50 Millionen für das Supertalent
Leroy Sane zu Manchester City: Der unaufhaltsame Tod der Fußball-Romantik
- Aktualisiert: 15.07.2016
- 09:25 Uhr
- ran.de
Leroy Sane steht vor einem Wechsel vom FC Schalke 04 zu Manchester City. Ihm winkt mindestens das große Geld. Den Fußball-Romantikern allerdings der nächste Tiefschlag.
München - Als Fußball-Romantiker stirbt man einen langsamen Tod. Schleichend, schmerzhaft und qualvoll.
Aktuell ist es der sich anbahnende Wechsel von Leroy Sane vom FC Schalke zu Manchester City, der denjenigen, die den Sport in ihrer reinen, ursprünglichen und herzerwärmenden Form lieben, einen weiteren Beweis dafür liefert, dass es Romantik im Milliarden-Geschäft Fußball so nicht mehr gibt.
Geld bestimmt die Gefühle und der feinfühlige Fußballfan muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass die Liebe der Wappen küssenden Kicker natürliche Grenzen hat. Wenn man all das nicht sowieso schon wusste.
Klar: Im besagten Fall würde Schalke durch einen Verkauf eine Rekordablöse feiern, die gleich in eine halbe neue Mannschaft investiert werden könnte. Mehr als 50 Millionen Euro sollen es wohl werden.
Doch Schalke ist eben auch Schalke.
Vereinstreue und -liebe
Dieser auf eine obskure Art liebenswert chaotische Verein, der seinen Fans so viel gibt und ihnen gleichzeitig aber auch viel abverlangt. Ein Klub, der vielleicht noch ein Stück weit mehr auf Identifikation, Vereinsliebe und Treue fußt als anderswo. Wo man stolz ist auf all die Eigengewächse, die den Sprung zum Profi geschafft haben.
Die Jungs also, mit denen man sich in Zeiten von Millionen-Ablösen und jährlich wechselnden Arbeitgebern wirklich noch identifizieren kann. Die Schalke nicht nur als Durchgangsstation oder reinen Brötchengeber sehen. Zumindest können sich die Anhänger diese kleine Illusion bewahren, darauf hoffen, dass Schalke doch noch ein wenig anders ist als andere Klubs.
Doch jemand wie Benedikt Höwedes, der als Eigengewächs tatsächlich seinen Vertrag im besten Fußballer-Alter verlängert hat, ist inzwischen eine Rarität. Wie selten diese Eigenschaft "Identifikation" geworden ist, erfährt derzeit auch der Rivale Borussia Dortmund.
Sportlich nachvollziehbar wäre der Wechsel von Sane auf die Insel nicht unbedingt. Monetär natürlich schon, angeblich soll sich das Gehalt des 20-Jährigen verfünffachen. Doch zu welchem Preis?
Wechsel kommt zu früh
Für ihn kommt der Wechsel mindestens ein Jahr zu früh, Sane hat sich erst in der vergangenen Saison zum Stammspieler entwickelt, hat sich die für sein Alter üblichen Kunstpausen genommen und auch nehmen müssen. Auf Schalke könnte er noch ein Jahr reifen, die nächsten Schritte machen, auch wenn das Umfeld traditionell unruhig ist. Doch das ist verglichen mit der englischen Medienlandschaft immer noch ein händelbares Minenfeld.
Schalke wiederum gibt eine echte Identifikationsfigur, einen Publikumsliebling ab. Allzu viele gibt es davon auf Schalke aktuell nicht, vom sportlichen Wert des Dribbelkünstlers mal ganz abgesehen. Natürlich ist er alleine auch auf Schalke nicht der Heilsbringer. Doch selbst bei einem Wechsel 2017 würde Sane durch die Ausstiegsklausel immer noch 37 Millionen Euro in die Kassen spülen.
Externer Inhalt
Fakt ist aber auch: Mit viel Geld kann man auch viel falsch machen. Horst Heldt kann ein Lied davon singen. Doch vielleicht wird unter Christian Heidel tatsächlich vieles besser auf Schalke. Auch wenn er als ehemaliger Autoverkäufer gleich am Anfang seiner Amtszeit den Abgang eines Eigengewächses an den Mann bringen muss.
Warum kauft Schalke dem 20-Jährigen die Ausstiegsklausel nicht einfach ab, verlängert den Vertrag vorzeitig und fährt mit XXL-Sane-Plakaten auf Lastern durchs Revier? Achja, das hat ja schon bei Julian Draxler nicht auf Dauer funktioniert. Denn am Ende bastelt auch der Spieler selbst fleißig mit am langsamen Tod der Fußball-Romantik.
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