Bundesliga
VfL Bochum: Fans machen Verein zur Bereicherung für die Bundesliga
- Aktualisiert: 08.11.2021
- 17:13 Uhr
- ran.de
Aufsteiger Bochum galt vor der Saison als sicherer Abstiegskandidat. Doch die Elf von Trainer Thomas Reis versetzt die Bundesliga ins Staunen - besonders wegen seiner Fans.
München - Herbert Grönemeyer hat es immer schon gewusst. "Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es viel besser, als man glaubt." Der VfL Bochum beweist in dieser Saison eindrucksvoll, dass die Liedzeilen von Grönemeyers Hit auch auf den Fußball zutreffen.
Vor der Saison galt der als "graue Maus" verschriene Klub als sicherer Absteiger. Zu gering das Budget, zu schwach der Kader, zu chancenlos, um nach elfjähriger Abstinenz im Oberhaus zu bestehen. Wäre da nicht die magische Kraft der Fans.
Mit dem Ende der Geisterspiele und der Rückkehr der Fußballverrückten in die Stadien kann sich auch der VfL auf seinen "zwölften Mann" verlassen. Bei jedem Heimspiel verwandeln die Bochumer das Stadion an der Castroper Straße zum Tollhaus. Feierstimmung auf den Rängen, wie zuletzt beim überraschenden 2:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim.
Schon drei Heimsiege für Bochum
Es war bereits der dritte Sieg vor heimischer Kulisse in fünf Spielen. Die Belohnung: Rang zwölf nach elf Spieltagen, vier Punkten Abstand auf den Relegations- und fünf Zähler Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz. Viel besser als erwartet.
"Hätte mir einer gesagt, dass wir mit 13 Punkten in die dritte Länderspielpause gehen, dann hätte ich das sofort unterschrieben", verriet Trainer Thomas Reis dem "kicker".
Wettbewerbsübergreifend sind die Bochumer sogar schon seit vier Heimspielen ungeschlagen. Selbst alte Haudegen bekommen immer wieder aufs Neue Gänsehaut. "Ich habe gedacht, ich würde in Liverpool sitzen. Weil es so schön war für uns alle", hatte VfL-Legend "Ata" Lameck schon nach dem ersten Heimerfolg gegen Mainz im Vereins-TV geschwärmt.
Statistiken sprechen gegen Bochum
Dabei sprechen die Statistiken eigentlich gegen die Reis-Elf: Schlechteste Passquote der Liga (70,1 Prozent), schwächste Laufleistung. Viermal ohne eigenen Treffer. Aber dafür eben auch fünfmal ohne Gegentor und mit ganz viel Herz.
Die Fans belohnen es mit lautstarker Unterstützung von der ersten bis zur letzten Minute – unabhängig vom Spielstand, versteht sich. "Ich bin schon lange dabei, aber was wir in dieser Saison erleben, das ist einfach 'wow'. Die Unterstützung der Fans ist überragend", so Kapitän Anthony Losilla im "Reviersport".
Selbst bei der 1:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach standen die 4000 mitgereisten Schlachtenbummler wie eine Wand hinter ihrem Team. "Sie haben uns gefeiert, als ob wir gewonnen hätten. Sie sehen, dass wir kämpfen, das wollen sie anerkennen."
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66-Meter-Tor sorgt für Jubelstürme
Die Unterstützung der Fans scheint die Bochumer wiederum zu beflügeln. Auch beim 2:0 gegen Hoffenheim. Selbst als Keeper und Pokal-Held Manuel Riemann einen Elfmeter weit über das Tor zimmerte, bewahrte der VfL Ruhe und überstand knifflige Situationen bis Milos Pantovic schließlich in der siebten Minute der Nachspielzeit das 2:0 aus satten 66 Metern Entfernung erzielte.
Das war zwar nur möglich, weil TSG-Torhüter Oliver Baumann wegen einer Ecke aufgerückt war und es nicht rechtzeitig zurück ins Tor geschafft hatte. Aber wen interessiert's? Das Spektakel auf den Rängen kannte keine Grenzen.
Nach dem Kampf kommt die Spielidee
Während das Kämpferische beim VfL schon ganz gut klappt, soll künftig auch die Spielidee des Trainers noch besser umgesetzt werden. "Wir haben viel Kritik einstecken müssen, dass die Laufleistung nicht stimmt, dass die Sprintwerte nicht stimmen, dass die Abwehr nicht gut genug ist und dass wir zu wenig Tore schießen", so der Coach im "kicker".
"Jetzt sehen wir, dass die Trainingsintensität hoch ist und dass sich die Mannschaft entwickelt."
Bereits vor dem Hoffenheim-Spiel forderte Reis: "Wir wollen aktiv verteidigen und aktiv Fußball spielen. Wir wollen Nadelstiche setzen." Um am Ende der Saison dann die Klasse zu halten. Für die Bundesliga wäre es allein schon wegen der Stimmung eine Bereicherung.
Carolin Blüchel
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