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Fußball

FC Bayern München der Regionalliga? Wie Alemannia Aachen sich am eigenen Schopf aus der Versenkung zieht

  • Aktualisiert: 11.07.2023
  • 09:38 Uhr
  • ran.de
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2013 stieg Alemannia Aachen aus der 3. Liga in die Regionalliga ab und steckt seitdem dort fest. 2022 ging es für den ehemaligen Bundesligisten beinahe noch eine Etage tiefer. Nicht einmal 14 Monate später wagt die Alemannia den Großangriff zurück in Richtung Profifußball - und gilt als Top-Favorit auf den Aufstieg.

Von Kai Esser

Es ist eine lange Zeit her, dass in Aachen sportliche Erfolge gefeiert werden konnten.

Logisch, beim alljährlichen CHIO-Turnier im Sportpark Soers - rund 100 Meter entfernt vom Aachener Tivoli - werden große Sieger am laufenden Band gekürt. Dorthin geht ein neidischer Blick aus der Geschäftsstelle jenes Tivolis. Die Zeiten, in denen hier gefeiert wurde, sind länger vorbei.

2012 stieg der damalige Zweitliga-Rekordverein Alemannia Aachen in die 3. Liga ab, ein Jahr darauf wurde er gar durchgereicht in die Regionalliga. Der traditionsreiche Name des Klubs fand auf Bundesebene quasi nicht mehr statt. 2022 drohte sogar der Absturz in die Fünftklassigkeit, der gerade so vermieden werden konnte.

Jetzt, gerade einmal ein Jahr später, ist der Verein auf einmal Top-Favorit auf den Aufstieg in die 3. Liga - und zieht seinerseits neidische Blicke auf sich.

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Sascha Eller: Der Mann, ohne den Alemannia wohl nicht mehr wäre

Der Turnaround ist vor allem mit einem Namen verbunden: Sascha Eller. Der 47-Jährige ist seit 2018 im Verein, erst für die Jugend zuständig und seit Beginn des Jahres 2022 Geschäftsführer. Zu diesem Zeitpunkt stand die Alemannia in der Regionalliga West auf Rang 18, mit 14 Punkten aus 20 Spielen. "Beängstigend" nennt Eller im exklusiven ran-Gespräch die damalige Situation.

In diese missliche Lage gebracht wurde der stolze Traditionsklub von Ellers Vorgänger Martin Bader sowie Trainer Patrick Helmes. Zwei wohlklingende Namen im deutschen Fußball, die jedoch mit ihrem Projekt auf ganzer Linie scheiterten. Noch im Herbst 2021 wurden beide von ihren Aufgaben entbunden.

Zusammen mit Trainer Fuat Kilic, der von Helmes übernahm und seines Zeichens Rekordtrainer des Klubs mit exakt 200 betreuten Pflichtspielen ist, und dem installierten Sportdirektor Helge Hohl führte Eller die Aachener mit einer famosen Rückrunde zum Klassenerhalt. 

Beim letzten Heimspiel der Saison gegen Fortuna Düsseldorf II kamen 9.900 Zuschauer zum Tivoli. Eine Kulisse, von der mancher Zweitligist und einige Drittligisten träumen. Das ist neben der auf einmal mitreißenden Mannschaft und fallenden Corona-Maßnahmen auch dem Geschäftsführer zu verdanken.

"Wir haben ein Stück weit Seele in dieses neue Stadion reingebracht", so Eller. Der Umzug vom kultigen, alten Tivoli in die neue Arena ist nie wirklich gelungen.

Das Gefühl von Einheit kam bei der Alemannia zurück

Er hat geschafft, woran viele vor ihm gescheitert sind. Er hat die Stadt, die Einwohner und den Verein wieder zu einer Einheit gemacht. Aufgrund der vielen Verfehlungen seiner etlichen Vorgänger, durch die die Alemannia erst in dieser Lage steckte, verloren viele ihr Vertrauen in den Klub und die Führung.

Dass das von Eller initiierte "Wir-Gefühl" am Tivoli mit ein Grund für den Klassenerhalt war, wusste auch der damalige Kapitän Peter Hackenberg. "Was gemeinsam mit euch in 2022 passiert ist, das ist mit Worten nicht zu beschreiben", sagte er in seiner Dankesrede an die Fans nach der gelungenen Rettung.

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Dass rund 10.000 Menschen zu einem Spiel gehen, bei dem es gegen den Abstieg aus der 4. Liga geht, ist wahrlich einzigartig. "Wenn man so kurz vor dem Todesstoß steht, das macht etwas mit den Menschen", sagt Eller.

Die Folge: Sponsoren verlängerten und erhöhten gar ihr Engagement. Nachdem der Geschäftsführer Eller zweigleisig - sowohl für die 4. als auch die 5. Liga - planen musste, stehen ihm nun deutlich mehr Mittel zur Verfügung.

Klarer Plan und keine Angst vor Namen - auch nicht dem Rekordtrainer

In der Saison 2022/23 hielt sich die Alemannia tabellarisch schadlos. An den Abstieg wurde kein Gedanke verschwendet, am Ende wurde Schwarz-Gelb - so viel sei vorweggenommen - Achter.

Allerdings: Ohne Störgeräusche verlief die Saison nicht. Trotz einer soliden Anfangsphase der Saison wurde Rekordtrainer Kilic - ein wenig aus dem Nichts - entlassen. Als Begründung nannte der Verein das fehlende Weiterentwicklungspotential. Die Fans waren gar so sauer, dass beim ersten Heimspiel unter dem Interimstrainer Helge Hohl beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung jener sogar vereinzelt ausgepfiffen wurde.

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Allerdings verstummten die Pfiffe relativ schnell, als die Alemannia-Fans den neuen Spielstil ihrer Mannschaft sahen. Hohes Pressing, aggressives Anlaufen und flaches Spiel in die Spitze. Konträr zu den mehrheitlich langen Bällen, mit denen zuvor operiert wurde.

"Das soll nicht der 'Helge-Hohl-Fußball' sein, sondern der 'Alemannia-Aachen-Fußball'", erklärte der erst ungeliebte Interimstrainer, der nach zehn Pflichtspielen ohne Niederlage im darauffolgenden Winter zum Cheftrainer aufsteigen sollte.

Es ist die Umstellung eines Mantras. In keinem der zehn Regionalliga-Jahre der Alemannia wurde das Ziel Aufstieg formuliert. "Wir können uns nicht als Alemannia Aachen hinstellen und sagen 'Wir wollen 'ne gute Saison spielen' und das war es", erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Marcel Moberz: "Das nimmt uns doch auf Dauer keiner ab."

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Finanziell gesund - ganz ohne Investor

Also gab die Alemannia das neue Ziel aus: Aufstieg. "Wir wollen endlich raus aus dieser Drecksliga", kündigte Moberz an. Der gängige Weg in diesen Gefilden ist der über einen Investor.

Türkgücü München, KFC Uerdingen und viele weitere haben es versucht - und sind in der 3. Liga dann krachend gescheitert.

Bei der Alemannia sucht man das Kollektiv. "Unser Motto ist 'Zesame' (Rheinischer Dialekt für "zusammen", Anm. d. Red.). Wir wollen gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Jeder ist sich einig: Aachen muss einfach diesen nächsten Schritt machen können", erzählt Eller.

Dass an der Krefelder Straße in Aachen ein Scheck aus London vom FC Brentford über rund 250.000 Euro eintraf, weil der bei Schwarz-Gelb ausgebildete Mark Flekken vom SC Freiburg auf die Insel wechselte, kam wie gerufen.

"Der FC Bayern der Regionalliga": Alemannia auf bestem Wege zurück ins Rampenlicht

Vor der Saison 2023/24 ist die Euphorie rund um den Tivoli greifbar. Nicht nur wenn man durch die Straßen der Kaiserstadt geht, sondern auch auf der Website des Vereins. Dort ziert ein Dauerkartenzähler die Landing Page.

Drei Wochen vor Beginn der Saison sind bereits rund 4.000 Dauerkarten verkauft. Zum Vergleich: Mit diesem Wert hätten die Aachener bereits Platz eins im Zuschauer-Ranking der Vorsaison sicher - wenn man die Alemannia selbst sowie Aufsteiger Preußen Münster außen vor lässt.

Das liegt auch an den Verpflichtungen, die zur neuen Saison getätigt wurden. Alleine zehn Spieler wurden von Ligakonkurrenten geholt. Der "FC Bayern der Regionalliga" sollen die Aachener schnippisch von der Konkurrenz genannt worden sein. 

Das alles interessiert Geschäftsführer Eller relativ wenig. "Das ist mir auch oft zu Ohren gekommen", reagiert er lachend: "Die Spieler kommen aus Überzeugung zu uns, nicht wegen des Geldes." Tatsächlich sei sogar das Gegenteil der Fall: "Spieler verzichten sogar auf Geld, um hier etwas Besonderes zu schaffen."

"Aber am Ende", weiß Eller, "bedeutet das alles nichts, wenn wir am Ende der Saison nicht da stehen, wo wir hinwollen."

Und wo die Alemannia hin will, ist allen klar: zurück in die 3. Liga.


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