Europa League
Europa League - Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt: Und plötzlich machte es Klick
- Aktualisiert: 11.05.2022
- 15:28 Uhr
- ran.de/Timo Nicklaus
Der Start in die Saison lief für Oliver Glasner gelinde gesagt holprig. Und doch steht der Österreicher zusammen mit der Eintracht aus Frankfurt am Donnerstag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) im Halbfinale der Europa League. Wie das gelang? Oliver Glasner hatte einen Plan. Und diesen verfolgte er konsequent.
München/London - 9. Spieltag. Ein Auswärtsspiel. Sonntags. In Bochum. Für die Eintracht war es der Tiefpunkt. Vorläufig - man weiß ja nicht, was noch kommt.
Viele der knapp 20.000 Heimfans feierten den Aufsteiger frenetisch. 2:0 hatte der gerade gegen die Frankfurter um Neu-Trainer Oliver Glasner gewonnen. Und im Gästeblock? Stille. Verwunderung. Ein wenig Entsetzen.
Der Europa-League-Teilnehmer war nach nur einem Sieg aus den ersten neun Partien plötzlich unten in der Tabelle angekommen. 15. Platz - umklammert von Augsburg, Bielefeld und eben jenen Bochumern.
Dass der bis dato einzige Saisonsieg damals ausgerechnet in der Allianz Arena bei den Bayern gelang? Geschenkt. Kritiker sprachen bereits vom Kampf um den Klassenerhalt. Fans, Experten - sie alle fragten sich: Wo ist ihr Plan, Herr Glasner?
Glasner fiebert West Ham entgegen
Dieser - damals noch nicht so klare - Plan hat Eintracht Frankfurt nun ins Halbfinale der Europa League gebracht. Am Donnerstag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) gastieren die Hessen bei West Ham United.
Es ist das, "persönlich größte Spiel meiner Karriere", gab Glasner vor dem Duell zu, "weil es in einem Halbfinale keine Rolle spielt, wie der Gegner heißt. Ich hoffe, dass noch ein größeres folgt".
Die Marschroute ist klar, Frankfurt peilt das erste internationale Finale seit dem Triumph im UEFA-Cup 1980 an.
Doch wie schaffte es die Eintracht nach diesem verkorksten Saisonstart zu einem Punkt, an dem man im Camp Nou den großen FC Barcelona düpierte? Wie sah er also aus, der Plan?
"Ich hatte eine Idee, die bei meinen vorherigen Klubs funktioniert hat", erklärte Glasner bereits im Dezember 2021: "Deswegen hat die Eintracht mich auch geholt. Es war klar, dass wir an unserer Idee festhalten".
Schon beim VfL Wolfsburg verfolgte der Österreicher die Philosophie, ein hohes Pressing spielen zu lassen um den Gegner früh unter Druck setzen zu können.
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Akribische Arbeit ein Schlüssel zum Erfolg
In Frankfurt stockte der Glasner-Motor zunächst. Doch während von außen Unruhe hereingetragen wurde, blieb man in der Spitze ruhig: "Uns war klar, dass das Zeit braucht", schätzte Sportdirektor Markus Krösche in der "ARD" ein.
Glasner arbeitete jedes Training akribisch, war bekannt dafür, die Einheiten immer wieder zu unterbrechen. Den Spielern sollte die Glasner-DNA um jeden Preis eingetrichtert werden.
Und dann war es plötzlich so weit. Nach dem angesprochenen 9. Spieltag machte es "Klick".
Schnelles Umschalten, brutales Pressing. All das lief schlagartig. Sechs Siege aus sieben Spielen - von Anfang November bis Ende Dezember setzte die Eintracht zum Erfolgslauf an.
Dazwischen immer wieder diese magischen Nächte in Europa - abgeschlossen mit Platz eins in Gruppe D der Europa League.
Es lief wieder in Frankfurt. Ganz anders dagegen bei Glasners vorherigem Verein. Bis heute kam Wolfsburg nach dessen Abgang vergangenen Sommer nie wieder richtig in Fahrt. Verkehrte Welt - oder: No Glasner, No Party.
Frankfurter Erfolgszug soll erneut in Sevilla enden
Es war Glasner daher ein großes Anliegen, kurz vor der Winterpause auch öffentlich "Danke" zu sagen. "Ich habe vorhin den Spielern gedankt, dass sie trotz des schwierigen Starts immer bei der Stange geblieben sind. Sie haben nie an unseren Ideen gezweifelt und haben immer mitgezogen."
Eine Einheit, das waren Glasner und die Mannschaft ohnehin von Beginn an. Das hat sich mit zunehmender Dauer auch ausgezahlt.
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass die Frankfurter inmitten der Europapokal-Euphorie in der Liga zuletzt wieder etwas den Faden verloren hatten. Seit fünf Spielen ist man ohne Sieg, die internationalen Plätze sind drei Spieltage vor dem Ende quasi unerreichbar.
Und dennoch: Sollte der Erfolgszug durch die Städte Europas nach Sevilla, Barcelona und London die Eintracht schlussendlich erneut nach Sevilla - zum Finale - führen, dann wird die durchwachsene Bundesliga-Saison schnell vergessen sein.
"Wir sehen uns in einer guten Verfassung, gehen mit Selbstvertrauen, aber auch sehr großem Respekt in das Halbfinale", sagt Glasner.
Alles ist angerichtet.
Timo Nicklaus
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