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Olympia

Olympia 2021: Nach Timanowskaja - weitere Athleten fliehen aus Weißrussland

  • Aktualisiert: 04.08.2021
  • 20:04 Uhr
  • ran.de / SID
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© Imago

Nach Sprinterin Kristina Timanowskaja fliehen weitere Athleten aus Angst aus Weißrussland. Die Belarus-Olympioniken wurden durch die Regierung um Präsident Alexander Lukaschenko extrem unter Druck gesetzt.

München - Der Fall Kristina Timanowskaja zieht immer weitere Kreise. Nun wird deutlich: Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko hat die Sportstars seines Landes extrem unter Druck gesetzt.

Dies hat zur Folge, dass weitere Athleten desertieren und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. So kommt nach der Sprinterin auch das Mehrkampf-Ehepaar Jana Maksimowa und Andrej Krawtschenko nicht mehr zurück. Das Paar hat eine Tochter und will mit dieser gemeinsam in Deutschland leben. 

"Nach all den Ereignissen habe ich nicht vor, nach Weißrussland zurückzukehren. Ich habe eine kleine Tochter, ich kann kein Risiko eingehen. Ich gehöre zu den Menschen, die nicht schweigen können. Als ich in Weißrussland gelebt und trainiert habe, die ganze Situation hat mich nicht losgelassen", erklärte Maksimowa bei Instagram.

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Ehepaar will nicht zurückkehren

Die Sportlerin selbst hatte die Olympia-Qualifikation verpasst, ihr Ehemann wurde aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen, weil er einen offenen Brief unterzeichnete, in dem die Polizeigewalt kritisiert und die Fälschung von Wahlergebnissen angeprangert wurde. 

Für beide beginnt nun ein neues Leben. "In Deutschland kann ich jetzt tief durchatmen, gut schlafen. Ich möchte wirklich die Energie zurückgeben, die mir im Wettkampf zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio gefehlt hat", wird die 32-Jährige von der Belarussischen Stiftung für Sportsolidarität zitiert.

Neben dem Ehepaar ist aus Angst vor Verfolgung auch ein Handballtrainer aus Belarus geflohen. Der Coach, der auch als Aktivist aktiv ist, saß bereits für 15 Tage im Gefängnis. Die örtlichen Behörden sahen es als "politische Versammlungen" an, dass der Trainer offene Trainingseinheiten abhalten wollte. Er befindet sich inzwischen in der Ukraine.

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Lukaschenko setzte Athleten unter Druck

Der weißrussische Präsident Lukaschenko hatte sich zuvor mit mahnenden Worten an die Athleten gewandt.

In einem von Aktivisten veröffentlichten Mitschnitt einer Rede sagte der Diktator wörtlich: "Wenn es in Tokio nicht die Resultate im Sport gibt, werden wir die Offiziellen und die Angestellten nicht behalten." Man gebe viel Geld für die Olympia-Delegation aus, so Lukaschenko: "Wenn Sie dorthin als Touristen gehen und ohne etwas zurückkommen, kommen Sie besser gar nicht ins Land zurück."

Daneben soll es eine geleakte Telefon-Aufnahme geben, die die Vorwürfe bekräftiget. In dem Telefonat werde Timanowskaja eingeschüchtert, heißt es.

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"Wie eine Fliege im Spinnennetz"

Sie sei "wie eine Fliege in einem Spinnennetz, je mehr du dich herumwindest, desto mehr verfängst du dich", wird ihr laut "Bild" gesagt: "Dein Stolz sagt dir, tu es nicht, ihr macht wohl Späße. Er (der Stolz, Anmerk. d. Red.) wird dich aber in den Vorhof der Hölle ziehen und dich verdrehen. Das ist leider, wie Selbstmord-Fälle enden." Eine klare Drohung.

Die 24-jährige Timanowskaja hatte die Nacht zum Montag in einem Hotel am Tokioter Flughafen Haneda verbracht, nachdem sie über die sozialen Medien die Angst geäußert hatte, gegen ihren Willen zurück nach Belarus gebracht zu werden. Dabei hatte sie auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) um Hilfe angerufen.

Auslöser der Affäre war offenbar ein mittlerweile gelöschtes Video, das Timanowskaja bei Instagram gepostet hatte. Darin kritisierte sie den belarussischen Leichtathletikverband. Timanowskaja gab an, sie sei gezwungen worden, am 4x400-Meter-Rennen teilzunehmen, weil der Verband nicht die Anzahl ausreichender Dopingkontrollen für die Athletinnen gewährleistet habe, die für die Staffel vorgesehen waren.

Europäische Kommission kritisiert Belarus

Die Europäische Kommission hat derweil Belarus für den Umgang mit Timanowskaja scharf kritisiert und zugleich ihre Solidarität mit der Sportlerin erklärt. "Der Versuch, Kristina Timanowskaja mit Gewalt in ihr Heimatland zu bringen, ist ein weiteres Beispiel dafür, mit welcher Brutalität das Regime von Lukaschenko die Menschen in Belarus unterdrückt", sagte Kommissionssprecherin Nabila Massrali der Zeitung "Welt".

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"Die Repressalien treffen die gesamte belarussische Gesellschaft, auch Athleten, und machen selbst vor dem Olympischen Frieden nicht Halt", führte Massrali aus: "Wir drücken gegenüber Kristina Timanowskaja unsere volle Solidarität aus und unsere Achtung vor den Mitgliedstaaten, die ihr Unterstützung angeboten haben. Und wir begrüßen, dass Polen ihr ein humanitäres Visum ausgestellt hat."

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