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England

FC Chelsea: Frank Lampard als Trainerlösung zeigt die Hilflosigkeit der Vereinsbosse

  • Aktualisiert: 06.04.2023
  • 21:37 Uhr
  • ran.de
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Der FC Chelsea holt Ex-Trainer Frank Lampard zurück und geht mit der Vereinslegende in die entscheidenden Wochen der Saison. Eine Move, der Fragen aufwirft. ran beantwortet sie.

Von Andreas Reiners 

Wie gut schmeckt Aufgewärmtes?

Bei dieser Frage lässt sich in allen Lebenslagen streiten. Beim Essen zum Beispiel. Oder bei der Partnerwahl, ob nun im privaten Rahmen oder beruflich. 

Daher stellt sich beim FC Chelsea die Frage, wie dem Klub die Rückkehr von Frank Lampard bekommt. 

Der 44-Jährige ist eine Vereinsikone, ein Held der "Blues", der zwischen 2019 und 2021 aber schon einmal als Trainer an der Stamford Bridge arbeitete und scheiterte. Warum also das Ganze? Die Entscheidung der Klubbosse wirft Fragen auf, die ran beantwortet. 

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Warum ist Lampard die aktuelle Lösung?

Lampard ist bis zum Sommer die Übergangslösung nach der Entlassung von Graham Potter. "Die Entscheidung ist mir ziemlich leicht gefallen, das ist mein Klub", sagte Lampard bei seiner Vorstellung.

Der Verein, der in dieser Saison über 600 Millionen Euro in neue Spieler investiert, aber in nahezu allen Wettbewerben enttäuscht hatte, nimmt sich Zeit für eine langfristige Lösung. Mit Lampard kommt ein Fan-Liebling, der bei den Anhängern immer noch einen Vertrauensvorschuss genießen dürfte. Eine Art Legenden-Schutz, wenn man so will.

"Während wir unseren gründlichen und umfassenden Prozess für einen dauerhaften Cheftrainer fortsetzen, möchten wir dem Verein und unseren Fans einen klaren und stabilen Plan für den Rest der Saison vorlegen", erklärten die Besitzer Todd Boehly und Behdad Eghbali.

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Was ist jetzt mit Julian Nagelsmann? 

Der Ex-Bayern-Trainer galt als einer der Favoriten auf den Job, neben Luis Enrique, der in dieser Woche zu Verhandlungen in London gewesen sein soll. Auch Mauricio Pochettino, Zinedine Zidane, Sporting Lissabons Ruben Amorim und Eintracht Frankfurts Oliver Glasner werden als Kandidaten genannt. 

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Das Scheitern der Millionen-Trainer

Das Scheitern der Millionen-Trainer

Nun hat es auch Graham Potter erwischt. Nach nur sieben Monaten flog er beim FC Chelsea raus. Dabei zahlten die Londoner Millionen für Potter. ran zeigt weitere Trainer, die für viel Geld aus ihren Vertragen rausgekauft wurden und dann bei ihren neuen Klubs scheiterten.

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  • 04.04.2023
  • 07:49 Uhr

Da der Klub auf der Suche nach einem langfristigen Nachfolger nichts überstürzen will, werden die Gespräche und Verhandlungen nun fortgesetzt. Heißt: Nagelsmann wird auch weiterhin ein Kandidat sein, mit prominenter Konkurrenz allerdings. Wie es hieß, habe Nagelsmann nach seinem Aus bei den Bayern sowieso Abstand genommen und will erst im Sommer einen neuen Job antreten.

Ist der Chelsea-Schachzug nachvollziehbar?

Ja, gleichzeitig ist er aber auch ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Klar ist, dass der sowieso schon harsch kritisierte Wechsel von Thomas Tuchel zu Potter ein kompletter Reinfall war, den sich Boehly und Co. ankreiden lassen müssen. Der nächste Schuss sollte auch angesichts der irren Millionen-Investitionen deshalb sitzen.

Dadurch, dass man Potter so lange erfolglos im Mittelfeld der Liga herumdümpeln ließ, hat man sich in Zugzwang gebracht, weshalb Lampard in gewisser Weise auch eine Verzweiflungstat ist. Eine, mit der sich die Macher angesichts des immer noch hohen Ansehens Lampards im Klub aber auch ein bisschen Ruhe verschafft haben. Den Respekt der Spieler wird Lampard ebenfalls genießen, zudem kennt er den Klub in- und auswendig, benötigt keine große Anlaufzeit.

Denn klar ist: Alles ist bei den Blues auf die Champions League ausgerichtet. Dort ist im Viertelfinale Real Madrid der Gegner. Es ist die letzte verbliebene Titelchance, die gleichzeitig großes Versöhnungspotenzial besitzt und zudem das Ticket für die Königsklasse in der kommenden Saison wäre. In der Liga hat Chelsea 14 Punkte Rückstand auf Platz vier, auf Rang fünf und die Europa League sind es elf Zähler.

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Was hat Lampard als Trainer vorzuweisen? 

Das ist ein kritischer Punkt: Nicht sehr viel.

Nach einer Saison beim Zweitligisten Derby County, mit dem er den Aufstieg in den Playoffs knapp verpasste, ging er 2019 erstmals zum FC Chelsea. Dort musste er in der ersten Saison wegen einer Transfersperre auf Talente setzen und sie fördern. Eine seiner Stärken, Chelsea beendete die Saison trotz der Umstände auf Platz vier.

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Tuchel: Empfiehlt er Nagelsmann den Chelsea-Job?

Graham Potter ist nicht länger Trainer bei Chelsea. Damit ist der Trainerposten beim Ex-Klub von Thomas Tuchel frei. Das denkt der Bayern-Trainer über seinen ehemaligen Klub.

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Doch mit neuen Stars kamen ab dem Sommer 2020 auch die Probleme. Als Neunter machte Lampard im Januar 2021 Platz für Tuchel, der mit dem Team innerhalb weniger Monate Vierter wurde und die Champions League gewann.

Ein Jahr später übernahm Lampard den FC Everton. Dort gab es ausschließlich Abstiegskampf. Nach 44 Spielen mit einem Punkteschnitt von 1,0 war dann im Januar 2023 Feierabend.  15 Zähler waren es in 20 Spielen unter seiner Regie, seitdem holten die "Toffees" zwölf Punkte aus neun Partien.

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Was ist mit Lampard nun möglich?

Lampard soll im Idealfall die Saison retten. Ob er dem teuren Kader die vorhandene Qualität und dringend benötigte Konstanz entlocken kann, ist die entscheidende Frage.  

Für Lampard ist es nicht nur ein Herzensjob bei seinem Herzensklub, sondern auch die Chance, seine Trainer-Karriere neu zu beleben und sich in Stellung zu bringen. Das Gute: Es geht in den kommenden Wochen vor allem um die Königsklasse, zunächst um zwei Spiele gegen Real. All in also. Theoretisch hat er durch den Kader die Klasse zur Verfügung, um mit der Mannschaft eine gute Rolle spielen zu können.

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Wäre es denkbar, dass Lampard sogar die langfristige Lösung ist? 

Das gab es beim FC Chelsea schon mal: Roberto di Matteo bekam nach seinem Champions-League-Sieg 2012 im Finale gegen die Bayern als vorherige Interimslösung den Fulltime-Job. Lampard war damals Spieler.

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Auf die Frage, ob er einen ähnlichen Weg einschlagen könnte, sagte der ehemalige Mittelfeldspieler: "Es wird nicht meine Entscheidung sein, also möchte ich auch hier nicht voreilig sein. Ich verstehe, dass mir diese Frage oft gestellt wird. Ich habe meine Augen weit offen. Das Wichtigste für mich ist, das zu ignorieren und mich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren."

Damit das Aufgewärmte vielleicht doch ganz gut schmeckt.