Nations League: Muss das DFB-Team vor Cristiano Ronaldo zittern? - So stark ist die Legende
Aktualisiert: 03.06.2025
11:44 Uhr
Dominik Hager
Im Rahmen des Finalturniers der Nations League empfängt Deutschland das portugiesische Team um Superstar Cristiano Ronaldo. Doch ist dieser ein Goalgetter oder vielmehr ein Hemmschuh? Wir nehmen den Routinier genauer unter die Lupe.
Von Dominik Hager
Deutschland trifft im Halbfinale der Nations League (Mittwoch ab 20:45 Uhr im Liveticker) auf Lieblingsgegner Portugal. Bei den letzten großen Turnieren hatte das DFB-Team stets das bessere Ende für sich, jedoch sind die Vorzeichen diesmal weniger positiv.
Der Nagelsmann-Elf fehlen zahlreiche verletzte Leistungsträger wie Antonio Rüdiger, Jamal Musiala oder Kai Havertz. Auf der anderen Seite ist Portugal reich an Stars und kann auf frischgebackene Champions-League-Gewinner wie Vitinha, Joao Neves und Nuno Mendes bauen.
Während viele seiner Landsmänner jedoch gerade auf Wolke sieben schweben, befindet sich der 40-Jährige im Spätherbst seiner Karriere. Zuletzt haderte der Star-Stürmer mit dem schwachen Abschneiden von Al-Nassr und kündete sogar seinen Abschied an, wenngleich die Zeichen nun wieder auf Verlängerung stehen.
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Weniger Tore als im Vorjahr: Ronaldo liefert trotzdem ordentliche Zahlen
Der Saudi-Klub winkt mit ordentlich Kohle, doch was kann die portugiesische Fußball-Ikone eigentlich noch leisten?
In der abgelaufenen Saison erzielte CR7 25 Tore in 32 Liga-Spielen und acht Tore in acht Partien in der AFC Champions League. Damit ist seine Bilanz zwar noch immer sehenswert, unter dem Strich aber schwächer als in der Vorsaison, in der er in der Liga 35-mal und in der AFC Champions League sechsmal traf.
Unklar ist aber natürlich auch, wie repräsentativ diese Zahlen sind. Trotz einiger bekannter Namen ist die Saudi Pro League im Durchschnitt weit von den europäischen Top-Ligen oder dem Final-Four-Niveau der Nations League entfernt.
Letztmals wirklich im Fokus war Ronaldo bei der EM in Deutschland. Der Routinier bestritt dabei vier von fünf Partien über die volle Distanz und stand sogar bei den beiden K.o.-Spielen in der Verlängerung bis zum Ende auf dem Platz.
Allerdings haben wir einen Ronaldo gesehen, der mit dem Ronaldo von früher nicht mehr viel zu tun hatte. Der Routinier hat einiges an Dynamik verloren, wirkte nicht mehr spritzig und ließ sich zahlreiche Male von den Verteidigern ablaufen. Zwar mühte er sich sichtbar ab und kam auch immer wieder zu Chancen, ließ diese aber ungenutzt.
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Ronaldo kam auf kein einziges offizielles Turniertor und traf lediglich im Elfmeterschießen gegen Frankreich. Ein kleiner Lichtblick ohne Wert, weil die Portugiesen das Viertelfinale verloren und Ronaldo unter Tränen - fast schon wie ein geprügelter Hund - das Spielfeld verließ.
Und doch ist Ronaldo noch immer Stammspieler in Portugal. Gewiss ist es schwierig, eine derartige Legende auszusortieren und dennoch scheint ein Umbruch angesichts des EM-Eindrucks unumgänglich.
Cristiano Ronaldo wird 40 Jahre alt: Die unglaubliche Rekordsammlung von CR7
Die vielen Rekorde des Cristiano Ronaldo
Cristiano Ronaldo hat in seiner Profilaufbahn zahlreiche Rekorde gebrochen. Von den meisten Pflichtspieltoren insgesamt über die meisten Treffer in einer Champions-League-Saison bis hin zu den meisten Auszeichnungen als UEFA-Klubfußballer des Jahres. Zu Ehren seines 40. Geburtstags zeigt ran eine Auswahl der beeindruckendsten Bestmarken von CR7 (Stand: 5. Februar 2025).
Tore bei fünf verschiedenen Weltmeisterschaften
Cristiano Ronaldo kürte sich bei der WM 2022 gegen Ghana zum ersten Spieler, der bei fünf verschiedenen Weltmeisterschaften mindestens ein Tor erzielen konnte. Tore nach WM: 2022: 1; 2018: 4; 2014: 1; 2010: 1; 2006: 1
Die meisten Spiele und Tore bei EM- und WM-Endrunden (kumuliert)
Spiele insgesamt bei EM- und WM-Endrunden: 52; Tore insgesamt bei EM- und WM-Endrunden: 22
Längste Trefferserie in der Champions League
Von 2017 bis 2018 erzielte Cristiano Ronaldo mindestens ein Tor in elf aufeinanderfolgenden Champions-League-Spielen.
Einziger Spieler mit zehn Toren gegen einen Gegner in der Champions League
Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Juventus Turin erzielte Cristiano Ronaldo als einziger Spieler überhaupt zehn Treffer gegen einen Kontrahenten in der Königsklasse.
Mindestens 50 Tore in Premier League, LaLiga und Serie A
Kein Spieler erzielte in den höchsten Ligen in England, Spanien und Italien jeweils mindestens 50 Treffer. Die Zahlen von Cristiano Ronaldo: -Premier League: 103 -LaLiga: 311 -Serie A: 81
Die meisten Follower auf Instagram
Instagram Follower: 648 Millionen
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Ronaldo vor und nach der EM treffsicher: Martinez schwärmt
Es sei jedoch angemerkt, dass Ronaldo in der EM-Quali zehn Tore in neun Partien erzielen konnte. Zudem ist es dem 40-Jährigen auch mit zu verdanken, dass Portugal das Halbfinale der Nations League erreichen konnte. Sechs Tore in sieben Spielen legen diesen Verdacht jedenfalls nahe. Sieht man sich die Ronaldo-Bilanz für Portugal in den letzten Jahren an, hat er nur bei der EM selbst nicht abgeliefert.
Deswegen baut auch Portugal-Coach Roberto Martinez auf den Altstar. "Er ist wie eine Speerspitze", schwärmte er mit dem Verweis auf 18 Ronaldo-Tore in 22 Spielen während seiner Amtszeit. "Die Daten sprechen eine klare Sprache", wehrte er sich gegen die Kritiker.
Martinez sieht Ronaldo aber nicht nur angesichts seiner Tore als wichtigen Faktor an. "Als Mensch ist sein Engagement vorbildlich. Er ist immer bereit, jungen Spielern zu helfen. Er ist eine Hilfe für das gesamte Team. Seine Solidarität war immer vorbildlich", lobte er.
Ronaldo im modernen Fußball kaum tragbar: PSG als Paradebeispiel
Zur Wahrheit gehört aber eben auch, dass Ronaldo nicht mehr die Laufleistung an den Tag legen kann, die im modernen Fußball notwendig ist. Im Pressing, das für Stürmer immer wichtiger wird, ist Ronaldo kaum zu gebrauchen. Darunter leidet das gesamte Konstrukt. Folgerichtig ist CR7 für Portugal ein zweischneidiges Schwert.
Denken wir nur an Paris Saint-Germain, das erst nach den Abschieden der ganz großen Stars die Champions League gewinnen konnte. Insbesondere der Mbappe-Wechsel scheint die anderen Spieler beflügelt zu haben. PSG tritt als Team auf, in dem alle Verantwortung übernehmen und sich nicht mehr hinter einem Star verstecken können.
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Stars beim CL-Finale: Brady & Co. sehen PSG-Demonstration live
Die Stars beim Champions-League-Finale in München Beim Champions-League-Finale drehte sich natürlich alles um Paris Staint-Germain und Inter Mailand. Das 5:0 der Franzosen ließen sich aber auch viele Stars nicht entgehen, die diesmal eben nicht im Mittelpunkt standen. ran hat sie dennoch erwischt und zeigt, wer in der Allianz Arena dabei war.
Tom Brady Football-Legende Tom Brady durfte in seiner letzten NFL-Saison sogar ein Spiel in der Allianz Arena absolvieren. Diesmal schaute er von der Tribüne aus zu.
Tom Cruise Nicht nur zum Vergnügen war Tom Cruise vor Ort. Der Hollywood-Star kommentierte die Partie für den US-Streamingdienst Paramount+. Dabei hatte er tatkräftige Unterstützung aus der Fußballwelt ...
David Beckham ... denn auch David Beckham war als Paramount+-Kommentator am Mikrofon. Dabei wird ihm aufgefallen sein, dass das CL-Finale deutlich weniger Drama zu bieten hatte als jenes von 1999, bei dem er selbst auf dem Rasen stand.
Salt Bae Es fehlte dem Spiel also gewissermaßen die Würze. Dabei schaute sogar der türkische Koch Salt Bae (2.v.l.) vorbei, der mit seiner Art, Steaks zu tranchieren und zu salzen, Millionen Menschen in seinen Bann zieht.
Teddy Riner Mit ihm hätte PSG Inter wohl noch leichter ausgehebelt: Teddy Riner, Frankreichs fünfmaliger Olympiasieger im Judo, durfte sogar selbst den Henkelpott stemmen. Ob sich niemand aus dem Team getraut hat, es ihm zu untersagen?
Arsene Wenger Als Trainer gewann er zwar unzählige Titel, aber nie die Champions League. In München kam Arsene Wenger dem Henkelpott zumindest mal sehr nahe, denn er durfte auf dem Rasen den Blick in die Ferne schweifen lassen.
Franck Ribery und Celia Sasic Auch Franck Ribery ließ sich mal wieder in seiner langjährigen sportlichen Heimat blicken und dürfte Gefallen am Auftritt seiner französischen Landsleute gefunden haben - auch wenn er einst für den großen PSG-Rivalen Olympique Marseille auflief. In der Reihe vor ihm nahm Ex-Nationalspielerin Celia Sasic Platz, die 2015 mit dem 1. FFC Frankfurt die Champions League der Frauen gewann - im Finale gegen PSG.
Giovane Elber Der Umzug des FC Bayern München in die Allianz Arena kam für Giovane Elber zwei Jahre zu spät, dennoch kennt auch der Brasilianer das noch relativ junge Stadion bereits bestens und ließ sich das neueste Highlight nicht entgehen.
Toni Kroos 2012 verlor er mit den Bayern das "Finale dahoam" auf dramatische Weise, diesmal überblickte Toni Kroos (3. Reihe von oben, schwarzes Oberteil) das Treiben auf dem Rasen völlig entspannt.
Lina Magull Seit anderthalb Jahren trägt Ex-Nationalspielerin Lina Magull das Trikot von Inter Mailand. In München drückte die zweimalige Champions-League-Siegerin den Nerazzurri vergeblich die Daumen.
Miroslav Klose und Jürgen Klinsmann Die pure Begeisterung versprühen auch die früheren Nationalspieler Miroslav Klose (unten, 2.v.l.) und Jürgen Klimsnann (rechts daneben) nicht. Womöglich fühlten sie sich auch von den zwei Hausherren über ihnen beobachtet.
Mario Gomez und Lukas Podolski Schlechte Laune gibt es bei Lukas Podolski (r.) nicht, das steckt auch Mario Gomez an, der sich über das Wiedersehen mit dem Ex-Bayern- und DFB-Kollegen freut.
Gianni Infantino Ein großes Fußballspiel? Da darf auch FIFA-Präsident Gianni Infantino als wichtigster Mann in der Fußballwelt nicht fehlen. Ob er hier gerade über die Gründung eines neuen Wettbewerbs nachdenkt? Das Jahr hat schließlich nicht umsonst zwölf Monate.
Thomas Bach Jedenfalls verstand sich Infantino prächtig mit IOC-Präsident Thomas Bach, der nur noch wenige Wochen als mächtigster Mann im Weltsport amtiert. Ihm folgt mit Kirsty Coventry bekanntlich erstmals eine Frau auf dem Thron.
Hans-Joachim Watzke und Markus Söder Wenn Fußball auf Politik trifft: Hans-Joachim Watzke (2. Reihe von oben, 2.v.l.), Geschäftsführer von Borussia Dortmund, musste sich diesmal ein CL-Finale ohne Beteiligung seiner Schwarz-Gelben anschauen. Und sich womöglich von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (rechts daneben) erklären lassen, warum der Freistaat doch nun wirklich das schönste Bundesland der Welt ist.
Viktor Orban Auch die internationale Politik war vertreten, durch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (stehend, r.). Mutmaßlich gönnte er sich den Besuch in München vor allem, weil die Puskas Arena in Budapest Austragungsort des nächsten CL-Finales sein wird.
Genau dieser Weg scheint auch für Portugal erstrebenswert zu sein. Im Gegensatz zu Mbappe ist Ronaldo halt auch keine 26, sondern bereits 40 Jahre alt. Zwar soll eine Analyse von "Whoop", einem Hersteller von Fitnesstrackern, ergeben haben, dass das biologische Alter von Ronaldo bei 28,9 liegt, jedoch ist das auf dem Platz nicht zu erkennen.
Selbstredend mag der äußerst professionelle Ronaldo noch immer fitter sein als der durchschnittliche 29 Jahre alte Bürger und wohl auch als einige Profi-Fußballer, jedoch war CR7 in seiner Primetime ein absoluter Ausnahme-Athlet. Diese große Stärke ist ihm abhanden gekommen.
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Portugal fehlt ein treffsicherer Stürmer: Ronaldo als Edeljoker?
Und doch gibt es Gründe, warum Portugal seinen Altstar noch nicht loslassen möchte. Dies liegt nicht nur seinem Legenden-Status, sondern auch an seiner Gabe, Tore zu erzielen. Diese bringt er grundsätzlich in abgeschwächter Form noch mit.
Mögliche Alternativen auf der Mittelsturm-Position wie Goncalo Ramos, Joao Felix, Diogo Jota oder Pedro Goncalves haben diese Torgefahr zuletzt vermissen lassen.
Und dennoch muss einer von ihnen die Zukunft in Portugals Angriff sein. Für CR7 erscheint hingegen eher eine Rolle als Edeljoker sinnvoll. "Ronaldo hat der Selecao auch schon von der Bank aus geholfen", zieht Martinez derartiges auch in Erwägung. Bleibt nur abzuwarten, ob das Ego des Superstars das auf Dauer mitmacht.
Ansonsten könnte die 219 Spiele umfassende Karriere von Ronaldo im Portugal-Dress schon nach dem Nations-League-Finalturnier - und ein Jahr vor der WM - zu Ende sein.