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Premier League

Der FC Burnley mischt die Premier League auf

  • Aktualisiert: 22.12.2017
  • 20:29 Uhr
  • ran.de / Manuel Rauscher
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© imago/Uk Sports Pics Ltd

In der vergangenen Saison feierte der FC Burnley erst spät den Klassenerhalt. Momentan mischt die No-Name-Truppe die Premier League gehörig auf und könnte am Saisonende deutlich mehr zu zelebrieren haben.

München - Im Mai 2017, am Ende der vergangenen Saison, gab es beim FC Burnley viel zu feiern. Als 16. der Premier-League-Tabelle sicherte sich der Klub aus der Grafschaft Lancashire mit 40 Punkten gerade noch den Klassenerhalt. Sechs Punkte betrug der Abstand zum ersten Absteiger.

Nur ein halbes Jahr später hat Burnley wieder viel Grund zur Freude - nur dass sich die Mannschaft von Trainer Sean Dyche mittlerweile in ganz anderen, ungeahnten Tabellenregionen befindet. Die "Clarets" haben sich bis auf Rang sechs hochgearbeitet und mischen das obere Tabellendrittel und damit auch die schier übermächtigen sechs Klubs aus Manchester, Liverpool und London gehörig auf.

Nach 18 Spielen hat Burnley bereits 32 Punkte auf dem Konto und der vierte Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt, ist nur zwei Punkte entfernt. Für 24 Stunden war der Underdog sogar schon mal Vierter. So gut stand der zweimalige englische Meister zuletzt vor 42 Jahren da.

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Der Klub war ein klarer Abstiegskandidat

Teammanager Dyche muss sich angesichts des Höhenflugs wohl manchmal selbst kneifen: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so früh so gut dastehen. Nicht weil ich nicht an uns glaube, sondern weil die Premier League einfach unglaublich hart ist. Selbst wenn man gut spielt, kann man als Verlierer vom Platz gehen."

Dyche ist schon seit fünf Jahren im Klub, für Premier-League-Verhältnisse kommt das einer halben Ewigkeit gleich. Als er den Klub Ende 2012 übernahm, hatte Burnley den viertniedrigsten Personaletat der zweiten Liga. Dennoch führte der mittlerweile 46-Jährige den Verein in die Premier League. Es folgte zwar der Abstieg, doch Dyche schaffte mit seinem Team um den mittlerweile nach Düsseldorf gewechselten Rouwen Hennings sofort den direkten Wiederaufstieg. Der Fahrstuhlklub war auch vor der aktuellen Saison für die meisten Fans ein klarer Abstiegskandidat.

Kein Wunder, dass sich bei einem solchen Höhenflug viele Fans an das letzte Fußballmärchen aus England erinnert fühlen: den Meisterschaftstriumph von Leicester City 2016. Selbst Verteidiger Phil Bardsley erinnert an das "blaue Wunder" der "Foxes": "Wenn jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass Leicester Meister wird, hätten alle gelacht." Er betont gleichzeitig: "Ich sage nicht, dass wir Meister werden, aber wir versuchen uns zu verbessern und so weit nach oben zu kommen wie möglich."

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Erinnerungen an Leicester

Auch Dyche versucht Vergleiche mit Claudio Ranieris Truppe im Keim zu ersticken. "Was Träume im Fußball angeht, hat Leicester im Fußball alle Grenzen gesprengt. Ich bleibe bei den Tatsachen, denn diese Liga wird dich in der Luft zerreißen", sagte der frühere Abwehrspieler.

Zwar beträgt der Abstand auf Spitzenreiter Manchester City satte 20 Punkte. Dennoch ist es nicht verwunderlich, dass Burnley in einem Atemzug mit Leicester genannt wird. Schließlich gibt es Parallelen. Auch im Team des FC Burnley sucht man die großen Namen vergebens.

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Barton und Hennings im Abseits

Joey Barton, vor allem wegen seiner Eskapaden bekannt, hat sich selbst ins Abseits manövriert. Wegen illegaler Wetten sperrte der englische Verband das "Enfant Terrible" im Frühjahr für 18 Monate - gleichbedeutend mit dem Karriereende des 35-Jährigen. Hennings wurde im Sommer ausgemustert.

Die Leistungsträger heißen stattdessen James Tarkowski, Jack Cork oder Nick Pope, der den seit Mitte September wegen einer Schulterverletzung fehlenden Kapitän Tom Heaton im Tor glänzend vertritt.

Und auch auf dem Transfermarkt hielt sich Burnley vor der Saison zurück. Insgesamt investierte der Klub "nur" 34 Millionen Euro für Neuzugänge - so wenig wie kein anderes Team in der Premier League. Ligaprimus Manchester City verpulverte hingegen rund 249 Millionen Euro.

Das Prunkstück ist die Abwehr

Am meisten Geld gab Burnley noch für den neuseeländischen Nationalspieler Chris Wood aus, der für 16,4 Millionen Euro vom Zweitligisten Leeds United nach Burnley wechselte.

Aktuell ist Wood auch der Rekordtorschütze seines Teams - mit lediglich vier Treffern. Insgesamt erzielte Burnley erst 16 Tore. Das sind nur zwei mehr als Liverpools Stürmer Mohamed Salah allein. Die Offensive spielt beim Underdog, der meist in einem 4-4-1-1-System agiert, gelinde gesagt eine untergeordnete Rolle.

Das Prunkstück des Überraschungssteams ist definitiv die Defensive. Bei gegnerischem Ballbesitz ziehen sich die beiden Viererketten meist bis zum eigenen Strafraum zurück. Der massive Abwehrverbund ist für die gegnerischen Mannschaften dann kaum zu überwinden.

Mit nur zwölf Gegentoren stellt Burnley gemeinsam mit den beiden Top-Klubs aus Manchester die beste Abwehr der Liga. Neun Mal blieb Burnley ganz ohne Gegentor.

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"Die Fans und die Stadt müssen diese Zeit genießen"

Dank der Top-Abwehr konnte Burnley immer wieder knappe Ergebnisse über die Zeit retten. Sechs 1:0-Siege, ein 3:2- und ein 2:1-Erfolg stehen bislang zu Buche. Der höchste Saisonsieg stammt vom 18. November, als der Krisen-Klub Swansea City mit 2:0 besiegt wurde.

Diese Spielweise ist nicht immer schön anzusehen, aber äußerst erfolgreich. Das muss auch Arsenal-Coach Arsene Wenger neidlos anerkennen: "Sie haben Spiele mit nur 25 oder 30 Prozent Ballbesitz gewonnen. Sie sind also sehr geduldig und haben den Killerinstinkt einer Schlange. Sie lassen dich kommen und dann beißen sie zu."

Wie weit nach oben es für Burnley noch gehen kann, wird sich in den folgenden Wochen der Wahrheit zeigen. Binnen zehn Tagen misst sich Burnley unter anderem mit Tottenham Hotspur, Manchester United und dem FC Liverpool. Sollte die Bilanz dann immer noch stimmen, dürfen vielleicht nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler träumen.

Doch Dyche warnt vor zu großen Erwartungen: "Wir sind nicht das einzig Wahre, wir sind ein Team, das sich verbessert. Eine Menge Herausforderungen kommen auf uns zu. Die Fans und die Stadt müssen diese Zeit genießen."

Manuel Rauscher

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