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Brasilianer sorgt nicht nur sportlich für Wirbel

Ajax' Amsterdams Antony: Großer Zocker, großer Schauspieler

  • Aktualisiert: 04.11.2021
  • 23:51 Uhr
  • ran.de/David Kreisl
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© Imago Images

Beim BVB Persona non grata, beim FC Bayern angeblich auf dem Wunschzettel: Antony ist der spannendste Spieler der famosen Truppe von Ajax Amsterdam. 

München/Amsterdam – Antony Matheus dos Santos und der BVB – da war doch etwas. Nicht erst vor zwei Tagen und nicht erst vor zwei Wochen, sondern: schon vor anderthalb Jahren.

Da, im Sommer 2020, wäre der Brasilianer nämlich beinahe bei den Dortmundern gelandet. Zumindest, wenn man seinem Berater Junior Pedroso glaubt. "Borussia Dortmund war nah dran und hat sogar jemanden nach Brasilien geschickt", plauderte der Berater damals bei "Yahoo Sports" aus.

Gelandet ist Antony, damals beim FC Sao Paulo aktiv, bekanntermaßen bei Ajax in Amsterdam. Die gemeinsame Geschichte des Offensivkünstlers und des BVB ist jedoch jüngst um ein unrühmliches Kapitel erweitert worden.

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Drei Assists – und eine dreiste Schauspieleinlage

In den zurückliegenden Champions-League-Duellen gegen Schwarzgelb wurde Antony zum entscheidenden Mann. Beim 4:0 im Hinspiel, weil er mit seinen Gegenspielern Nico Schulz und Emre Can machte, was er wollte, und zum zwischenzeitlichen 3:0 traf. Beim 3:1-Sieg in Dortmund, weil er alle Tore seiner Mannschaft vorbereitete – und das Spiel mit einer dreisten Schauspieleinlage früh massiv beeinflusste.

Nach einer halben Stunde setzte Mats Hummels zu einer ungestümen Grätsche gegen den Brasilianer an. Was im ersten Moment wegen Antonys Theatralik wie ein übles Foulspiel aussah, für das Schiedsrichter Michael Oliver sofort glatt Rot zeigte, entpuppte sich als Farce: Hummels hatte seinen Gegenspieler nicht hart getroffen, viel mehr stieg der 21-Jährige in Diensten Amsterdams in der Folge seines Hackentricks Hummels auf die Wade.

Trotz Rücksprache mit dem VAR ließ das Schiedsrichtergespann die skandalöse Rote Karte bestehen, was Dortmunds Verteidiger nach dem Spiel zu einer Wutrede veranlasste, die sich nicht nur gegen die englischen Unparteiischen richtete, sondern auch gegen Antony.

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Hummels: "Das ist ein super Fußballer - jetzt muss er noch lernen …"

"Die Schauspielerei meines Gegenspielers sollte man nicht außer Acht lassen, das war grob unsportlich", prangerte der Weltmeister von 2014 an: "Er fällt, schaut hoch und nimmt dann noch einmal Tempo auf und windet sich noch dreimal. Witzigerweise kam er sogar selbst noch zu mir und meinte, es sei keine Rote Karte." Hummels' nüchternes Fazit: "Das ist ein super Fußballer - jetzt muss er noch lernen, Sportler zu werden, dann wird er vielleicht noch besser."

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Antony noch besser – das ist spätestens nach den fußballerischen Darbietungen gegen den BVB eine beängstigende Vorstellung. Der pfeilschnelle Rechtsaußen, der seit seinem elften Lebensjahr für den FC Sao Paulo kickte, hat sich aus ärmsten Verhältnissen mittlerweile auf die Zettel der großen europäischen Klubs gezaubert.

Als eines von fünf Kindern wuchs Antony in Inferninho auf, was man ungefähr als "kleine Hölle" übersetzen kann: eine Favela in Oscasco am östlichen Stadtrand der Millionenstadt Sau Paulo. Dank des Fußballs geriet der talentierte Junge nicht in die Netzwerke der organisierten Kriminalität, seine Vergangenheit wird Antony, wie er selbst sagt, aber immer in sich tragen. "Wer aus der Favela kommt, der weiß, was dort passiert", steht auf seinem Unterarm tätowiert.

Nach nur anderthalb Jahren im Profikader Sao Paulos holte Ajax den Flügelstürmer nach Europa. In seiner ersten Saison in den Niederlanden gewann Antony das Double, zehn Treffer erzielte er dabei, stets bejubelt mit einer Geste, bei der Antony mit seinen Fingern ein L formt – ein Gruß an seine Frau Lenny, Sohn Lorenzo und Larissa, ein ehemals an Leukämie erkranktes Mädchen, das der Offensivkünstler in Sao Paulo kennenlernte und zu dem er immer noch Kontakt hält.

Amsterdam, Olympia-Gold – FC Bayern?

Die starke erste Saison für Ajax brachte ihm eine Nominierung für Brasiliens Olympia-Kader, bei den Spielen bereitete er das Siegtor im Finale vor. Die Goldmedaille prangt als Tattoo auf seinem Bein.

Mittlerweile ist Antony fester Teil der Selecao und darf sich Hoffnung auf die WM im nächsten Winter in Katar machen. Und vielleicht schon davor auf einen Tapetenwechsel.

Gerüchte, dass der FC Bayern Interesse am Brasilianer hat, halten sich angesichts des als wahrscheinlich geltenden Abgangs von Kingsley Coman hartnäckig. Und selbstverständlich wäre der deutsche Rekordmeister mit seinem Interesse nicht alleine: auch Barcelona, Manchester City und der FC Liverpool sollen sich um Antony bemühen.

Kein Wunder, bei seinen Tempoläufen von der rechten Außenbahn nach innen, die ihm schon Vergleiche mit Arjen Robben eingebracht haben. Oder seinen unglaublichen technischen Fähigkeiten und einer Verspieltheit, die ein wenig an Neymar erinnert. Leider ist es auch die Theatralik seines Landsmannes, wegen der Antony nun erst einmal in Erinnerung bleiben wird.

Aber der Angreifer ist erst 21 Jahre alt. Viel Zeit also, damit aus dem großartigen Fußballer auch noch ein großartiger Sportler wird.

David Kreisl

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