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Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung

ranSicht zum FC Bayern München und Ibiza: Der Rekordmeister müsste es besser wissen

  • Aktualisiert: 02.05.2022
  • 13:35 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Sven Simon

Dass Spieler des FC Bayern nach Ibiza fliegen, wenn die Saison schon gelaufen ist, ist natürlich nicht verboten, aber maximal unglücklich. Nun müssen sie in den verbleibenden Partien ihre Ehre umso mehr verteidigen, findet ran-Autor Tim Brack.

München - Das arme Ibiza hat es nicht leicht dieser Tag. Vor nicht allzu langer Zeit brachte der österreichische Vizekanzler Hans-Christian Strache die Partyinsel nachhaltig in Verruf, weil er dort eben nicht nur feierte, sondern auch die österreichische Demokratie aushöhlte.

Die Balearen-Insel musste sogar ihren Namen für diese moralische Kapitulation hergeben: Die "Ibiza-Affäre" ist seit 2019 ein geflügelter Begriff.

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Im Abstiegskampf geht es um Existenzen

Kaum hat sich die Insel halbwegs von diesem Schock erholt, kommt die Bundesliga mit ihrer eigene kleinen "Ibiza-Affäre" um die Ecke.

Bösewicht in diesem Stück - wie sollte es anders sein - ist der FC Bayern. Klar, mit den moralischen Verwerfungen eines Strache kann der Rekordmeister bei weitem nicht mithalten. Aber dass ein Teil der Spieler dort zwei Spieltage vor Saisonende zum Feiern der Meisterschaft hinfliegt, befördert zumindest das Unken nach Wettbewerbsverzerrung.

Denn die Bayern mögen nach ihrem zehnten Titel in Serie in Ich-lasse-meine-Füße-im-Meer-baumeln-Stimmung sein, aber im spaßbefreiten Abstiegskampf der Bundesliga geht es um Existenzen. Dazu gehören auch die Menschen eines Vereins, die nicht auf dem Platz stehen, aber zum großen Ganzen beitragen. Vom Videoanalysten bis zur Putzfrau.

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Bayern Party
News

Teambuilding: FC Bayern rechtfertigt Ibiza-Reise

Einen Tag nach der peinlichen Pleite beim 1. FSV Mainz 05 verabschiedet sich ein Großteil der Bayern-Mannschaft in Richtung Ibiza. Vom Klub wird der Kurztrip genehmigt - in Hoffnung auf eine Team-bildende Maßnahme.

  • 02.05.2022
  • 11:38 Uhr

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Mutiger Spin des FC Bayern

Der FC Bayern verteidigte in Person von Sportvorstand Hasan Salihamidzic die Partypläne. Gegenüber der "Bild" bestätigte er, dass der Klub über die Reise informiert gewesen sei und man diese als "teambildende Maßnahme akzeptiert" habe.

Man darf den Münchnern zu diesem mutigen Spin der Geschichte durchaus gratulieren, weil Salihamidzic seine Spieler quasi im selben Atemzug zu den mustergültigsten aller Profis erklärte, weil sie sogar beim Feiern an das Wohl des Vereins denken.

Ibiza als Kraftquelle?

Die Mannschaft habe sich "seit dem Ausscheiden in der Champions League sehr mit sich und ihrem künftigen Weg beschäftigt", erklärte der Sportvorstand, der FC Bayern betrachte das als Klub als "positiv". Die Reise nach Ibiza könne als "eine gemeinschaftliche Aktion der Mannschaft eine wichtige Grundlage" sein, um zu neuer Stärke zu kommen.

Es geht also gar nicht darum, sich beim Feiern zu verausgaben, sondern die Sinne zu schärfen, und schlummernde Kräfte für die neue Saison zu entdecken. Aha.

Aber gut: Wem würde sich als Ort für diesen Masterplan nicht sofort eine der berühmtesten Partyinseln aufdrängen?

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Kann man zu früh aus der Bundesliga ausscheiden?

Nach Ibiza zu fliegen, wenn die Saison schon gelaufen ist, ist natürlich nicht verboten - aber eben auch maximal unglücklich. Ein späterer Termin wäre im Sinne aller beteiligten gewesen.

Und eigentlich müsste es der FC Bayern besser wissen, schließlich kennt er dieses Szenario zu gut: Man beschäftigt sich schon damit, welcher Wein auf der Meisterfeier serviert werden soll. Sportlich interessiert maximal noch, ob der Punkteabstand zu Platz zwei einen neuen Rekord bedeutet.

Für viele Klubs der Liga geht es dagegen noch darum, die Saisonziele zu erfüllen - ob das nun Europapokal oder Klassenverbleib bedeutet.

Bislang haben die Bayern daraus Motivation gezogen, sich nichts vorwerfen lassen zu wollen. Bloß keine Stimme von Wettbewerbsverzerrung aufkommen lassen! Der Auftritt gegen Mainz - der 1:3 ausging, aber auch 1:5 hätte enden können - zeigte aber, dass zumindest in diesem Spiel die Spannung fehlte und eine gewisse Gefahr besteht, dass die Münchner nach dem frühen Aus in Pokal und Champions League auch aus der Bundesliga früh ausscheiden.

Das wäre ein Novum, das die Münchner tunlichst verhindern sollten. 

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Bayern müssen die eigene Ehre verteidigen

Neben einem gepflegten Mannschaftsabend (auf Ibiza oder anderswo) gelten bekanntlich Siege als vortreffliche teambildende Maßnahme. Im Angesicht der persönlichen sportlichen Bedeutungslosigkeit bleibt dem FC Bayern für die übrigen zwei Saisonspiele nur die Motivation, die eigene Ehre mit zwei Erfolgen verteidigen zu wollen.

Natürlich kann man auch verlieren, aber die Bayern müssen zeigen, dass sie - anders als gegen Mainz - wirklich alles investieren, um zu gewinnen. Ihre letzten Auftritte werden entscheidend in die Bewertung ihrer Saison einfließen.  

Folge 25.04.22

Bayern und Lewandowski: Das rät Kevin Großkreutz den Münchnern

Eine neue Ausgabe der ran Bundesliga Webshow steht an. Dieses Mal zu Gast bei Moderator Max Zielke: Kevin Großkreutz.

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  • Ab 0

Dass die Bayern die Bundesliga durchaus noch ernst nehmen, können sie gegen Stuttgart beweisen. Gegen die abstiegsbedrohten Schwaben folgt der erste Auftritt nach der Ibiza-Reise.

Leider findet das Spiel nicht in Stuttgart statt. Der Münchner Stadion-DJ wird beim Warmmachen wohl kaum einen mutigen Spin wie Salihamidzic wagen und "We're going to Ibiza" von den Vengaboys abspielen. 

Tim Brack

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