DFB-Team: Von wegen Aufbruch! Es wird immer schlimmer - Kommentar
Aktualisiert: 23.11.2023
14:04 Uhr
Tobias Hlusiak
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Beim 0:2 (0:1) in Österreich erlebt die deutsche Nationalmannschaft ein Debakel. Das Team von Julian Nagelsmann ist in allen Belangen unterlegen und zieht völlig zurecht erneut den Kürzeren. Die sanfte Aufbruchstimmung ist längst verflogen. Vielmehr befindet man sich im freien Fall. Ein Kommentar.
Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak
Die Szene wirkte seltsam vertraut.
Als Rudi Völler weit nach Spielende im Bauch des Wiener Ernst-Happel-Stadions vor die versammelte Presse trat, wurden Erinnerungen an den 9. September wach. Vor zwei Monaten und zwölf Tagen hatte der DFB-Direktor den gleichen Weg gewählt - damals in Wolfsburg.
Abgekämpft erklärte er die 1:4-Blamage gegen Japan. Er beschwor "deutsche Tugenden" und forderte fünf bis zehn Prozent extra. Die, so Völler, hätten gefehlt.
Am nächsten Tag verlor Bundestrainer Hansi Flick seinen Job.
Mittlerweile heißt der Coach der DFB-Elf Julian Nagelsmann.
Doch in Wien wählte Völler im Grunde die gleichen Worte, auch wenn man zuvor nur 0:2 verloren hatte. Das allerdings völlig verdient gegen ein starkes Österreich.
Nagelsmann wird seinen Job nicht verlieren.
Und trotzdem zeigen die Auftritte Völlers und der Mannschaft, dass sich nichts verbessert hat. Im Gegenteil: Eigentlich ist die Situation noch viel verzwickter als vor zwei Monaten.
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Nagelsmanns Team ist jetzt doppelt verunsichert
Nagelsmann hatte ein verunsichertes Team übernommen. Er war der erklärte Wunschkandidat der Verbandsspitze gewesen. Als er schließlich antrat, schien sich alles zum Guten zu wenden.
Die USA-Reise absolvierte man durchaus erfolgreich. Der Trainer strahlte zuversicht aus und auch die Mannschaft schien den Ernst der Lage erfasst zu haben.
Zwei Spiele später hat man sich in ein Loch manövriert, welches tiefer ist, als je zuvor. 2:3 gegen die Türkei. 0:2 in Österreich.
Kapitän Ilkay Gündogan sprach aus, was viele dachten: "Schlimmer geht es nicht mehr!" Völler legte nahe, man habe sich "vielleicht zu sicher gefühlt".
Die Verunsicherung hat sich potentiert. Und nicht nur das. Der Bundestrainer hat durch seine innovative Spielidee zusätzlich für Verwirrung bei den eigenen Spielern gesorgt. So jedenfalls sieht es von außen aus.
Klar: Testspiele sind zum testen da. Aber: Nagelsmann läuft langsam aber sicher die Zeit davon.
Das Länderspielbudget für 2023 ist erschöpft. Bis März gibt es keine Partien mehr. Also auch keine gemeinsamen Trainings.
Die Grundsatzfrage der Spielidee ist noch offen
Die ohnehin schon schwierige Aufgabe ist für den Bundestrainer noch anspruchsvoller geworden.
Auf der Pressekonferenz in Wien ließ er einen Blick in seine Überlegungen zu. Er wisse noch nicht, ob man im kommenden Jahr weiter den Ansatz eines Spitzenteams - also Durchsetzen der eigenen Spielidee - oder den einer auf den Gegner reagierenden Mannschaft wählen solle.
Darüber, so Nagelsmann, werde er sich nun Gedanken machen.
Dass eine solch grundsätzliche Frage ein gutes halbes Jahr vor der EM im eigenen Land überhaupt noch offen ist, zeigt das ganze Dilemma.
Österreichs Fans griffen zu einer drastischeren Formulierung. Sie sangen "Der DFB ist so im A****"!"