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Neue deutsche Tour-Hoffnung?

Tour de France: Florian Lipowitz mischt die Radsport-Elite auf - wer ist der neue deutsche Tour-Held?

  • Veröffentlicht: 18.07.2025
  • 18:35 Uhr
  • Chris Lugert

Florian Lipowitz mischt bei seiner ersten Tour de France die Radsport-Elite auf. Der junge Deutsche gehört plötzlich zu den Podiumskandidaten. Kann er irgendwann sogar um den Gesamtsieg mitfahren?

Von Chris Lugert

Misst man die Qualität eines Sportlers daran, wie respektvoll die Konkurrenz über ihn spricht, dann gehört Florian Lipowitz bereits jetzt zur Weltspitze des Radsports.

"Er ist sehr stark und ein toller Fahrer. Er hat noch Raum für Verbesserungen. Ich denke, wir werden noch viel von ihm in den nächsten Tagen und Jahren sehen", sagte kein Geringerer als Tadej Pogacar über den deutschen Shootingstar.

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Mit seinem Husarenritt auf der zwölften Etappe der Tour de France hinauf nach Hautacam hat Lipowitz nachhaltig Eindruck hinterlassen. Eigentlich sollte der 24-Jährige vom Team Red Bull-Bora-Hansgrohe bei seiner allerersten Frankreich-Rundfahrt der Edelhelfer für Kapitän Primoz Roglic sein. Doch seit diesem Donnerstag ist Lipowitz zumindest der Co-Chef im Team.

Hinter Pogacar und Jonas Vingegaard erreichte Lipowitz nach einer späten Attacke sensationell als Dritter das Ziel, und nicht wenige glauben, dass er den Dänen noch eingeholt hätte, wenn er früher die Freigabe zum Angriff bekommen hätte.

"Ja, vielleicht hätte er ihn bekommen - und dann hätte er sich in einen Hungerast gefahren und wäre mit vier Minuten Abstand ins Ziel gekommen. Hätte, hätte, Fahrradkette", wies Red-Bull-Sportdirektor Rolf Aldag in der "ARD" eine entsprechende Nachfrage zurück.

Am Freitag bestätigte Lipowitz im Bergzeitfahren seine herausragende Verfassung und beendete die Etappe als Vierter. Damit verkürzte er den Rückstand auf den schwächelnden Remco Evenepoel, der auf Rang drei in der Gesamtwertung liegt, auf nur noch wenige Sekunden. Lipowitz hat gute Chancen, als erster Deutscher nach Andreas Klöden 2006 in Paris auf dem Podest zu stehen.

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Lipowitz: Vom verhinderten Biathleten zum Radsport-Star?

Lipowitz und das Fahrrad - beides gehörte schon früh zusammen. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder waren lange Radtouren im Urlaub an der Tagesordnung, schon als 17-Jähriger spulte er in einer Woche 900 Kilometer und 18.000 Höhenmeter in den Alpen ab.

Ursprünglich hatte Lipowitz, der aus Laichingen in Baden-Württemberg stammt, das Ziel, Biathlet zu werden. Die Familie zog dafür extra nach Tirol, damit Lipowitz dort aufs Sport-Internat gehen konnte. Doch Verletzungen ließen seine Entwicklung stocken, vor allem ein Kreuzbandriss warf ihn zurück. Das Pech stellte sich später als Segen heraus.

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Denn in jener Zeit entdeckte er endgültig die Liebe für den Radsport und intensivierte das Training. Auf Amateurebene machte er mit starken Leistungen von sich reden, 2020 unterschrieb er bei einem zweitklassigen Team in Österreich seinen ersten Profivertrag. Seit 2023 gehört er zum Team Bora-Hansgrohe, damals noch ohne Red Bull als Hauptsponsor.

Teamchef Ralph Denk erinnerte sich in einem Interview mit der "Sportschau" an das Vorstellungsgespräch mit Lipowitz, für das der Youngster extra 100 Kilometer mit dem Rad angereist war und die Strecke anschließend auch zurückfuhr. "Das war für mich eine beeindruckende Begegnung", sagte Denk. "Man hat gemerkt: Der will."

Florian Lipowitz: Durchbruch bei der Vuelta 2024

Sein Stern auf internationaler Ebene ging 2024 so richtig auf. Bei der Spanien-Rundfahrt belegte er den siebten Platz in der Gesamtwertung und bewies, dass er auch für eine dreiwöchige Tortur gewappnet ist. In diesem Jahr sorgte er mit Platz zwei bei Paris-Nizza und Rang drei bei der Tour-Generalprobe Criterium du Dauphine für Aufsehen. In beiden  Wettbewerben sicherte er sich das Nachwuchs-Klassement.

Gerade die Dauphine war eigentlich der Saisonhöhepunkt für Lipowitz, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Topform befand, während sich Pogacar und Vingegaard noch im Formaufbau Richtung Tour befanden. Doch der Deutsche hat es auf beeindruckende Weise geschafft, dank eines anschließenden Höhentrainingslagers seine Topform über weitere Wochen zu strecken.

Nun wird sich zeigen, ob Lipowitz auch die harte dritte Tour-Woche noch im Tank hat. Schon am Samstag steht eine Monster-Etappe mit vier Bergwertungen auf dem Programm, zwei davon gehören der höchsten Kategorie an - der legendäre Col du Tourmalet und der Schlussanstieg hinauf nach Superbagneres.

Danach werden Lipowitz und Red Bull-Bora-Hansgrohe mehr darüber wissen, was bei dieser Tour noch möglich ist. Für die kommenden Jahre jedoch scheint Lipowitz alle Anlagen zu haben, selbst um den Toursieg mitfahren zu können - sofern er tatsächlich auch als Kapitän eingesetzt wird.

Doch hier könnte es zu einer pikanten Situation kommen. Ausgerechnet Evenepoel, der aktuell der große Kontrahent um das Podium und um den Sieg in der Nachwuchswertung ist, soll bei Red Bull-Bora-Hansgrohe hoch im Kurs stehen. Angeblich zeichnet sich ein Wechsel für 2026 bereits ab.

Es ist also auch an Lipowitz selbst, seine Teamleitung davon zu überzeugen, zukünftig voll und ganz auf ihn zu setzen - und gemeinsam für einen neuen Radsport-Boom in Deutschland zu sorgen. Der Anfang jedenfalls ist gemacht.

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