Champions League
Kevin de Bruyne: Peps wichtigster Schlüssel zum Erfolg
- Aktualisiert: 26.04.2022
- 21:19 Uhr
- ran.de/Carolin Blüchel
Im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid ist Kevin de Bruyne Manchester Citys wichtigster Trumpf. ran wirft einen Blick auf den introvertierten Spielmacher, der so ganz anders ist als seine Kollegen.
München - An sein erstes Champions-League-Finale kann sich Kevin de Bruyne nicht mehr erinnern. Im vergangenen Jahr erlitt er im Zweikampf mit Chelsea-Verteidiger Antonio Rüdiger einen Nasenbein- und Augenhöhlenbruch, musste nach einer knappen Stunde beim Stand von 0:1 ausgewechselt werden. Die "Blues" holten sich gegen ein geschwächtes Manchester City den begehrten Henkelpott.
In dieser Saison könnte De Bruyne das Endspiel der Königsklasse ein zweites Mal erreichen. Schon im heutigen Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid (21 Uhr im Liveticker auf ran.de) wird vieles am Belgier hängen. Er ist Peps wertvollster Schlüssel zum Erfolg. Schon im Viertelfinale gegen Atletico Madrid erzielte der Offensiv-Allrounder das entscheidende Tor zum Halbfinale.
"Ich mag, dass er ein Spieler ist, der nicht nur viele Vorlagen gibt, sondern auch oft trifft", schwärmte Trainer Pep Guardiola zuletzt von seinem Vorzeige-Profi. "Ich habe ihm gesagt, dass er mehr Tore schießen muss, um ein anderes Level zu erreichen."
De Bruyne 2022 wie im Rausch
Eigentlich gilt de Bruyne als König der Assists. So egalisierte er in der Saison 2019/20 den Vorlagen-Rekord (20) von Arsenal-Legende Thierry Henry. In der laufenden Spielzeit kommt der 30-Jährige in 39 Pflichtspielen auf 14 Tore und elf Assists. Obwohl er in der Hinrunde noch von einer Knöchelblessur und einer Corona-Infektion ausgebremst worden war.
Seit Jahresbeginn aber läuft es wie am Schnürchen. Acht Treffer, sechs Vorlagen, so die wettbewerbsübergreifende Bilanz. Zuletzt, beim 5:1-Spektakel gegen Watford in der Premier League bereitete er erneut zwei Treffer vor, ehe ihn Guardiola nach einer knappen Stunde vom Feld nahm. Um ihn zu schonen.
"Auch wenn man es ihm nicht ansieht. Er spielt mit einigen störenden Wehwehchen im Knöchel. Wegen der Tritte, die er abbekommt", erklärte Guardiola. Kein Wunder. Jeder Gegner weiß: Stoppt man De Bruyne, zieht man in aller Regel auch den "Skyblues" den Zahn.
Externer Inhalt
Guardiola schwärmt von De Bruyne
Auch Guardiola weiß um die Qualitäten seines Spielmachers. Als der Spanier 2016 in Manchester anheuerte, war De Bruyne schon ein Jahr lang da. Sehr zum Wohlwollen Guardiolas, der den Belgier schon als Bayern-Coach immer nach München hatten locken wollen.
"Er ist ein besonderer Spieler und Mensch. Wenn er fit und mental glücklich ist und sein Potenzial ausschöpfen kann, ist er auf dieser Position nicht zu stoppen", so der Trainer. "Er ist einer, wie es Xavi, Andrea Pirlo und Andres Iniesta in ihren besten Zeiten waren."
Sechs Nominierungen für den Ballon d'Or bestätigen Guardiolas Einschätzung. De Bruyne selbst würde solch große Worte aber niemals über sich selbst verlieren. "Über mich zu sprechen ist eines der schwierigsten Dinge auf der Welt, die man von mir verlangen kann", gab der 30-Jährige 2019 in einem seiner seltenen Interviews mit "The Player's Tribune" zu.
Pflegefamilie wollte De Bruyne nicht haben
Das war schon immer so. Als er mit 14 Jahren im Ausbildungszentrum von Genk fernab der Heimat angenommen wurde, war er zeitweise bei einer Pflegefamilie untergebracht. Diese wollte den jungen DeBruyne nach nur einer Saison wieder loswerden. Er sei zu ruhig gewesen. De Bruyne erinnerte sich: "Meine Mutter sagte unter Tränen: Sie sagten, du warst schwierig. Weil du bist, wer du bist."
Worte, die sich im Kopf des Teenagers einbrannten. "Ich erinnere mich, dass ich irgendwann tatsächlich laut sagte: Alles wird gut. Egal was passiert, ich werde nicht als Versager nach Hause kommen."
Eine Saison später wurde er nach herausragenden Leistungen in die erste Jugend-Mannschaft des KCR Genk befördert. Besagte Pflegefamilie wollte ihn plötzlich wieder haben, de Bruyne verzichtete. "Es ist schon lustig, wie sich der Umgang mit Menschen im Fußball ändert, wenn es gut läuft", sagte er rückblickend.
De Bruyne: So angenehm anders
Zeitsprung. Auch bei seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Manchester City, wurde De Bruyne zunächst nicht mit offenen Armen empfangen. Die englische Presse ging nicht zimperlich mit ihm um, weil er Jahre zuvor den FC Chelsea zunächst leihweise für Werder Bremen und später für Wolfsburg verlassen hatte. "Sie sagten, ich sei der Chelsea-Verweigerer. Ein schwieriger Charakter", erinnerte sich der Spielmacher in "The Player's Tribune".
Heute ist der einst so schwierige Charakter Citys Erfolgsgarant Nummer ein. Drei Meisterschaften, einmal FA-Cup und fünf Siege im Ligapokal wäre ohne den introvertierten Ballkünstler wohl kaum vorstellbar gewesen.
Doch zur Vollendung braucht es eben noch diesen Triumph in der Champions League. Auch wenn De Bruyne selbst es sympathisch anders sieht. Zwar wolle er immer alles gewinnen und Geschichte schreiben, aber:
"Letztendlich geht es bei diesem Projekt bei City um mehr als nur ums Gewinnen. Es geht um eine bestimmte Art zu spielen und eine allgemeine Philosophie. (...) Einfachen Fußball zu spielen, ist eigentlich die schwierigste Sache der Welt. Aber wenn der Ball rollt? Für mich ist das die größte Freude, die ich im Leben haben kann."
Carolin Blüchel
Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.