Meinung von ran-Redakteur Stefan Kumberger
DFB-Sportdirektor: Rudi Völler ist genau der Richtige - ein Kommentar
- Aktualisiert: 19.01.2023
- 22:22 Uhr
Rudi Völler hat "ja" gesagt. Er übernimmt das Amt des DFB-Sportdirektors und soll helfen, die Nationalmannschaft bis zur EM 2024 wieder wettbewerbsfähig zu machen. Dafür ist der 62-Jährige genau der Richtige. Ein Kommentar.
Von Stefan Kumberger
Sein Ruhestand kam wohl doch zu früh: Rudi Völler kehrt nach seinem langen Engagement und dem Abschied bei Bayer Leverkusen im Sommer 2022 wieder zurück auf die ganz große Fußballbühne.
Seine Zusage beim DFB als neuer Sportdirektor zeigt es: Der Mann trägt noch Feuer in sich und will Verantwortung für Fußball-Deutschland übernehmen.
Das ist der genau der Biss, der der "Wohlfühl-Oase" Nationalmannschaft bei den vergangenen drei Turnieren gefehlt hat und zweimal im totalen WM-Fiasko endete.
Keine Zeit für Experimente!
Ja, Völler ist keine innovative Lösung – die wird aber kurzfristig auch nicht gebraucht. Die Zeit drängt, die EM im eigenen Land steht vor der Tür. Jetzt ist nun mal keine Zeit für Experimente.
Völler ist zwar ein grauer Wolf, doch er kann immer noch zubeißen.
Spieler, die nächtelang vor der PlayStation sitzen, sich einen Friseur einfliegen lassen und darauf pochen, ihre Partnerinnen ins Hotel holen zu dürfen, wird es unter ihm nicht geben. Der Weltmeister von 1990 verfügt über die nötige Autorität, den Kuschelkurs der Vergangenheit zu beenden und den Stars zu verdeutlichen, dass Fußball-Deutschland vor entscheidenden Monaten steht.
Seine Wutausbrüche gegen Journalisten - wie 2003 als DFB-Teamchef im ARD-Interview mit Waldemar Hartmann - sind legendär, werden aber in dieser Deutlichkeit vermutlich gar nicht nötig sein.
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Rudi Völler kann die Fans mit der DFB-Elf versöhnen
In Leverkusen steuerte er den Klub seriös und auf gesunder Basis und zeigte zudem im Zusammenspiel mit dem mächtigen Bayer-Konzern politisches Geschick. Der Pharma-Konzern unterstützt den Verein finanziell bei weitem nicht mehr so stark wie noch zu Beginn des Jahrtausends – trotzdem kam Völler damit klar und eroberte die Herzen der Fans.
Völler ist eine gesunde Rückbesinnung auf die Grundtugenden einer Fußball-Mannschaft. Mit einem Team, das über weitaus weniger Qualität als die aktuelle DFB-Elf verfügte, holte er bei der WM 2002 den Vizetitel und begeisterte eine ganze Fußball-Nation. Ein Sprechchor für die Ewigkeit war geboren: "Es gibt nur einen Rudi Völler!"
Diese integrative Kraft kann er jetzt erneut unter Beweis stellen: Seine volksnahe Art wird viele Fans wieder mit der Nationalmannschaft versöhnen können. Dieses Ziel wird er mit brennendem Ehrgeiz verfolgen.
Rudi Völler wird Hansi Flick den Rücken freihalten
Zugleich kann er in der Öffentlichkeit den Blitzableiter spielen, den DFB nach außen schützen und nach innen auf Vordermann bringen. Eine wochenlange Hängepartie um politische Themen wie vor der WM 2022 in Katar wird es unter "Tante Käthe" nicht geben. Man darf sicher sein, dass er Hansi Flick und seinen Spielern den Rücken freihalten wird – direkt, schnörkellos, zielstrebig, unbequem. So wie er als Spieler, Trainer und Funktionär eben auch war.
Zugegeben: Völler ist kein junger Hüpfer mehr. Aber Jupp Heynckes holte mit 68 Jahren das Triple und Felix Magath rettete im gleichen Alter die Hertha aus Berlin vor dem Abstieg. Jugend allein ist also kein Argument im Fußball, Erfahrung ist ungeheuer wichtig.
DFB-Sportdirektor: Nach Völler muss frisches Blut her!
Auf lange Dauer ist diese Personalie ja ohnehin nicht ausgelegt. Völler verschafft dem DFB Zeit. Die kommenden Monate mit ihm muss die Task-Force aus Oliver Kahn, Hans-Joachim Watzke, Oliver Mintzlaff, Matthias Sammer, Bernd Neuendorf und Karl-Heinz Rummenigge dafür nutzen, einen echten Neubeginn zu starten. Mit Personal, das idealerweise bis zur EM eingearbeitet werden kann und dann frisch und unbelastet übernimmt.
Rudi Völler ist daher zum jetzigen Zeitpunkt genau der Richtige!