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Uwe Morawe schreibt auf ran.de

Morawes WM-Kolumne: Mexiko - Das Rudel Wölfe

  • Aktualisiert: 24.06.2018
  • 20:13 Uhr
  • ran.de / Uwe Morawe
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Kult-Kommentator Uwe Morawe schreibt während der WM 2018 über Skurrilitäten und kuriose Geschichten rund um den internationalen Fußball. Nach dem zweiten mexikanischen Sieg bei der WM in Russland verrät er, wie Mexikos Spielweise den Fußball Südamerikas nachhaltig verändert hat.

München - Hätten Sie es gewusst, Herr Löw? Die einzigen Nationen, die bei den letzten sechs Weltmeisterschaften immer die Gruppenphase überstanden heißen Brasilien, Deutschland und, Überraschung: Mexiko!

Da ist es schon erstaunlich, dass das fußballverrückte Mexiko in seiner Geschichte erst einen einzigen Ausnahmespieler hervorgebracht hat. Hugo Sanchez, Körpersprache wie Cristiano Ronaldo, Spielweise wie Inzaghi oder Luis Suarez.

Uli Hoeneß sagte einst: "Ich äußere mich grundsätzlich nicht über gegnerische Spieler (jap, der war gut, Uli!), aber dieser Sanchez ist das Dreckigste, was ich die letzten Jahre auf Europas Plätzen gesehen habe". Zugegeben, war ein Unsympath, doch gemach Uli, hast ja selber nur mickrige fünf Länderspieltore erzielt. 

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Real-Legende Sanchez

Hugo Sanchez dagegen war der beste One-Touch-Goalgetter ever. 47 Treffer in 45 Europapokalspielen, fünffacher Torschützenkönig in La Liga, und in seiner Rekordsaison 1989/90 vollbrachte er Einmaliges: alle seine 38 Saisontreffer erzielte Sanchez mit einem einzigen Ballkontakt. Batsch und drin!

So einen hat Mexiko nie wieder gehabt - und seine Lehren daraus gezogen. Die angesprochene Konstanz bei den letzten Turnieren hat ihren Grund in der bewussten Umstellung des Spielsystems.

Eine im Vergleich zu Europäern geringe Körpergröße, keine Superstars - also müssen andere Wege her. Bei der WM 1998 überraschten die Mexikaner mit einem völlig neuen Stil. Wie ein Rudel Wölfe jagten sie die ballführenden Gegner, versuchten Chaos zu stiften. Diese Art und Weise kopierten ab 2010 Länder wie Chile und Kolumbien, Copyright aber bei Mexiko. Dass im Achtelfinale immer schon Schluss war, war hauptsächlich Pech.

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Markenzeichen: schnell und ausdauernd

Gegen die kann man nicht wie Toni Kroos noch im ersten Gruppenspiel fast schon lethargisch mit gemessenen 19,1 km/h nach hinten traben. Auf 100 Metern entspricht das übrigens 18,84 Sekunden, schafft so mancher Rentner beim Sportabzeichen.

Kroos ist ein hervorragender Achter und ein Mann für die wichtigen Momente, was er als Matchwinner beim 2:1-Sieg der DFB-Elf im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden mal wieder eindrucksvoll bewiesen hat. Aber meiner Meinung nach ist Kroos dennoch ein lausiger Doppelsechser. Deswegen agiert bei Real Madrid stets ein Casemiro als Absicherung hinter ihm. Wenn man Kroos also auf die Sechs stellt, darf man sich über Kontergegentore nicht sonderlich wundern. Das wusste und nutzte Mexiko in der Partie gegen Deutschland.

Besorgniserregend waren für mich die Aussagen der Deutschen nach der Auftaktpleite, dass man vom System der Mexikaner überrascht gewesen sei. Überrascht von klassischem Konterfußball? Was hat Urs Siegenthaler denn da gescoutet? Qualifikationsspiele gegen Trinidad oder Jamaika?

Erinnerungen an 1982

Das erinnerte beinah an die letzte Auftaktniederlage 1982 gegen Algerien. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel wurde Jupp Derwall damals gefragt, ob man den Gegner beobachtet habe.

Derwall, sonst eher Vertreter des Schrebergartenidylls, überraschte mit einer Arroganz, Karl Lagerfeld ist nichts dagegen: "Ich mache mich bei meinen eigenen Spielern doch lächerlich, wenn ich denen irgendwas über Algerien erzählen würde."

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