 23. Mai live in SAT.1 und auf ran.de) wohl noch als Geschenk angesehen. Doch zwischenzeitlich schien die direkte Rettung nahe. Felix Magath aber hatte offenbar nichts anderes erwartet. Nun könnte es für ihn noch schlimmer kommen.
München - Felix Magath hatte es ja schon vor einer Woche geahnt. Und laut eigenen Angaben bereits bei seinem Amtsantritt im März mit diesem Ausgang gerechnet. Obwohl Hertha BSC am 34. Spieltag 92 Spielminuten lang Rang 15 verteidigte, müssen die Berliner in die Relegation (am 19. und 23. Mai live in SAT.1 und auf ran.de).
Letztlich war auch der Aufschwung mit den Siegen beim FC Augsburg (1:0) und gegen den VfB Stuttgart (2:0) nur vorübergehend und von zu kurzer Dauer. In acht Spielen holte Magath zehn Punkte, aber nur einen davon aus den jüngsten drei Partien.
Magath sah "sehr gutes Spiel"
Der Trend spricht also nicht gerade für die "Alte Dame" - egal ob der finale Saisongegner aus Bremen, Hamburg oder Darmstadt kommt. Auch wenn Magath nach dem 1:2 bei Borussia Dortmund bei "Sky" konstatierte: "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, dem deutschen Vizemeister 90 Minuten Paroli geboten."
Dieser Satz schien zwar etwas durch die Hertha-Brille formuliert zu sein, aber die Berliner hatten sich zumindest die Pausenführung durch Ishak Belfodil (18./Foulelfmeter) dank eines mutigen Beginns durchaus verdient.
Auch im zweiten Durchgang, in dem der Ball fast nur noch in der Hälfte der Gäste zu Hause war, hielt Magaths Teams lange erfolgreich dagegen.
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Kurioser Handelfmeter bringt Hertha auf Verliererstraße
Die Dortmunder bemühten sich zwar, Michael Zorc, Marcel Schmelzer und Erling Haaland einen gebührenden Abschied zu bereiten, agierten dabei aber ideen- und planlos. Erst mit dem kuriosen Handelfmeter des Norwegers (68.), in dessen Entstehung der Ball von Santiago Ascacibars Schulter abprallte und von Marvin Plattenhardt mit dem Unterarm gespielt wurde, schien das Momentum die Seiten zu wechseln.
Dennoch lag Youssoufa Moukokos Siegtreffer (84.) kurz nach dessen Einwechslung nicht unbedingt in der Luft. Passte aber ins Bild der Hertha: Schon beim 1:1 bei Arminia Bielefeld vor zwei Wochen setzte es den Ausgleich durch Joakim Nilsson in der Nachspielzeit, beim 1:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 fiel der entscheidende Treffer durch Stefan Bell nach 81 Minuten. Damit waren Matchball Nummer eins und Nummer zwei vergeben.
Hertha kassiert dreimal nacheinander spätes Gegentor
Dabei zeigte sich: Gegen Ende scheint der Hertha die Puste auszugehen. Oder die Konzentration nachzulassen.
Dazu passte auch die Szene aus der 88. Minute in Bielefeld, als die eingewechselten Luca Wollschläger und Maximilian Mittelstädt zu zweit auf Stefan Ortega zuliefen und sich total verhaspelten. Es wäre das 2:0 und schon damals die fast fixe Rettung gewesen.
Bis zu Moukokos Treffer hat Hertha Rettung in der eigenen Hand
Bis zu Moukokos Geniestreich behielt Hertha das letzte direkte Bundesliga-Ticket in der eigenen Hand. Doch mit diesem Tor gab das diesmal nicht wie ein Absteiger auftretende Team die Eintrittskarte frei und wenige Minuten später bedankte sich der VfB Stuttgart und griff mit dem eigenen 2:1 gegen den 1. FC Köln beherzt zu.
Jene Schwaben, gegen die die Berliner ihren bis dato letzten Sieg feierten. Damals schien eine weitere turbulente Saison doch noch vorzeitig in den rettenden Hafen zu führen. Stattdessen schallten in den finalen Minuten in Dortmund "2. Liga, Hertha ist dabei"-Gesänge durchs Westfalenstadion.
Fans und Mannschaft raufen sich wieder zusammen
Aus den Kehlen der BVB-Fans. Was vielleicht dazugesagt werden muss, denn im Verhältnis zwischen den Hertha-Profis und den eigenen Supportern ging es in der entscheidenden Saisonphase durchaus hoch her. Der Trikot-Affront nach der 1:4-Klatsche gegen Union Berlin - der dritten Saisonniederlage gegen den ungeliebten Stadtrivalen - entzweite Mannschaft und Anhang.
Die jüngsten Siege feierten beide Parteien separat. Erst vergangene Woche erfolgte der Schulterschluss. Nur gut für Hertha. Denn wer immer auch Dritter der 2. Liga wird, ein stimmgewaltiger Anhang des Relegationsgegners ist sicher.
2012 in Relegation gegen Düsseldorf abgestiegen
Für Hertha BSC wird es die zweite unliebsame Saisonverlängerung nach 2012, als Fortuna Düsseldorf letztlich nach einem 2:1 in Berlin und einem 2:2 im eigenen Stadion jubelte. Auch damals saß mit Otto Rehhagel bei den Hauptstädtern ein äußerst erfahrener Trainer auf der Bank, der im Abstiegskampf übernommen und damit eine lange Bundesliga-Auszeit überraschend beendet hatte.
An diese Erfahrungen will aber niemand zurückdenken. Erstmal heißt es ohnehin Wunden lecken.
Bobic appelliert an den Glauben an die eigene Stärke
"Die Jungs sind total fertig und aufgearbeitet. In diesen zwei Spielen müssen wir es richten", fasste Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic, erst seit vergangenem Sommer im Amt, die Ausgangslage am "Sky"-Mikrofon zusammen: "Die Jungs müssen den Glauben haben, in diesen Spielen müssen wir es reißen."
Es gilt zu vergessen, dass im Olympiastadion nur sechs Siege gelangen, aber acht Heimspiele verloren gingen. Oder dass Hertha BSC über die gesamte Saison hinweg nur zweimal drei Partien am Stück ungeschlagen blieb. Und vor allem die Schreckenszahl 71 - so viele Tore kassierten die Berliner in der Saison, nur Absteiger Greuther Fürth ließ noch mehr Treffer zu.
Jovetic zurück - Ascacibar gesperrt
"Wir dürfen uns nicht beschweren, sondern müssen die Köpfe hochbekommen. Der Schlüssel ist es nun, die Emotionen beiseite zu lassen und es in der Relegation zu schaffen", fasste Stevan Jovetic zusammen. Der Montenegriner gab nach überstandenem Muskelfaserriss ein Kurz-Comeback und könnte als Lichtblick herhalten: Obwohl er verletzungsbedingt nur 18 Ligaspiele bestritt, war der 32-Jährige mit sechs Treffern der beste Hertha-Torjäger.
Verzichten muss Magath im Relegationshinspiel auf Santiago Ascacibar, der in Dortmund seine fünfte Gelbe Karte sah. Der Trainer, der bereits nach der Niederlage gegen Mainz den Beginn der Vorbereitung auf die Relegation angekündigt hatte, gab diesmal den Optimisten.
"Ich kann mich jetzt aufregen oder das einfach abhaken - zu Letzterem neige ich. Das ist nicht der Worst Case, sondern wir haben ja von Platz 17 aus den direkten Abstieg vermeiden können", verwies der dreimalige Deutsche Meister als Trainer auf die Position am Tag seiner Verpflichtung.
Magath sprach schon in Bielefeld von Relegation gegen HSV
Positiv denken heißt nun die Devise. Gerade weil Magaths Prophezeiung - oder besser: böse Vorahnung - eingetreten ist. Der 68-Jährige hat in seinem Fußballer- und Trainerleben schon einiges mitgemacht. Aber eben noch keine Relegation.
Damit beschäftigt hat er sich aber wie erwähnt schon seit Wochen. Nach dem 1:1 in Bielefeld verriet Magath: "Als ich diesen Job übernommen habe, war ich sicher, dass wir in der Relegation gegen den HSV spielen. Darauf arbeite ich nicht hin. Aber es würde mich auch nicht überraschen, wenn es zu dieser Konstellation käme."
Magath: Gegen HSV wäre "auch für mich ein schwieriges Spiel"
Damals schien dieses für den stets so stoisch wirkenden Aschaffenburger wegen seiner HSV-Vergangenheit so emotionsreiche Aufeinandertreffen weit weg. Mittlerweile wäre es beinahe eine Sensation, sollte es anders kommen.
Womit Magath ausgerechnet dem Klub den Weg in die Bundesliga versperren müsste, der ihn am meisten prägte und auch sein Herz erobert haben dürfte. Oder wie er selbst es ausdrückt: "Wenn es der HSV wird, wird es natürlich auch für mich ein schwieriges Spiel."
Auch wenn Magath es natürlich nicht so drastisch formulierte: Es wäre sein persönlicher Worst Case für die Relegation.
Marcus Giebel
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