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Bundesliga

VfL Wolfsburg: Warum Max Kruse gehen muss

  • Aktualisiert: 12.09.2022
  • 13:19 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
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© 2022 Getty Images

Nach dem Rauswurf von Max Kruse durch Trainer Niko Kovac muss sich der VfL Wolfsburg fragen lassen, ob er die Augen vor der Realität verschlossen hat. Die Zukunft des Stürmers ist unklar.

München - Max Kruse ist kein Vorzeige-Profi. Er war es auch noch nie und machte keinen Hehl daraus.

Statt aufopferungsvoll zu ackern, verlässt sich der exzentrische Stürmer auf geniale Geistesblitze, Knipser-Momente. Oft genug mit Erfolg. Wer Kruse holt, der ist sich dieser Tatsache bewusst.

So auch der VfL Wolfsburg, als er den 34-Jährigen im Januar im Abstiegskampf von Union Berlin verpflichtete. Fünf Millionen Euro Ablöse und ein kolportiertes Jahresgehalt von 3,8 Millionen ließen sich die Wölfe den Sturm-Veteranen kosten.

Es zahlte sich aus. Kruse half beim Klassenerhalt.

Doch "im Fußball kann es sehr schnell gehen", bemühte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer nun eine klassische Fußball-Weisheit. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass Kruse bei den Niedersachsen keine Zukunft mehr haben wird.

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Kovac verkündet Kruse-Aus

Er werde "kein Spiel mehr" für den VfL machen, verkündete Trainer Niko Kovac den Rauswurf des Angreifers auf der Pressekonferenz unmittelbar nach dem lang ersehnten ersten Saisonsieg gegen Eintracht Frankfurt.

Alles mit Rückendeckung der Vereinsführung um Schäfer und Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. "Wir haben gemeinsam die Entscheidung getroffen, dass uns Max in unserer jetzigen Situation nicht hilft", begründete Kovac das Kruse-Aus. Er sehe "keine Impulse" und kein "konstruktives Miteinander". Genau das braucht der VfL aber nach dem Fehlstart in der Bundesliga.

"Max hat uns in der letzten Rückrunde geholfen. Wir hatten einen Trainerwechsel, wo wir unser Motto ein Stück weit abgeändert haben", ergänzte Schäfer. Im Verein hätten nun "Arbeit und Leidenschaft" Priorität.

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Kovac kommt mit Kruse-Einstellung nicht zurecht

Im Klartext bedeutet das: Disziplin- und Fitnessfreak Kovac duldet keine Sperenzchen, auch nicht bei Larifari-Profi Kruse. Schon seit Wochen brodelte es hinter den Kulissen zwischen Spieler und Trainer. Kruse war sauer darüber, dass er zum Saisonstart nach ungenügenden Trainingsleistungen und sichtbar überschüssigen Pfunden nur als Joker zum Einsatz kam.

Dabei hatte der Torjäger den Trainer auch außerhalb des Platzes gegen sich aufgebracht, posaunte er doch in den sozialen Medien aus, er hätte in Wolfsburg einen Vierstunden-Arbeitstag. "So von 9 bis 13 Uhr."

Neben seinen regelmäßigen Aktivitäten auf der Streamingplattform "Twitch" eröffnete der leidenschaftliche Poker-Spieler dann auch noch einen "Gaga"-YouTube-Kanal mit Ehefrau Dilara. Bei "Die Kruses" – so der Name des Channels – erklärte der Profisportler dann unumwunden, dass er ungesünder lebe als seine Frau.

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Union-Manager Ruhnert nimmt Kruse in Schutz

Bei Kruses ehemaligem Arbeitgeber Union Berlin quittierte man die Ausbootung mit Kopfschütteln. "Ich glaube, dass man Max Kruse immer hinbekommen kann", sagte Union-Manager Oliver Ruhnert im "Aktuellen Sportstudio".

"Man muss aber auch wissen, dass er ein Charakter ist, der seinen Kopf hat. Der letztendlich seine eigene Sicht auf die Dinge hat." Aber er sei ein "begnadeter Spieler", der Dinge kann, "die andere nicht lernen werden, auch wenn sie noch zehn Jahre trainieren".

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Zukunft in der Bundesliga unwahrscheinlich

Eine Rückkehr nach Berlin, wo Kruse von 2020 bis Winter 2022 gespielt hatte, wird es aber wohl nicht geben. Wie man hört, ist das Team nicht mehr bereit, noch einmal so viel Rücksicht auf Kruses Befindlichkeiten und Verhalten zu nehmen wie beim letzten Mal.

Ähnliches gilt für seinen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach, obwohl viele Fans den Spielertyp Kruse gerne wieder bei den Fohlen sehen würden. Auch bei anderen Klubs gilt der Stürmer aufgrund seines Lebenswandels als nicht mehr vermittelbar.

Wahrscheinlicher ist daher ein Wechsel in die USA, wo sein Sohn in Florida lebt, nach Katar oder Australien. Oder aber der 34-Jährige sitzt seinen hoch dotierten Vertrag bis Saisonende in Wolfsburg aus – und kassiert Millionen für einen Null-Stunden-Arbeitstag.

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Angebliche "Kohfeldt-Klausel" im Vertrag

Dass sich Kruses Identifikation mit dem VW-Klub in Grenzen hält, zeigte nicht nur sein Wohnsitz in Berlin, sondern auch die kolportierte "Kohfeldt-Klausel" in seinem Vertrag, wodurch er bei einem Abschied des Trainers den VfL verlassen könne.

Tat Kruse aber im Sommer nach dem Wechsel von Kohfeldt zu Kovac nicht, doch die Zusammenarbeit von Disziplin-Fanatiker und Lebemann stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Samstag gegen Frankfurt verzichtete Kovac dann endgültig auf seinen Problem-Profi.

"Wir müssen Spieler haben, die den 100-prozentigen Fokus auf ihren Job und ihre Aufgaben haben und einzig und allein darauf, dass wir aus dieser schwierigen Phase rauskommen", erklärte Sportdirektor Schäfer.

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Trotz Rauswurf: Kruse trainiert und kassiert weiter

Das ist und war bei Kruse noch nie der Fall, weshalb sich die Frage aufdrängt, warum Wolfsburg den Egozentriker überhaupt verpflichtet bzw. den Schlussstrich nicht schon vor Ende der Transferperiode am 1. September gezogen hat.

Weil ein Wechsel aktuell nicht möglich ist, darf Unruheherd Kruse nämlich weiter mit der Mannschaft trainieren - und abkassieren: bis Ende Dezember, bis sich das Transferfenster wieder öffnet, laut "Bild" noch satte 1,266 Millionen Euro.

Kruse soll vom Rauswurf "selbstredend nicht erfreut" gewesen sein, verriet Schäfer. Als erste Reaktion postete er via Instagram ein grinsendes Aufzugs-Selfie im Jogginganzug, ein herzliches "LMAA" in Richtung Kovac sozusagen.

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Kruse von Rauswurf überrascht

Er sei vom Rauswurf überrascht worden, gerade nach den letzten zwei Spielen, in denen er in der Startelf gestanden hatte.

"Ich respektiere die Meinung des Trainers. Anscheinend soll ich mich nicht mehr mit dem Verein identifizieren", so Kruse. Er habe in seiner Profi-Karriere "immer alles für den Verein, für den ich auf dem Platz stand, gegeben". Das werde auch weiterhin so bleiben.

"Ich kam nach Wolfsburg, um der Mannschaft zu helfen. Das habe ich in der Rückrunde der letzten Saison auch getan", so der Ex-Nationalspieler, der sich bei seinen Followern für die aufmunternden Nachrichten bedankte und eine Bundesliga-Rückkehr bei einem anderen Klub offenließ.

"Ich glaube, ich entscheide selber, wann meine Zeit in der Bundesliga vorbei ist", sagte er. Kovac hatte zuvor Kruses Zeit für beendet erklärt.

Kann Kovac nicht mit exzentrischen Führungsspielern?

Dabei hatte der Trainer den Stürmer noch vor wenigen Wochen in den höchsten Tönen als Profi gelobt, "der immer noch pro Saison 15 Tore schießen und fünf bis zehn auflegen" könne. "Eine Qualität, die nicht viele haben in der Bundesliga", so Kovac weiter. Er bescheinigte ihm sogar "Fähigkeiten wie ein Thomas Müller."

So manch einer dürfte spätestens bei dieser Äußerung hellhörig geworden sein, hatte Kovac zu seiner Zeit als Bayern-Coach doch massive Probleme mit eben jenem Müller, degradierte ihn zum Bankdrücker und ekelte ihn um ein Haar aus dem Verein.

Der eigene Rauswurf verhinderte damals Schlimmeres – aus Bayern-Sicht. 

Carolin Blüchel

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