DFB wechselt von Adidas zu Nike: So erklärt der Verband den Prozess
Aktualisiert: 23.03.2024
11:18 Uhr
Chris Lugert
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Das Ende der Zusammenarbeit des DFB mit Adidas schlug in ganz Fußball-Deutschland hohe Wellen. Jetzt hat der Verband ausführlich Stellung zur Thematik genommen.
Diese Nachricht schockte am Donnerstag ganz Fußball-Deutschland: Der DFB und Ausrüster Adidas gehen ab 2027 nach über 70 Jahren getrennte Wege. Stattdessen setzt der Verband künftig auf den US-Konzern Nike als Trikotpartner.
Die Reaktionen deckten das komplette Spektrum ab, von beißender Kritik bis hin zu Verständnis für die wirtschaftlichen Gegebenheiten. Sogar die Politik meldete sich zu Wort, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hätte sich etwa mehr "Standortpatriotismus" vom DFB gewünscht. Friedrich März (CDU-Chef) nannte den Deal "unpatriotisch".
Andreas Rettig, Geschäftsführer der Abteilung Sport beim DFB, kritisierte diese Aussagen gegenüber ran scharf: "Ich habe mich schon sehr gewundert, dass sich Politiker kenntnisfrei und ohne Faktenlage populistisch so aus dem Fenster lehnen. Da hätte man lieber schweigen sollen."
Der Verband hat ebenfalls ausführlich Stellung zu der Thematik genommen. In einem FAQ auf der eigenen Homepage will der DFB die Antworten auf die wichtigsten Fragen liefern, bleibt bei einigen Details aber unklar.
Auf die wichtigste Frage, warum Adidas der Laufpass gegeben wurde, liefert der DFB folgende Begründung: "Die beim DFB eingegangenen Angebote wurden durch die Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG geprüft und bewertet. In diesem Prozess wurden inhaltliche und wirtschaftliche Gesichtspunkte gleichermaßen berücksichtigt."
Und weiter: "Am Ende dieses Prozesses stand die Empfehlung an den Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung der DFB GmbH & Co. KG, dem Ausrüstervertrag mit Nike zuzustimmen. Dieser Empfehlung wurde in den Gremien entsprochen und die für den Abschluss des Vertrages erforderliche Zustimmung einstimmig erteilt."
Dass es vor allem um finanzielle Aspekte ging, erklärte bereits am Donnerstag Dr. Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, ganz offen. "Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet", wurde er zitiert.
Berichte vom "Handelsblatt", wonach Nike ab 2027 jährlich 100 Millionen Euro an den DFB zahlt, wollte der Verband nicht bestätigen. "Im Ausschreibungsverfahren haben sich alle Beteiligten zur Vertraulichkeit verpflichtet, der DFB wird Zahlen zum wirtschaftlichen Rahmen der Partnerschaft mit Nike daher weder bestätigen noch dementieren oder kommentieren", hieß es.
DFB betont "besondere" Geschichte mit Adidas
Gegen Vorwürfe, der DFB werfe eine jahrzehntelange Tradition mit Adidas über den Haufen, wehrt sich der Verband. "Der DFB fühlt sich der gemeinsamen Tradition verpflichtet und ist bestrebt, die Partnerschaft bis zum letzten Tag positiv zu gestalten", schrieb der Verband.
Und weiter: "Die Erfolge und die gemeinsame Geschichte wird der DFB nie vergessen, adidas wird immer ein besonderer Teil der DFB-Historie sein, auf den der DFB mit großer Dankbarkeit und mit großem Stolz blickt."
Kritik gab es auch am Zeitpunkt der Kommunikation kurz vor der anstehenden Heim-EM. Hier verweist der DFB auf die Besonderheiten des Kapitalmarktes.
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"Am Verfahren waren mehrere börsennotierte Unternehmen beteiligt. Da ein solcher Abschluss erfahrungsgemäß potenziell Einfluss auf die Kapitalmärkte haben kann, wurden alle Verfahrensteilnehmer parallel informiert und wurde im Anschluss öffentlich kommuniziert", erklärte der DFB. Zudem sei es wichtig gewesen, "jegliches Risiko für Insiderhandel zu minimieren", betonte der Verband.
DFB stellt klar: Wir finanzieren die Verbände
Abschließend verweist der DFB auf die besondere finanzielle Situation, in die der deutsche Fußball eingebettet sei. "Der DFB erhält kein Geld von Amateurvereinen. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Sport. Normalerweise finanzieren Vereine und Landesverbände den Dachverband. Im Fußball ist es genau umgekehrt", stellte er klar.
"Der DFB finanziert die Landesverbände und die Basis. Damit schafft er die Grundlage dafür, dass Fußball weiterhin Volkssport ist und Vereinsfußball für alle bezahlbar bleibt. Dies begreift der DFB als große Verantwortung und Verpflichtung", so der Verband weiter. Insgesamt investierten der DFB und seine Landesverbände rund 125 Millionen Euro pro Jahr in den Amateurfußball.
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DFB-Geschäftsführer Rettig über Kritik: "Angebote waren nicht vergleichbar"
"Wir haben Verantwortung für viele hunderte Mitarbeiter, für die Landesverbände, für die Basis. Die Angebote waren nicht ansatzweise vergleichbar und da darf man uns nicht verübeln, dass wir in einer wirtschaftlichen Situation eine solche Entscheidung treffen", sagte Rettig gegenüber ran.
Für das mediale Echo und die Trauer bei adidas habe der 60-Jährige allerdings auch Verständnis.