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Kommentar

ranSicht: Vereine sind an den Streiks der Profis selbst schuld

  • Aktualisiert: 27.09.2021
  • 16:21 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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Streikende Fußball-Profis wie Filip Kostic und Marco Friedl sind den Fans und den Vereinen ein Dorn im Auge. ran-Mitarbeiter Oliver Jensen lastet den Klubs allerdings eine große Mitschuld an. Diese seien oftmals keinen Deut besser.

Der vergangene Spieltag bot eine Steilvorlage für all diejenigen, die den Fußballprofis Geldgier und Egoismus vorwerfen.

Filip Kostic von Eintracht Frankfurt wollte offenbar einen Wechsel zu Lazio Rom erzwingen und schwänzte kurzerhand das Freitagstraining.

Marco Friedl von Werder Bremen soll ein Angebot von Union Berlin vorgelegen haben. Daher sah er sich nicht mehr dazu in der Lage, Sonntag das für den Verein so wichtige Ligaspiel gegen Hansa Rostock zu bestreiten.

Auf den ersten Blick ist dies an Dreistigkeit kaum zu überbieten: Zwei Fußballspieler, die in einem Monat vermutlich mehr verdienen als ein Arzt im gesamten Jahr, erscheinen einfach nicht zur Arbeit, weil sie woanders vielleicht noch mehr kassieren oder höherklassig spielen könnten.

Zumal sie längst nicht die ersten Spieler sind, die in den Streik traten: Kevin Danso tat beim FC Augsburg ähnliches. Die Fälle Ousmane Dembele oder Demba Ba, um nur zwei von vielen weiteren Beispielen zu nennen, blieben ebenfalls in Erinnerung.

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Die Vereine sind an der Situation genauso schuld

Doch es ist scheinheilig, lediglich den Spielern die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Die Vereine sind nicht viel besser. 

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Die Spieler, die sich von einem Verein weggestreikt haben, erhielten meist von einem anderen Klub einen hochdotierten Vertrag. Dass die Profis einen zweifelhaften Charakter haben, wenn sie beim alten Arbeitgeber einfach das Training schwänzen, hat sie damals nicht interessiert.

Eintracht Frankfurt stellt keine Ausnahme dar.

Zur Erinnerung: Es ist nicht das erste Mal, dass Kostic die Arbeit verweigert.

Als er mit dem Hamburger SV 2018 aus der Bundesliga abgestiegen war und daraufhin in der 2. Bundesliga zum Auswärtsspiel beim SV Sandhausen antreten sollte, hatte Kostic laut dem damaligen HSV-Sportvorstand Ralf Becker erklärt, "dass er andere Pläne hat".

Für seinen Arbeitgeber auf dem Spielfeld alles zu geben, sei "für ihn gerade nicht möglich" gewesen.  

Die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt wussten dies, als sie Kostic verpflichteten. Sich darüber aufzuregen, dass sich der Spieler nun so verhält, wie er sich auch früher schon einmal verhalten hat, ist scheinheilig.

Konsequent wäre gewesen, einen Spieler, der bei einem anderen Verein in den Streik geht, gar nicht erst zu verpflichten - und sei er noch so gut.

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Auch einige Trainer und Sport-Vorstände stellen ihr Ego über die Mannschaft

Doch das Problem ist: Die Verantwortlichen sind teilweise keinen Deut besser.

Trainer lassen sich Ausstiegsklauseln in die Verträge schreiben, damit sie bei einem besseren Angebot schnell die Flatter machen können. 

Und was war mit Fredi Bobic, der eigentlich bei Eintracht Frankfurt noch bis zum Jahre 2023 als Sport-Vorstand unter Vertrag stand, plötzlich aber zur Hertha wechseln wollte und dies mitten in der Saison öffentlich kundtut?

Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als sein Verein noch um die Champions-League-Qualifikation spielte - und diese schlussendlich verpasste.  

Respekt vor dem eigenen Arbeitgeber sieht anders aus. 

Die "Trainingsgruppe 2" war keine Ausnahme 

Spieler verhalten sich gegenüber den Vereinen teilweise unfair. Andersherum ist es allerdings nicht anders.

Akteure werden als Hoffnungsträger verpflichtet, sollen aber ganz schnell wieder verschwinden, wenn ein neuer Trainer kommt und der Spieler nicht mehr in dessen Konzept passt.

Was bei der TSG 1899 Hoffenheim einst mit der sogenannten "Trainingsgruppe 2" geschah, in der einige aussortierte Spieler wie Tobias Weis oder Tim Wiese fernab der eigentlichen Mannschaft trainierten, passiert in vielen Vereinen - wenn auch nicht ganz so offensichtlich.

Der langjährige Bundesligaspieler Mergim Mavraj, der beim Hamburger SV ähnliches erlebte, fasst das folgendermaßen zusammen: "Wenn ein Vorstand, der 55 Jahre alt ist, einen 25-jährigen Spieler vor die Tür setzt, der plötzlich nicht mehr gut genug sein soll, vorher aber noch die Kohlen aus dem Feuer geholt hat, kommt er seiner Verantwortung als Mensch nicht nach." 

Dies sei "das selbe Fehlverhalten, wie wenn ein Ousmane Dembele streikt, weil er den Verein verlassen möchte".

All das ändert nichts daran, dass die genannten Spieler sich falsch verhalten. Die Vereine als unschuldige Opfer zu betrachten, ist allerdings genauso verkehrt.

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