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DFB-Pokal

Saarbrücken gegen Gladbach: Peter Neururer über seine kuriose Zeit beim FCS

  • Aktualisiert: 12.03.2024
  • 17:01 Uhr
  • Oliver Jensen
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Peter Neururer spricht im ran-Interview über das Pokalspiel zwischen Drittligist 1. FC Saarbrücken und Borussia Mönchengladbach, seine eigene Vergangenheit im Saarland, die Hilfe von Franz Beckenbauer und Tricks bei der Rasenpflege.

Das Interview führte Oliver Jensen,

Kult-Trainer Peter Neururer hat eine besondere Verbindung zum 1. FC Saarbrücken, der heute Abend im Nachholspiel des DFB-Pokal-Viertelfinals auf Borussia Mönchengladbach (im Liveticker auf ran) trifft.

Er führte den Verein 1992 zum bislang letzten Mal in die Bundesliga - und erlebte danach einen kuriosen Abstieg. 

Bei ran spricht der 68-Jährige darüber, wie Franz Beckenbauer die Ablöse für seinen Sohn bezahlte, er den "NATO"-Sturm per Laptop fand, wie er seine Spieler zum Abschied aufforderte und wie er einst den Platz manipulierte sowie die Chancen des Außenseiters auf den Halbfinal-Einzug

ran: Herr Neururer, Sie sind der letzte Trainer, mit dem der 1. FC Saarbrücken erstklassig war. Welche Erinnerungen haben Sie an die Saison 92/93?

Peter Neururer: Als wir damals in die Bundesliga aufgestiegen sind, mussten wir uns verstärken - hatten aber kein Geld. Das Gesicht der Mannschaft hatte sich verändert, zum Beispiel ist unser damaliger Torschützenkönig Michael Preetz verkauft worden. Wir haben stattdessen Spieler geholt, die zwar nicht unbedingt gescheitert waren, aber sicherlich nicht die großartigste Karriere hingelegt haben. 

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ran: Zum Beispiel?

Neururer: Einen Mann wie Ex-Nationalspieler Wolfram Wutke, den wir ablösefrei von Espanyol Barcelona bekamen. Ich war damals ja unbekannterweise der erste Laptop-Trainer von Europa. Ich hatte eine Spieler-Datei, in der 3600 Spieler drin waren. Heute hat das jeder Regionalligist. Damals war ich der Einzige. Dann habe ich den US-Amerikaner Eric Wynalda und den russischen Nationalspieler Juri Sawitschew geholt. Man nannte die beiden damals den "NATO-Sturm" - obwohl Russland mit der NATO gar nichts zu tun hatte. Am Ende hat mir auch Franz Beckenbauer noch geholfen, meine Defensive zu stärken...

ran: Inwiefern?

Neururer: Er hat mir die Ablösesumme seines Sohnes Stephan bezahlt. Insgesamt waren wir eine gute und bunte Truppe. Wir haben über den Zusammenhalt funktioniert. Jeder hatte seine Aufgabe und eine hohe Wertigkeit - bis hin zum letzten Ersatzspieler. Dadurch sind wir gut in die Saison gestartet und haben für Furore gesorgt. Wir haben zum Beispiel im Ludwigspark gegen Bayern München 1:1 gespielt, haben Borussia Dortmund geschlagen, haben auch beim UEFA-Pokalsieger Bayer Leverkusen unentschieden gespielt. Wir waren der überragend spielende Aufsteiger.

ran: Trotzdem sind Sie zum Saisonende abgestiegen. Was ist schief gelaufen?

Neururer: Das war eine kuriose Geschichte. Ich hatte meinen Vertrag verlängert, bin dafür von einem Journalisten beglückwünscht worden - und dann fragte er mich, ob der Vertrag auch für die Oberliga gilt. Ich antwortete: "Willst du mich verarschen? Wir brauchen noch ein oder zwei Punkte und dann ist der Klassenerhalt sicher". Doch eine Firma, die uns drei Millionen Mark zahlen sollte, drohte uns wegzubrechen. Der Aufhebungsvertrag geriet in die "Bild"-Zeitung, sodass jeder Bescheid wusste. Das hätte für uns bedeutet, dass uns die Lizenz entzogen wird. Das bekamen natürlich die Spieler mit. Daher fragten sie mich, was sie tun sollen.

ran: Was haben sie geantwortet?

Neururer: Ich habe gesagt: "Als Trainer vom FCS sage ich, gebt weiter Gas. Als Mensch sage ich euch, seht zu, dass ihr hier schnell wegkommt." Und so kam es dann auch. Viele Spieler sind gegangen, einige waren verletzt. Die Mannschaft brach zusammen. Wir haben keinen einzigen Punkt mehr geholt und sind abgestiegen. Wir wurden von den gefeierten Super-Helden zu den Buhmännern. Die Lizenz hatten wir am Ende übrigens doch erhalten. Das war alles sehr, sehr traurig.

Peter Neururer führte den 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga, erlebte danach allerdings eine schwierige Saison
Peter Neururer führte den 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga, erlebte danach allerdings eine schwierige Saison© HJS

ran: Machen wir einen Sprung in die Gegenwart. Was ist Saarbrücken mittlerweile für ein Verein?

Neururer: Es hat seine Gründe, dass ich der letzte Bundesliga-Trainer des 1. FC Saarbrücken gewesen bin. Da müssen sich einige Funktionäre aus der Vergangenheit selber hinterfragen. Der Verein muss zurück in die 2. oder 1. Bundesliga, das ist völlig klar. Ich kenne Jürgen Luginger gut, den ich bei Schalke und in Hannover als Spieler hatte. Er ist ein überragender Sportdirektor. Er weiß, wie man eine Mannschaft und einen Verein nach oben bringt.

ran: Der 1. FC Saarbrücken stand bereits im Jahre 2020 im Halbfinale des DFB-Pokals. Nun haben sie erneut die Chance dazu. Warum liegen Saarbrücken Pokalspiele? Das kann ja kein Zufall mehr sein...

Neururer: Nein, natürlich ist das kein Zufall. Zunächst einmal muss man guten Fußball spielen. Allerdings kommen die Platzverhältnisse maßgeblich dazu. Auch gegen Bayern München war der Platz kein Teppich. Da hat der vermeintlich kleinere Verein immer Vorteile. Derjenige, der das Spiel macht, hat ein Problem. Das war gegen Bayern München und auch gegen Eintracht Frankfurt der Fall. Dann gibt es mit Saarbrücken einen Gegner, der wahnsinnig motiviert ist, jeden Zweikampf sucht und feiert. Die merken dann, dass der große Gegner verwundbar ist. Bei Bayern kam auch noch die Signalwirkung hinzu, dass Harry Kane zunächst auf der Bank gelassen wurde.

ran: Das war also der entscheidende Fehler?

Neururer: Der Gegner denkt sich dann: 'Schön, dass er nicht spielt.' Und die Spieler von Bayern denken sich: 'Wenn man unseren 100-Millionen-Mann draußen lässt, kann es ja nicht so schwer werden.' Man nimmt den Gegner nicht für voll. Dieser Schalter lässt sich dann auch nicht mehr umlegen. Die Spieler von Saarbrücken hingegen kämpfen praktisch für ihr Lebensziel. Dann folgte das Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt - im eigenen Stadion, mit all der Euphorie. Die dachten sich: "Wenn wir Bayern schlagen können, warum sollen wir dann nicht auch Frankfurt besiegen?"

ran: Und jetzt geht es gegen Borussia Mönchengladbach...

Neururer: Da könnte das Gleiche passieren. Ich bin mir sicher, dass der Trainer von Gladbach daran erinnern wird, dass Saarbrücken in diesem Stadion bereits Bayern München und Eintracht Frankfurt geschlagen hat . Er wird auch daran erinnern, dass der Pokal eine große Chance bietet, nächste Saison international zu spielen. Der Trainer wird auch an den rutschigen Boden erinnern. Und trotzdem werden die Spieler von Gladbach, die nun auch keine tolle Saison spielen, im Hinterkopf haben, dass sie gegen einen Underdog spielen. 

ran: Und der Underdog wird dem Gegner wieder einen harten Kampf abliefern?

Neururer: Klar, wenn sie jetzt wieder gewinnen sollten. Was würde das bedeuten? Ich will jetzt gar nicht von den finanziellen Aspekten sprechen - was man damit machen könnte und dass man möglicherweise einen weiteren Schritt in Richtung Aufstieg im nächsten Jahr planen könnte. Daran denken die Spieler nämlich nicht. Aber sie können ein einmaliges Erlebnis schaffen. Da setzen sich Kräfte frei, die unglaublich sind. Das kann heute passieren. Wenn die gut ins Spiel kommen und Gladbach nicht ins Spiel findet, dann bin ich gespannt. Wenn Gladbach und Saarbrücken zehnmal gegeneinander spielen, gewinnt Gladbach vielleicht neun Spiele. Aber vielleicht ist heute das zehnte Spiel. 

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Ich habe mal einen Platz vereisen lassen

Peter Neururer über den Einfluss der Platzverhältnisse im Fußball

ran: Die Rasenverhältnisse sind erneut schlecht. Glauben Sie, dass der Platzwart nicht allzu motiviert ist, den Rasen wieder hinzubekommen, weil schlechte Platzverhältnisse für Saarbrücken ein Vorteil wären?

Neururer: Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe so etwas mal gemacht und einen Platz vereisen lassen.

ran: Wie kam es dazu?

Neururer: Ich war Trainer der Kickers Offenbach, wir befanden uns im Abstiegskampf und wir spielten gegen den VfL Bochum. Ich hatte zwei gute Außenverteidiger, die aber sehr langsam waren. Bochum hingegen hatte mit Delron Buckley und Peter Peschel zwei sehr schnelle Flügelspieler. Im Vorfeld gab es Frost. Unser Platzwart versuchte, den Platz vom Eis zu befreien. Ich rannte auf den Platz und sagte zum Spaß: "Wenn du noch einmal die Hacke in die Hand nimmst , schmeiße ich dich raus." Er sollte den Platz speziell außen so schlecht lassen, wie er war. Das hat er gemacht. 

ran: Und wie ist das Spiel ausgegangen?

Neururer: Wir haben 2:1 gewonnen. Bochum konnte auf dem Boden einfach nicht spielen. Aber so krass wird es heute in Saarbrücken nicht sein. Ich glaube auch nicht, dass da manipuliert wird. Es wäre ja für das Image des Vereins nicht gut, wenn es da heute wieder eine Schlammschlacht gäbe.

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