Formel 1
Lewis Hamilton unter Druck - Wird 2023 die letzte Saison des Rekordweltmeisters?
- Aktualisiert: 03.03.2023
- 12:35 Uhr
- ran.de
Lewis Hamilton ist nach einem enttäuschenden Jahr 2022 auf Wiedergutmachung aus und hat seinen achten WM-Titel im Visier. Doch was, wenn der Brite in diesem Jahr erneut in einem Boliden sitzt, der nicht siegfähig ist? Wird 2023 dann das letzte Formel-1-Jahr des Rekordweltmeisters?
"Wir werden vielleicht nicht gleich die Schnellsten sein, aber wir haben das Potenzial, nah dran zu sein. Hoffentlich wird es knapp, und hoffentlich haben wir das Potenzial, den Rückstand schon früh in der Saison aufzuholen."
Wirklich optimistisch hört sich Lewis Hamilton vor dem Start der neuen Formel-1-Saison nicht an. Eher skeptisch und vorsichtig.
Der siebenmalige Weltmeister hat gelernt und ist wohl auch immer noch ein wenig gezeichnet. Im vergangenen Jahr erlebte der 38-Jährige nun mal die bitterste Saison seiner sonst vor Rekorden nur so strotzenden Karriere.
Kann Lewis Hamilton den achten WM-Titel holen?
Nicht wenige Experten sind der Meinung, dass der Brite nie wieder um die Weltmeisterschaft in der "Königsklasse des Motorsports" kämpfen können wird. Viel mehr würde sich die Laufbahn von Lewis Hamilton kurz vor dem Ende befinden.
Sollte 2023 tatsächlich sein letztes Jahr in der Formel 1 sein, dürfte der "Anfang vom Ende" in der Retrospektive so deutlich bestimmt werden können wie selten bei einem Fahrer zuvor. Es war der 12. Dezember 2021.
An diesem Tag hätte, da sind sich Experten einig, die Karriere von Lewis Hamilton geendet. Wäre da nicht diese eine verflixte letzte Runde gewesen, die es Max Verstappen ermöglichte, seinem Kontrahenten den achten WM-Titel - wortwörtlich in den letzten Kurven der Saison - aus den Händen zu reißen.
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Ex-Weltmeister Hill sicher: "Das ist der einzige Grund, warum er zurückkam"
Hamilton nannte die Entscheidung der Rennleitung, die es dem Niederländer erlaubte, den Re-Start auf frischen Reifen direkt hinter Hamilton angehen zu können, noch im Auto einen "Betrug". In den kommenden Monaten verabschiedete sich der siebenmalige Weltmeister von der Bildfläche. Keine Interviews. Keine öffentlichen Auftritte. Keine Postings auf den sozialen Netzwerken.
Doch nach einigen Monaten zeigte sich der 103-fache Grand-Prix-Sieger wieder angriffslustig und wollte mit der von Grund auf neuen Auto-Generation seine achte Weltmeisterschaft feiern. Eine Weltmeisterschaft, die ihn wohl endgültig zum besten Rennfahrer der F1-Geschichte machen würde.
Auch Ex-Weltmeister und "Schumi-Rivale" Damon Hill ist sich sicher, dass es für Hamilton nur noch dieses eine Ziel gibt. Gegenüber dem "Evening Standard" erklärte der 62-Jährige zuletzt: "Der achte Weltmeistertitel war zum Greifen nahe und wurde ihm dann verwehrt. Das ist der einzige Grund, warum er zurückkam und weitermachte: die Hoffnung, diesen achten Titel zu holen. Ich glaube, das ist seine einzige Motivation. Ich glaube nicht, dass er nur Rennen fahren will."
2022 für Hamilton ein einziger Reinfall
Doch wäre Hamilton auch zurückgekommen, wenn er gewusst hätte, was das Jahr 2022 für ihn bereit hielt? Bereits bei den Testfahrten im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass Mercedes sich mit dem Konzept des Autos verpokert hatte.
Nach Jahren der Dominanz, zwischen 2014 und 2021 gewann das Team acht Mal die Konstrukteurs-WM und holte mit Hamilton (2014, 2015, 2017-2020) und Nico Rosberg (2016) sieben Fahrertitel in Folge, war der Bolide des 38-Jährigen nicht siegfähig. Erst zum Ende der vergangenen Saison konnte das Team den Abstand auf Red Bull und Ferrari verringern und wieder um Siege mitfahren. George Russell, Hamiltons Teamkollegen, gelang dies in Brasilien. Dem Rekordweltmeister selbst blieb der Platz auf der obersten Stufe des Treppchen 2022 verwehrt. Ein Novum! Zum ersten Mal in seiner Karriere gewann er in einer Saison kein Rennen.
Ob sich das in der am kommenden Wochenende startenden Saison verändert, ist noch unklar. Zwar waren die Testfahren des neuen "W14" deutlich besser, als die seines Vorgängers. Wirklich reibungslos liefen die drei Testtage in der Wüste Bahrains jedoch nicht ab.
Mercedes-Teamchef Wolff schraubt Erwartungen vor dem Saisonstart herunter
Toto Wolff, Mercedes-Teamchef, schraubte die Erwartungen vor dem Saisonauftakt vorerst herunter: "Ich glaube, [optimistisch] ist vielleicht zu viel gesagt, weil wir versuchen hier, weiterhin so zu sein, wie wir es immer waren, nämlich skeptisch und bescheiden. Ich glaube also nicht, dass wir von Anfang an sofort mitfahren können."
Dies sei "zumindest unser Mindset. Aber wir haben natürlich viel gelernt im Vorjahr, und ich glaube, dass wir das auch umsetzen werden auf das Auto. Die Performance, die wir im Fahrzeug hatten, [freimachen] können", so der Österreicher weiter.
Nach solchen Aussagen muss man sich dennoch die Frage stellen, ob Lewis Hamilton ein weiteres Jahr ohne wirkliche Titelchancen "mitmachen" würde. Sein ehemaliger Teamkollege Jenson Button hat da so seine Zweifel, wie er bei "Sky Sports F1" erzählte: "Das ist etwas, was wir alle irgendwann in unserer Karriere durchmachen, und es ist der Grund, warum viele Leute zurücktreten - sie sitzen nicht mehr in einem Siegerauto."
Ist 2023 das "letzte Jahr" von Lewis Hamilton?
Genau aus diesem Grund würde Hamilton auch mit einer Verlängerung seines auslaufenden Vertrages warten, erklärte Button im Gespräch mit "Telegraph Sport": "Das muss doch so sein, oder? Er weiß, wie nervig wir alle [wegen des Vertrags] fragen. Ich meine, wir müssen die Frage stellen. Aber er wird es hassen, sie wieder und wieder und wieder und wieder zu beantworten. Das kann nur daran liegen, dass er sich fragt, wie wettbewerbsfähig sie sein werden."
Schon die ersten Rennen der Saison könnten für die Zukunft von Lewis Hamilton entscheidend werden. Vertragsverlängerung? Karriereende ohne Titel? Oder der Abschied mit WM-Sieg "Nummer acht". Auch in seiner 17. Saison als Formel-1-Rennfahrer wird der Brite die Schlagzeilen bestimmen.
Wäre da nicht diese eine verflixte letzte Runde gewesen. Am 12. Dezember 2021 in Abu Dhabi.