Bereits vier Erstligisten ausgeschaltet
DFB-Pokalfinale 2025: Arminia Bielefeld - Wie die Dauerläufer von der Alm den VfB Stuttgart bezwingen können
- Veröffentlicht: 23.05.2025
- 12:03 Uhr
- Kai Esser
Arminia Bielefeld steht im Finale des DFB-Pokals. Auch wenn das Spiel nicht auf der Bielefelder Alm steigt, ist die Arminia alles andere als chancenlos. Denn der Kniat-Fußball funktioniert überall. Eine Analyse.
Von Kai Esser
Er wurde fast schon zum Politikum nach dem Pokal-Halbfinale zwischen Arminia Bielefeld und Titelverteidiger Bayer 04 Leverkusen: der Rasen in der Bielefelder Schüco-Arena.
"Da muss der DFB eine Strafe machen. Das geht nicht. Das kann man nicht akzeptieren", redete sich Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro nach dem 1:2 regelrecht in Rage, weil der Bielefelder Platz nicht dem gepflegten Teppich in der BayArena gleichkam.
Dabei ließ der Spanier jedoch unter den Tisch fallen, dass die Arminia das Spiel - völlig unabhängig vom Geläuf - hochverdient gewann. Denn was das Spiel der Arminia ausmacht, funktioniert völlig losgelöst vom Untergrund oder vom Stadion.
Arminia Bielefeld: Die Grundtugenden auf den Platz bringen
Es reicht nur ein Blick in die Statistikbücher der 3. Liga, um ungefähr zu erfahren, was die Arminia so stark macht.
Die meisten Abschlüsse pro Spiel? Bielefeld. Die meisten Ballaktionen im gegnerischen 16er? Bielefeld. Die laufstärkste Mannschaft? Bielefeld. Die wenigsten Gegentore? Bielefeld. Die meisten Ballgewinne im letzten Drittel? Zugegeben, die hat zwar Alemannia Aachen, aber Bielefeld rangiert direkt dahinter.
Das Konzept ist klar: Nicht nur sind die Jungs von Trainer Mitch Kniat fleißig wie die Bienen, sie schaffen es durch hohe Ballgewinne und Pressingmomente schnell vors gegnerische Tor zu kommen und sind dadurch häufig in Abschlussposition. Die drittbeste Offensive haben die Ostwestfalen nämlich auch.
Das Wichtigste in Kürze
Sinnbildlich dafür steht das zentrale Mittelfeld: Stefano Russo (415 Kilometer) und Kapitän Mael Corboz (414), übrigens zum besten Spieler der 3. Liga gewählt, treiben dort ihr Unwesen und laufen alle Lücken zu, die sich ergeben könnten. Nur Aachens Pferdelunge Soufiane El-Faouzi toppt das noch ligaweit (427).
Es sind die Grundtugenden, die bei Arminia quasi immer stimmen. Jeder hält sich an seine Aufgabe und jeder rennt was das Zeug hält. In den Bereichen, die kein Talent benötigen, macht der Arminia keiner etwas vor. Nicht umsonst mussten bereits vier Bundesligisten gegen den DSC die Segel streichen. Die sind zwar mit mehr Talent gesegnet, waren aber offenbar nicht in der Lage, diese Intensität mitzugehen. Der VfB ist mehr als gewarnt. Vor allem, da nur zwei Teams in der letzten Bundesliga-Saison weniger Kilometer liefen als die Schwaben.
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Arminia Bielefeld im Pokalfinale: Der Lohn für Geduld und Vertrauen
Ein Beispiel dafür, dass die Qualität des Rasens oder das Stadion egal sind: Die Arminia hat von den vergangenen 18 Pflichtspielen nur ein einziges verloren, mit 1:2 beim Nachbarn SC Verl. Und die Verler galten in der nun vergangenen Drittligasaison als eins der spielstärksten Teams, da ist eine Niederlage keine Schande.
Zwei weitere Partien endeten derweil Unentschieden, den Rest gewann der Drittliga-Meister. 15 Siege also! Darunter sowohl das 2:1 gegen Werder Bremen im großen Pokal als auch ein 1:0 bei den Sportfreunden Siegen aus der 5. Liga im Westfalenpokal.
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Es ist ein Ergebnis des eingeschlagenen Wegs von Trainer Kniat. Der hatte in seiner ersten Saison einen ganz schweren Stand, vermied nur um Haaresbreite den Abstieg des DSC. "Ich habe an meinem Weg festgehalten", sagte er vor kurzem. Konsequent wie auch mutig. "Ich hatte bei den Fans schon einen Doppelnamen: Kniat-Raus", scherzt der gebürtige Rheinländer mittlerweile.
Dass die Entscheidungsträger in Bielefeld an Kniat und seiner Philosophie festhielten, war ein Glücksfall für den ganzen Klub. Ein Glücksfall, der die Arminia ins Pokalfinale führte.
Und dort sind sie, dank jener Philosophie, alles andere als chancenlos gegen den VfB Stuttgart (Sa., ab 20 Uhr im Livestream auf Joyn und im Liveticker).