Kommentar zur Steigerung des DFB-Teams
DFB-Team: Diese Gründe sprechen für Rudi Völler als Bundestrainer
- Aktualisiert: 13.09.2023
- 11:47 Uhr
- Martin Volkmar
Der sportliche Neuanfang der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich hat gezeigt, dass das Modell mit Rudi Völler und zwei kompetenten Assistenten eine Lösung bis zur Heim-EM sein kann. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Fußball ist ein einfaches Spiel. Manchmal reichen 90 Minuten, um den Turnaround zu schaffen.
Zwar weiß niemand, ob der 2:1-Sieg gegen Vize-Weltmeister Frankreich tatsächlich schon der Wendepunkt zum Besseren war. Aber die engagierte und überzeugende Leistung hat gereicht, um zumindest im Dortmunder Stadion für einen Stimmungsumschwung zu sorgen.
Der lautstarke Support und die Begeisterung während und nach dem Spiel haben gezeigt, dass die Kritik an vermeintlich fehlender Rückendeckung der Nationalmannschaft völlig daneben, weil falsch ist. Die Fans wollen den EM-Gastgeber unterstützen, aber dieser Schulterschluss klappt nur, wenn die Spieler auf dem Platz alles geben und erfolgreich sind.
Das gelang am Dienstag, weil sich das Interims-Trainerteam auf die Basics fokussierte und damit in der kurzen Zeit auch zu den zuletzt stark verunsicherten Spielern durchdrang. Defensive Stabilität und offensive Durchschlagskraft durch das Ein-Mal-Eins des Spiels: Leidenschaft, Teamwork und Selbstbewusstsein.
Dass dieser erste Hoffnungsschimmer auf eine erfolgreiche Heim-Europameisterschaft 2024 nach Monaten des Frustes und der Negativergebnisse ausgerechnet unter Rudi Völler gelang, ist ebenfalls bezeichnend.
Das Wichtigste in Kürze
Man muss nicht sofort in die Euphorie des Boulevards einstimmen, der nun "Rudi Riese" und den "Rudi-Rausch" feiert. Aber es gibt doch einige gute Gründe, ernsthaft über einen Bundestrainer Rudi Völler bis zur EM-Endrunde nachzudenken.
Bundestrainer: Überzeugende Alternativen fehlen
Das Argument der fehlenden Alternativen, das Hansi Flick viel zu lange im Amt hielt, ist ja nicht über Nacht hinfällig geworden. Im Gegenteil: Wunschkandidaten wie Jürgen Klopp und Matthias Sammer stehen nicht zur Verfügung und beim verbliebenen Top-Anwärter Julian Nagelsmann gibt es zahlreiche Zweifel und offene Fragen.
Kann und will der Ex-Bayern-Coach eine Nationalmannschaft trainieren oder scheut er vielleicht sogar das Risiko? Und ist er mit seinem bisherigen Salär von angeblich rund sieben Millionen Euro für den hoch verschuldeten DFB überhaupt finanzierbar? Unklar.
Somit wäre man schnell bei den Namen aus der zweiten und dritten Reihe, weshalb dann doch deutlich mehr für Völler spricht. Klar ist: Der 63-Jährige möchte sich den stressigen Job eigentlich nicht mehr antun, wie er mehrfach betonte.
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Rudi Völler: So könnte eine Lösung aussehen
Wenn man ihn sowohl nach dem Japan-Debakel als auch dem Frankreich-Comeback durchgeschwitzt und abgekämpft erlebte, kann man seine Skepsis und seine Sorge vor körperlicher und mentaler Überforderung auf dem Posten des wichtigsten Trainers Deutschlands nachvollziehen.
Aber wie wäre eine Lösung, die sich schon in den vergangenen Tagen andeutete, mit einem Teamchef Völler in einer Supervisor-Funktion sowie den beiden Assistenten Hannes Wolf und Sandro Wagner als "Acting Coaches" im Alltag?
Das derzeitige U20-Trainerduo bringt nach Ansicht der meisten Beobachter und Experten fast alles mit für den Job bei der Nationalelf: Sie sind kompetent, eloquent sowie authentisch - und ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten sehr gut.
Deutschland vs. Frankreich: Die Noten zum Länderspiel
Für die Heim-EM braucht es eine Lichtgestalt
Trotzdem braucht es für die für den schlingernden deutschen Fußball so extrem wichtige Heim-EM eine Lichtgestalt an der Spitze, und das können weder der als Bundesliga-Trainer nur mäßig erfolgreiche Wolf noch der bislang lediglich in der vierten Liga tätige Wagner sein.
Beide könnten aber bis zur EM in Völlers Schatten wachsen, um dann aus ihm herauszutreten wie 2006 der zuvor fast schon gescheiterte Jogi Löw nach seiner Zeit als Assistent von Jürgen Klinsmann.
Bis dahin kann Völler den Job als Bundestrainer durchaus machen, denn Termine, Medienpräsenz und öffentlichen Druck hat er in seiner aktuellen Rolle als DFB-Sportchef bis zur EM beinahe genauso.
Vielleicht kann man ihn mit einem solchen Teamchef-Modell tatsächlich überzeugen - zumal das Comeback gegen Frankreich gezeigt hat, dass der Publikumsliebling schlecht nein sagen kann.