Niederlage in der Nations League
Nations League - DFB-Team gegen Portugal: So ist der WM-Titel nur ein Wunschgedanke – ein Kommentar
- Aktualisiert: 06.06.2025
- 09:52 Uhr
- Martin Volkmar
Die deutsche Mannschaft scheitert beim ernüchternden 1:2 gegen Portugal nicht nur wegen der vielen Ausfälle. Sondern auch wegen merkwürdiger taktischer Entscheidungen von Julian Nagelsmann und der enttäuschenden Vorstellung mehrerer vermeintlicher Leistungsträger. Ein Kommentar.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
63 Minuten lang durften die deutschen Fußballfans von der nächsten Sommerparty träumen.
Denn bis zu diesem Zeitpunkt führte die DFB-Auswahl im Nations-League-Halbfinale 1:0 gegen Portugal.
Nicht ganz unverdient, aber etwas glücklich, denn nicht nur nach Ansicht der Gäste behinderte Nick Woltemade in abseitsverdächtiger Position Ruben Dias, bevor Flo Wirtz kurz nach der Pause einköpfen konnte.
Doch die Portugiesen wandelten ihren Frust in positive Energie um und drehten die Partie binnen fünf Minuten durch Conceicao (63.) und Ronaldo (68.) gegen eine deutsche Mannschaft, die kaum mehr den Ball in den eigenen Reihen halten konnte.
Weil die Gastgeber auch in der Schlussphase trotz allem Bemühen nicht mehr gefährlich wurden, ist das große Ziel Turniersieg schon nach dem ersten Spiel verpasst.
DFB-Team fehlt Qualität und Leistung
Das lag auch an den vielen Ausfällen, die das deutsche Team offensichtlich nicht wegstecken kann.
Zehn verletzte Spieler, darunter Abwehrchef Toni Rüdiger, Mittelfeldjuwel Jamal Musiala und Arsenal-Star Kai Havertz, waren eine zu große Schwächung.
So groß ist das Potenzial im deutschen Fußball nach wie vor nicht, ungeachtet des guten Woltemade-Debüts, dass man jede Position gleichwertig ersetzen könnte.
Richtig ist allerdings auch: Es standen immer noch genug gestandene Profis auf dem Platz – von denen zu viele deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben.
Marc-Andre ter Stegen ist nach seiner langen Verletzungspause noch lange nicht der alte, auch Aleksandar Pavlovic kommt nach wie vor nicht richtig in Tritt.
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Und warum der FC Bayern unbedingt Jonathan Tah und Flo Wirtz verpflichten wollte, erschloss sich zumindest an diesem Abend überhaupt nicht.
Wirtz glänzte nur bei seinem Treffer, der nominelle Rüdiger-Vertreter und designierte FCB-Abwehrchef Tah war über 90 Minuten der größte Unsicherheitsfaktor der ohnehin wackeligen Defensive.
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Nagelsmann vercoacht sich erneut
Hinzu kamen nicht zum ersten Mal merkwürdige Entscheidungen des Bundestrainers.
Das galt vor allem für die selten gespielte Dreierkette, deren tieferer Sinn sich nicht wirklich erschloss.
Weil die neben Tah auch alles andere als fehlerfreien Robin Koch und Waldemar Anton nicht für die erhoffte Stabilität gegen die spielfreudige portugiesische Offensive sorgen konnten.
Und weil der dafür geopferte Mittelfeldspieler schmerzlich als Anspielstation im Spiel nach vorne vermisst wurde, sodass das DFB-Team die Partie abgesehen von einer kurzen Phase Mitte der ersten Hälfte nie dominieren konnte.
Doch Nagelsmann korrigierte die sichtbaren Probleme sowohl taktisch als auch personell mit Tah oder Maxi Mittelstädt als "verschenktem" linken Außenspieler zu spät oder gar nicht.
Öffnet der Rückschlag die Augen?
Unterm Strich steht daher ein verdienter K.o. für den Gastgeber, der an diesem ernüchternden Abend nicht mal ansatzweise nachweisen konnte, dass er nächstes Jahr um den WM-Titel mitspielen kann.
Bleibt die Hoffnung, dass der Rückschlag Fans, Verantwortlichen und Spielern die Augen geöffnet hat, dass das erklärte Ziel in dieser Verfassung utopisch ist.
Fürs Erste aber wurde die große Chance, die EM-Euphorie neu zu entfachen, mit einer unterdurchschnittlichen Vorstellung unnötig verspielt.