Ärgerliches Aus im Achtelfinale gegen Italien
EM 2021: Österreich zwischen VAR-Frust und Lust am eigenen Spiel
- Aktualisiert: 27.06.2021
- 13:40 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Österreich ist im wahrsten Sinne des Wortes nur um Millimeter am Viertelfinale bei dieser EM vorbeigeschrammt. VAR-Fans waren die Rot-Weiß-Roten nach dem Aus gegen Italien verständlicherweise nicht. Doch bei den Interviews schwang auch eine gehörige Portion Stolz mit.
München - Irgendwo musste der angestaute Frust und Ärger über die unglückliche Niederlage und das damit verbundene vermeidbare EM-Aus hin. Bei Marko Arnautovic entlud er sich nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen Italien am VAR.
"Keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Schwer Worte zu finden. Ich denke, wenn ein Quäntchen Glück auf unserer Seite ist, ist das Spiel nach 90 Minuten vorbei und wir sind weiter", schimpfte Österreichs verhinderter Torschütze, der bei seinem Kopfball auf Vorlage von David Alaba in der 65. Minute hauchzart im Abseits gestanden hatte.
"Italien wäre nicht zurückgekommen"
Der frühere Bremer war angesichts der Schlüsselszene bedient: "Das hat mit Fußball gar nichts mehr zu tun, aber wir müssen das akzeptieren, für mich persönlich ist es extrem schwer. Weil ich glaube nicht, dass sie zurückgekommen wären nach diesem 1:0."
Dass später auch noch Stefan Lainer im elfmeterreifen Duell mit Matteo Pessina leer ausging, weil auch der Gladbacher minimal im Abseits gestanden hatte, passte da ins Bild eines Abends, an dem Rot-Weiß-Rot die Fußballwelt ins Staunen versetzt hatte.
Nur der verdiente Lohn blieb dem Team von Trainer Franco Foda verwehrt.
Trainer Foda denkt direkt an die Kritiker
Der Ex-Profi wusste zumindest, was die Stunde geschlagen hat, schickte augenzwinkernd direkt einen Gruß in die Heimat an die grantelnden Experten: "Jetzt haben die Kritiker einmal zwei, drei Woche Pause, und danach dürfen sie uns wieder kritisieren."
Im Hinblick auf das Turnier gibt es dafür wirklich keinerlei Grund. Dank Siegen über Nordmazedonien (3:1) und die Ukraine (1:0) stand Österreich erstmals seit 57 Jahren wieder in einem Achtelfinale einer EM. Und bot dort den bisher beinahe aufreizend leichtfüßig durch das Turnier spazierten Italienern über 120 Minuten auf beeindruckende Weise Paroli.
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Kalajdzic findet's "grausam"
"Wir haben gezeigt, dass wir nicht nur gute Skifahrer haben", verdeutlichte Anschlusstorschütze Sasa Kalajdzic die Bedeutung des Achtungserfolgs. Allerdings verhehlte der Stuttgarter auch nicht den mitschwingenden Schmerz nach dem Ausscheiden: "Es ist nicht nur eines der grausamsten Fußballspiele für mich, sondern auch in Österreichs Geschichte überhaupt."
Denn auch der baumlange Stürmer haderte mit dem VAR: "Zuerst ist der Marko mit dem Zeh im Abseits, dann kriegen wir ein unnötiges Tor." Der Anfang vom Ende, gerade als der klare Außenseiter mehr und mehr Oberwasser gewann und die "Squadra Azzurra" ins Wanken brachte.
"Wir waren mindestens ebenbürtig"
Das sieht auch Kalajdzic so: "Das Aus ist absolut nicht verdient, wir waren mindestens ebenbürtig, vielleicht sogar besser."
Dem kann Arnautovic, der vor der Rückkehr nach Italien stehen und zum FC Bologna wechseln soll, nur beipflichten: "Ich bin nicht zufrieden. Ich wollte auch ins Viertelfinale, ich denke, das wollten wir alle. Wenn du die Gesichter von allen siehst, sieht man, dass keiner zufrieden ist, dass wir jetzt nach Hause gehen."
Alaba empfindet auch Stolz
Natürlich nicht. Dafür sind sie schließlich Sportler. Die immer an ihre Chance glauben. Oder zumindest bis zum Schlusspfiff. Das schwang auch in den Worten von David Alaba mit. "Wir haben alles versucht, wurden aber nicht belohnt. Es tut sehr weh", resignierte der Kapitän und Star der Mannschaft.
Zugleich stellte er aber auch klar: "Wir können unglaublich stolz sein, Österreich kann das auch." Immerhin hatten sie den viermaligen Weltmeister am Rande einer Niederlage - trotz der zweimaligen Millimeter-Entscheidungen zu ihren Ungunsten.
Foda freut sich über guten Fußball
Und so wollte auch der Trainer, der "so viele Komplimente erhalten" hatte wie noch nie nach einem Spiel, nicht nur das Negative sehen. Foda bilanzierte: "Die Mannschaft hat Geschichte geschrieben, die Mannschaft hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie richtig gut Fußball spielen kann."
Nicht zu vergessen: Es wird ein nächstes Mal geben. Und damit weitere Chancen, Großes zu vollbringen.
Marcus Giebel
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