Ein Kommentar von ran-Reporter Stefan Kumberger
FC Bayern München vs. PSG: Julian Nagelsmann spielt mit dem Feuer - ein Kommentar
- Aktualisiert: 24.03.2023
- 09:13 Uhr
Auch wenn es an der Säbener Straße niemand öffentlich zugeben möchte: In der Champions League entscheidet sich das Schicksal von Julian Nagelsmann. Der Bayern-Trainer spielt vor dem Duell mit PSG verbal ein gefährliches Spiel, das ihm noch viel Ärger einbringen könnte. Der Druck liegt voll auf seinen Schultern. Ein Kommentar.
Von Stefan Kumberger (derzeit in Paris)
Meistertitel? Pflicht! Pokalsieg? Eigentlich auch. Deswegen entscheidet beim FC Bayern grundsätzlich das Abschneiden in der Champions League darüber, ob ein Trainer in München für gut genug befunden wird.
Dass man beim Rekordmeister immer wieder betont, der Triumph in der Bundesliga sei der "ehrlichste Titel", täuscht nicht darüber hinweg: Julian Nagelsmann muss in der Königsklasse zeigen, dass er ein Coach auf Rekordmeister-Niveau ist.
"Es ist ein wichtiges Spiel für Bayern und auch ein wichtiges Spiel für mich persönlich. Natürlich wird eine Saison anders bewertet wenn du in der Champions League sehr weit kommst, als wenn du sehr früh ausscheidest", sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz am Montagabend auf Nachfrage von ran und lässt damit durchblicken, wie groß der Druck auf ihn eben doch ist.
Julian Nagelsmann bekommt von den Bayern-Bossen jeden Wünsch erfüllt
Auch weil ihm die Bosse um Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn regelmäßig seine Wünsche erfüllen – in einem Umfang, von dem einige seiner Vorgänger nur träumen konnten. Neue Spieler, Umstellungen im Trainerteam und vieles mehr: Nagelsmann hat eigentlich alles bekommen, was er für eine erfolgreiche Saison benötigt.
Umso unverständlicher ist es da, dass der 35-Jährige aktuell auf Konfrontationskurs mit seiner Mannschaft zu gehen scheint. Es ist ein Spiel mit dem Feuer!
Um in den beiden Partien gegen PSG erfolgreich zu sein, benötigt Nagelsmann alle Profis auf seiner Seite. Dass er gegen Bochum in der Halbzeitpause nur eine kurze (und laute) Kabinenpredigt hielt und nach dem Spiel seine Unzufriedenheit deutlich zeigte, dürfte nicht bei allen Stars gut ankommen. Zumal dem Coach immer wieder nachgesagt wird, er sei nicht selbstkritisch genug.
Update vom 24.03.2023: Wir zeigen die neuesten Entwicklungen nach der Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern München. Wir bieten einen Kommentar zum Nagelsmann-Aus und zu Thomas Tuchel. Und wir zeigen die Reaktionen zur Nagelsmann-Entlassung.
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FC Bayern: Julian Nagelsmann wirkt fast sorglos
Auch wenn der Trainer in Paris jetzt ein wenig zurückruderte und seine Arbeit mit in die Kritik einschloss, bleibt es ein gefährliches Spiel, das Nagelsmann da spielt. Öffentliche Ermahnungen kommen bei den Bayern-Profis bekanntlich selten gut an.
Die beiden Triple-Trainer Jupp Heynckes und Hansi Flick dosierten gerade in der entscheidenden Phase der Saison ihre öffentliche Kritik am Team immer sparsam. Die Spieler dankten es mit Leistung.
Nagelsmann hingegen wirkt fast ein wenig sorglos, wenn er beim Umgang mit seinen Profis den Vergleich zur Kindererziehung heranzieht und sagt: "Wenn ich meine Kinder schimpfe und sie dann traurig sind, sage ich ihnen, dass ich sie nur schimpfe, weil ich weiß, dass da noch viel Potential ist."
Zur Erinnerung: Ein ähnlicher Spruch wurde Niko Kovac in seiner Zeit als Bayern-Trainer einst richtig übel genommen…
Julian Nagelsmann besser als PSG-Trainer Galtier
Nein, Nagelsmanns Stuhl wackelt nicht, aber im Verein herrscht eine spürbare Unzufriedenheit. Vieles beim Rekordmeister läuft nicht "Bayern-like". Umso mehr sind die Duelle mit PSG die Gelegenheit, der Saison einen echten Schub zu geben. Da alle Beteiligten von einer 50:50-Chance sprechen, könnten die beiden Trainer den Ausschlag geben.
Nagelsmann weiß vermutlich selbst, dass er trotz seines jungen Alters im Vergleich zu PSG-Coach Christophe Galtier der Bessere ist. Jetzt muss er es aber auch zeigen.