von Luca Ostermeier

"Country Roads" und Lichtermeer. 69.811 begeisterte Fans in der Allianz Arena. Tom Brady, der gerade das erste offizielle NFL-Spiel auf deutschem Boden absolvierte.

Die Bilder vom Munich Game 2022 bleiben unvergessen. Ein historischer Tag für die NFL und Football in Deutschland.

Aber auch eine riesige Party. Und die hat Spaß gemacht. Eine Menge sogar.

Munich Game: Ticket-Chaos sorgte für Frust

Doch es war bei weitem nicht alles perfekt. Nun kommt die NFL in diesem Jahr sogar für zwei Spiele nach Deutschland und hat die Chance, einige Fehler nicht mehr zu machen. Auch wenn die Städte und Stadien noch nicht bekannt sind, gibt es grundlegende Dinge, die 2023 besser werden müssen.

Der erste Ärger und Frust begann für die meisten Fans wohl schon weit vor dem eigentlichen Spiel. Das Ticket-System lud beinahe dazu ein, mehr Tickets als nötig zu erwerben und diese später zu horrenden Preisen online anzubieten. Bis zu sechs Ticketkäufe pro Person waren zu viel.

Viele Fans blieben enttäuscht. Zu viele. Natürlich konnten nicht alle fast 800.000 Interessierten Karten bekommen, aber es muss einen fairen Mittelweg geben. Immerhin gibt es für alle deutschen Fans in diesem Jahr gleich zwei Chancen.

Liebe NFL, auch Deutschland kann "Tailgating"

Wer zu den Glücklichen gehörte, erlebte in den Stunden vorm durchaus eine gewisse Party-Stimmung. Viele Fans reisten bereits deutlich vor dem Einlass ins Stadion an. Die Fans waren bereit für Partystimmung a la "Tailgating". Nur die NFL war es offenbar nicht.

Vereinzelte interaktive Möglichkeiten wie Kicker- oder Wurf-Challenges für die Wartenden waren ein guter Ansatz, aber es wurde zu klein gedacht. Oder die NFL hatte einfach nicht mit diesem Ansturm, dieser Lust der Fans gerechnet.

Die NFL darf - nein, muss - künftig auch in Deutschland größer denken. Die Fans wollten keinen normalen Einlass zu einem Fußballspiel, sie wollten das Football-Feeling. Im und außerhalb des Stadions. Im Rahmen der Möglichkeiten machten sie das beste draus, aber von Ligaseite muss bei kommenden Spielen mehr angeboten werden.

Ein einziger DJ, der die Football-Anhängern am Einlass begrüßte, war zu wenig für die Masse an Menschen, die schon vor der Allianz Arena ein Football-Fest zelebrieren wollten.

Die NFL muss in Deutschland größer auffahren

Dass die NFL sich scheinbar mit dem Ansturm verkalkuliert hatte, zeigte sich auch bei den Verkaufsstellen von Merchandise. Der einzige Shop vor dem Stadion war bereits um 11:00 Uhr überfüllt und es gab einen Einlass-Stopp. Viereinhalb Stunden vor Kickoff.

In der Arena gab es zwar viele, aber nur kleine Stellen, an denen zu wenig verkauft wurde. Beliebte Artikel und Größen waren sofort ausverkauft. Von langen Wartezeiten vor den Shops ganz abgesehen.

Auch muss die NFL verstehen, dass es in Deutschland vor allem viele Football-Fans gibt. Natürlich waren in München einige Anhänger der Buccaneers sowie der Seahawks, die gegeneinander gespielt haben. Aber eben auch jene, die sich gerne mit Merchandise anderer Teams eingedeckt hätten, wenn die NFL schon einmal vor Ort ist. 

NFL-Stars dürfen nicht vernachlässigt werden

Doch nicht nur für die Fans kann das Erlebnis noch besser werden, auch für die Stars auf dem Rasen gibt es Raum für Verbesserungen.

Schon im Spiel war zu erkennen, sowohl die Tampa Bay Buccaneers als auch die Seattle Seahawks hatten massive Probleme mit dem Untergrund. Brady rutschte bei seinem missglückten Trick-Play aus und auch einige Seahawks-Akteure konnten sich oft schwer auf den Beinen halten.

Dabei bot die Allianz Arena sogar den von den meisten Profis geliebten Naturrasen. Bei der Welle an negativen Stimmen im Nachgang muss sich für kommende Auftritte der NFL-Stars in Deutschland etwas ändern. 

Auch mit Blick auf die Zukunft kann und darf es nicht das Ziel sein, dass die Spieler auf "Schlamm" spielen müssen, wie Buccaneers-Receiver Mike Evans den Zustand nannte. Sonst werden sich die Teams im Zweifel zwei Mal überlegen, ob sie erneut in Deutschland spielen wollen.

Munich Game hat den Standard gesetzt

Teilweise sind es Feinheiten, teilweise größere Baustellen. Die Blaupause für zwei weitere erfolgreiche NFL-Spiele in Deutschland aber liegt vor.

Und trotz aller Kritik hat das Munich Game den Standard sehr hoch gesetzt. Nun liegt es an NFL und den Veranstaltungsorten, die Latte für die kommenden Jahre sogar noch höher zu legen.

Gegen "Country Roads" und ein Lichtermeer nach den Spielen spricht aber auch in Zukunft nichts.