Pleite gegen die Türkei
DFB-Team: Gündogan und Kimmich? Das passt einfach nicht - Kommentar
- Aktualisiert: 19.11.2023
- 10:45 Uhr
- Martin Volkmar
Nach der Heimpleite gegen die Türkei muss Julian Nagelsmann umdenken und im zentralen Mittelfeld umbauen. Wie bei früheren erfolgreichen deutschen Turnieren braucht es mehr Pragmatismus. Ein Kommentar.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
Julian Nagelsmann war vor dem Länderspiel gegen die Türkei sehr klar, als ihn ran auf seine Planungen mit Joshua Kimmich ansprach.
Dieser sei ein defensiver Mittelfeldspieler und kein Außenverteidiger, daher werde der Bayern-Profi auf dieser Position nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen, erklärt der Bundestrainer da.
Nach dem 2:3 gegen die Türkei kann man guten Gewissens feststellen: Die Ausnahme sollte in der DFB-Auswahl zur Regel werden.
Man muss nicht immer einer Meinung mit Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sein, aber seine Analyse nach der bitteren Heimpleite traf den Nagel auf den Kopf: Kimmich und Kapitän Ilkay Gündogan sind an guten Tagen Weltklasse, nur zeigen sie das gerade zusammen in der Nationalmannschaft eigentlich nie.
Das Wichtigste in Kürze
Nominell hätten viele Länder wohl gerne ein zentrales Mittelfeld mit diesen beiden Spielern, doch in der DFB-Auswahl funktioniert das Duo einfach nicht. Der Auftritt gegen die sogar mit zahlreichen Ersatzspielern angetretenen Türken war ein weiterer Beweis dafür, aber nicht der erste.
Zwei Bundestrainer an Kimmich/Gündogan gescheitert
Schon bei den vergangenen beiden Turnieren ist Deutschland früh ausgeschieden, weil es weder Weltmeister-Trainer Jogi Löw noch Bayerns Sextuple-Coach Hansi Flick schafften, ein funktionierendes Mittelfeld mit Gündogan und Kimmich hinzubekommen.
Nun scheint in Julian Nagelsmann der nächste Bundestrainer an dieser auf dem Papier so vermeintlich einfachen Aufgabe zu scheitern. Fakt ist, dass es gegen die Türkei gerade im zentralen Mittelfeld fast nie gelang, das Spiel zu dominieren, die Räume in der Rückwärtsbewegung zu schließen und dem Aufbauspiel des Gegners den Stecker zu ziehen.
So bleibt die wesentliche Erkenntnis des missglückten Testlaufs in Berlin: Gündogan und Kimmich – das passt einfach nicht.
Externer Inhalt
Nagelsmann sollte auf Groß oder Goretzka setzen
Nagelsmann sollte daher auf Pascal Groß oder einen anderen mannschaftlichen Sechser setzen, der sich auf die Drecksarbeit fokussiert und dem gesetzten Spielführer Gündogan den Rücken freihält – so wie es beispielsweise Rodri bei Manchester Citys Triple-Triumph gemacht hat.
DFB-Team vs. Türkei: Die Noten der DFB-Stars
Oder die Zeit bis zur Heim-EM nutzen, um zu schauen, ob ein Gelsenkirchener Tandem mit Gündogan und Leon Goretzka eine Alternative sein kann.
DFB-Team braucht Kimmich – aber nicht zentral
Trotzdem braucht die deutsche Mannschaft einen Kimmich in Topverfassung, aber dann eben auf der Problemzone rechts hinten in der Viererkette. Dass er das hervorragend kann, hat der Münchner ja unter anderem bei Bayerns Champions-League-Sieg 2020 oder dem EM-Halbfinaleinzug 2016 bewiesen.
Zumal Benjamin Henrichs, der derzeit einzige deutsche Außenverteidiger auf internationalem Niveau, dann die Leerstelle auf der linken Seite füllen könnte.
Deutsche Turniersiege immer dank Pragmatismus
Nagelsmann und auch Kimmich selbst sollten jetzt über ihren Schatten springen und sich für die bestmögliche Lösung im Sinne des Teams entscheiden. Dazu reicht der Blick zurück auf die deutschen Erfolge bei EM- und WM-Endrunden.
Denn in den Siegerteams standen immer ein oder mehrere Spieler, die sich im Dienste der Mannschaft auf eine Position versetzen ließen, die sie im Verein nicht spielten. Zuletzt war das der zum Linksverteidiger umgeschulte Benedikt Höwedes beim WM-Sieg 2014.
Ein Pragmatismus, den Deutschland auch 2024 braucht.