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Formel 1 in Suzuka

Formel 1: Pierre Gasly rast in Suzuka knapp an Traktor vorbei - Erinnerungen an Todesdrama von Jules Bianchi

  • Aktualisiert: 09.10.2022
  • 13:20 Uhr
  • ran.de
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© Imago / twitter.com/dirk_adam

Nach der Unterbrechung des Rennens in Suzuka sorgt ein Bergungsfahrzeug auf der Strecke für Aufregung. Pierre Gasly entgeht nur knapp einer Katastrophe. 2014 war Jules Bianchi bei ähnlichen Bedingungen verunglückt.

Suzuka - Riesen-Aufregung in der Formel 1!

Nach dem Chaos-Start beim Regenrennen in Suzuka (Jetzt im Liveticker), das nach nur zwei Runden unterbrochen werden musste, sorgt ein Traktor auf der Rennstrecke für Ärger.

Der war eingesetzt worden, um die bei diversen Unfällen beschädigten Autos zu bergen. Allerdings ist auf TV-Aufnahmen zu sehen, dass zu der Zeit noch gefahren wurde – bei sehr schlechten Sichtverhältnissen.

Die Bilder zeigen, wie Pierre Gasly nur knapp an dem Bergungsfahrzeug vorbeifuhr, nachdem nur wenige Augenblicke zuvor das Rennen mit roten Flaggen unterbrochen wurde. Der Vorfall erinnert fatal an das folgenschwere Unglück von Jules Bianchi, der im Regen in Suzuka einen schweren Unfall hatte, an dessen Folgen er später verstarb.

Entsprechend ungehalten reagierte Gasly noch im Auto. "Das ist inakzeptabel", wütete der Franzose über das Teamradio. "Ich bin genau daran vorbeigefahren. Ich kann es nicht glauben", schimpfte er. Nach der Rennunterbrechung wütete der Monza-Sieger von 2020 auch in der Boxengasse: "Ich hätte mich umbringen können!"

Zu allem Überfluss wurde er auch noch bestraft. Weil er wegen der Rotphase zu schnell unterwegs war, erhielt er 20 Strafsekunden und zwei Strafpunkte. Er sei mehrfach über 200 km/h und in der Spitze sogar 251 km/h gefahren, hieß es von der FIA.
Eine noch härtere Strafe gab es nur deshalb nicht, weil Gasly zumindest verlangsamt habe und weil er eben kurz zuvor an dem Bergungsfahrzeug vorbeigefahren sei und deshalb etwas unter Schock gestanden habe.

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Sainz über Vorfall: "...dann ist es vorbei"

Auch Carlos Sainz, der nach dem chaotischen Start wegen eines Unfalls ausgeschieden ist, kritisierte die Rennleitung scharf dafür, dass das Bergungsfahrzeug schon so früh auf der Strecke stand.

"Ich weiß nicht, ob das die Leute verstehen, aber selbst hinter dem Safety-Car fahren wir mit 100 bis 150 km/h. Und selbst dann sehen wir nichts hinter dem Safety-Car. Wenn dann ein Fahrer von der Linie abkommt, Aquaplaning hat oder was am Lenkrad ändern muss und von der Linie fährt, dann einen Traktor trifft, dann ist es vorbei", sagte der spanische Ferrari-Pilot. "Ich weiß wirklich nicht, warum man bei solchem Wetter das Risiko eingeht, ein Bergungsfahrzeug auf die Strecke zu holen."

Noch deutlicher wurde Sergio Perez. "Wie können wir deutlich machen, dass wir niemals einen Kran auf der Strecke sehen wollen", twitterte der Red-Bull-Pilot. "Wir haben Jules wegen dieses Fehlers verloren. Was heute passiert ist, ist völlig inakzeptabel!!! Ich hoffe, dass dies das letzte Mal ist, dass ich einen Kran auf der Strecke sehe!"

Auch McLaren-Fahrer Lando Norris setzte einen geschockten Tweet ab. "Was zur Hölle. Wie konnte das passieren!? Wir haben in einer solchen Situation vor acht Jahren ein Leben verloren. Wir riskieren unser Leben, besonders bei solchen Bedingungen. Wir wollen Rennen fahren. Aber das ist...Inakzeptabel", schrieb der Engländer.

Onboard-Aufnahmen zeigen, dass vor Gasly auch andere Fahrer nur knapp an dem Bergungsfahrzeug vorbeifuhren.

Alexander Albon erinnerte an einen Vorfall, der gerade erst eine Woche her ist: "Etwas ähnliches ist in Singapur passiert. Sebastian Vettel hat das im Fahrerbriefing angesprochen. Wir haben da eine Situation, die sehr gefährlich ist."

Allgemein war in den sozialen Medien, wo die Fotos schnell viral gingen, die Empörung groß.

"NICHTS gelernt bei der FIA", schreibt ein User. Ein anderer beklagt: "Einfach grobe Fahrlässigkeit. Sowas darf nicht passieren, vor allem nicht nach 2014."

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Bianchi wachte aus Koma nicht mehr auf

2014 war Bianchi in Suzuka verunglückt, als er im Rennen bei regennasser Fahrbahn in das Heck eines Bergungsfahrzeuges prallte und sich dabei schwerste Kopfverletzungen zuzog. Nach neun Monaten im Koma erlag er im Juli des folgenden Jahres diesen Verletzungen.

Phillipe Bianchi, der Vater des verstorbenen Jules Bianchi, attackierte die FIA bei Instagram scharf: "Kein Respekt für das Leben der Fahrer! Kein Respekt für Jules Andenken. Unglaublich!".

Auch die FIA selbst hat ein Statement zu dem Vorfall herausgegeben. "Das Safety-Car war auf der Strecke und das Rennen neutralisiert. [Gasly] hatte sein Auto beschädigt und war unter Safety-Car zum Boxenstopp abgebogen. Dann fuhr er mit hoher Geschwindigkeit dem Feld hinterher", heißt es darin: "Die Bedingungen haben sich verschlechtert. Deshalb wurde Rot gezeigt - bevor [Gasly] den Unfallort erreichte."

Der Weltverband beruft sich also darauf, dass schon eine Rote Flagge gezeigt wurde, bevor Gasly an dem Kran vorbeifuhr, und verteidigte damit die Rennleitung.

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