Free Agency und Draft machen Hoffnung
Cleveland Browns: Mit neuer Offense zum Titelanwärter?
- Aktualisiert: 17.05.2020
- 09:35 Uhr
- ran.de / Daniel Kugler
Die Cleveland Browns wollen mit verstärkter Offensive Line ihre Abteilung Attacke auf ein neues Niveau heben und die Vorschusslorbeeren mit einem Jahr Verspätung zurückzahlen.
München/Cleveland - Die Cleveland Browns wurden nach dem Trade für Wide Receiver Odell Beckham Jr. bereits als kommendes Superteam bezeichnet und über den Klee gelobt.
In der zurückliegenden Saison kam dann aber alles anders: 6-10-Bilanz, Playoffs deutlich verpasst, die Hoffnungen der Fans schnell begraben.
2020 soll nun alles anders kommen und mit neuem Coaching Staff und gezielten personellen Upgrades in der Offseason der Schritt Richtung Titelanwärter eingeleitet werden.
Runderneuerte O-Line soll Mayfield beschützen
Die Tackle-Positionen zählten vergangene Saison zu den größten Baustellen bei den Browns. Quarterback Baker Mayfield kassierte 2019 ganze 40 Sacks und auch das Blocken für das Laufspiel ließ zu wünschen übrig.
Auf diesen Schwachstellen lag in der Offseason das Hauptaugenmerk. Die Browns legten bei der Aufwertung der O-Line großen Wert auf Beweglichkeit und Athletik. Genau dies bringt Right Tackle Jack Conklin (Vertrag über drei Jahre, 42 Millionen Dollar) mit. Er sollte in Zukunft einige Löcher stopfen können.
Von der neugewonnenen Mobilität sollten auch die Running Backs profitieren und durch den zusätzlichen Schutz mehr Zeit für ihre Reads auf die Defense und die Wahl der jeweiligen Laufrouten haben.
Im Draft wurde mit Erstrundenpick Jedrick Wills der neue Starting Left Tackle verpflichtet, der am College noch als Right Tackle Linkshänder Tua Tagovailoa absicherte und nach der bevorstehenden Positionsumstellung nun zukünftig die Blind Side von Mayfield beschützen soll. Die Hoffnung in Cleveland ist groß, dass Wills langfristig in die Fußstapfen von Franchise-Legende Joe Thomas treten kann.
Eines ist jedenfalls klar: Der Erfolg des neuen Offense-Schemes steht und fällt mit der Leistungsfähigkeit der O-Line.
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Stefanski installiert die Vikings-Offense
Das Erlernen eines neuen Offensiv-Systems ist für NFL-Spieler in einer normalen Offseason bereits schwierig genug, mit einem neuen Coaching Staff ist es nochmals schwerer.
Trotzdem wird von den Spielern der Browns erwartet, dass sie das Konzept von Head Coach Kevin Stefanski und Offensive Coordinator Alex van Pelt möglichst schnell verinnerlichen.
Stefanski steht für eine Offensive, die auf seiner Zeit als Offensive Coordinator und Quarterback-Coach der Minnesota Vikings basiert, aber auch von einigen früheren Erfahrungen und Mentoren beeinflusst wurde.
Um seinen Spielern dieses Konzept frühzeitig zu erläutern, bevor er wieder in der Lage ist, mit ihnen in einem Raum zu sein, hat Stefanski eine virtuelle Bibliothek eingerichtet, in der alle Browns-Spieler die Offense aus der Ferne bereits umfassend studieren können.
"Unsere Offense-Spieler können sich Bänder von den Vikings anschauen, sie können sich Bänder von den Cincinnati Bengals und Packers ansehen, die wir zusammengeschnitten haben", sagte Stefanski während des Drafts: "Wir haben Sachen, die wir 2009 von den Vikings geschnitten haben. Ich habe auch Material von Kub (langjähriger NFL-Trainer Gary Kubiak, Anm. d. Red.), als er in Houston tätig war."
Das vielfältige Anschauungsmaterial wird auch nötig sein, denn auf die Browns-Spieler kommen viele Neuerungen zu.
Vermehrt Setups mit zwei Tight Ends
Stefanski wird in Cleveland vermehrt auch auf Formationen mit zwei Tight Ends setzen. Mit Neuzugang Austin Hooper (vier Jahre, 42 Millionen Dollar) sowie David Njoku verfügt die Franchise nun über zwei Spieler, die beide in der Lage sind, Mismatches zu kreieren. Die Passing Offense wird damit noch schwerer auszurechnen.
Ein System, das ebenfalls von den Vikings stammt. Stefanskis Offense der vergangenen Saison baute mit 47 Prozent häufiger als jedes andere Team der Liga auf Spielzüge mit zwei Tight Ends und setzte dabei C. J. Ham als Fullback ein. Ham begann in sieben Spielen und war bei 35 Prozent der Offensive Snaps auf dem Feld.
Diesen Spielertypen suchte man im Roster der Browns bisher vergebens. Mit Andy Janovich, der für einen Siebtrundenpick 2021 von den Denver Broncos verpflichtet wurde, schloss man auch diese Planstelle, die großen Einfluss auf das Punkten der Offense nehmen könnte.
Cleveland hatte vergangene Saison große Probleme an der Goal Line. Durch den zusätzlichen Punch mit dem 26-Jährigen als Vorblocker soll etwa auch Running Back Kareem Hunt, dessen Potenzial bisher noch nicht voll zur Entfaltung kam, besser in Szene gesetzt werden.
Und er ist längst nicht der einzige Spieler im Backfield, der 2020 einen drauflegen soll.
Holt sich Nick Chubb 2020 den Rushing-Titel?
Nick Chubb dürfte ebenfalls ein großer Profiteur der Umstellungen in der Offseason werden. Nachdem der 24-Jährige sich in der vergangenen Saison in Ermangelung guter Blocks auf seine gute Feldübersicht und Big-Play-Fähigkeit verlassen musste, dürfte ihm die Arbeit mit einer athletischeren und stabileren O-Line deutlich erleichtert werden.
Bedenkt man, dass Chubb letztes Jahr bereits die zweitmeisten Rushing Yards aller Backs in der Liga und starke 5,0 Rushing Yards pro Laufversuch auflegte, könnte er mit der zusätzlichen Unterstützung gar zum Top-Runner der Liga werden.
Sein Pensum in der lauflastigen Offense des neuen Coaches wird wohl ebenfalls nach oben gehen. 2019 liefen die Browns noch in 42,2 Prozent der Fälle den Ball (Platz 15 der Liga). Stefanskis Vikings hingegen waren mit 50,5 Prozent Laufspielzügen eines von nur drei Teams der Liga, das häufiger den Run nutzte als Passspielzüge.
Aber auch das Passspiel soll von der neuen Vielfalt der Browns-Offense einen Schub bekommen und deutlich schwerer ausrechenbar werden.
Mayfield trainiert bereits mit Receivern in Texas
Nach einer enttäuschenden zweiten Saison in der NFL will Quarterback Baker Mayfield durch die Verstärkungen in der O-Line und das neue Konzept der Offense den erhofften Schritt nach vorne machen. Entsprechend schwer tut sich der 25-Jährige auch aktuell damit, die Füße still zu halten.
Laut einem Bericht von "ESPN" trainierte Mayfield in dieser Woche bereits mit einigen seiner Anspielstationen in seiner Heimat in Texas.
Mit von der Partie waren die beiden Wide Receiver Rashard Higgins und Damion Ratley sowie das Tight-End-Duo Njoku und Hooper. Demnach sei die Idee auch auf Anraten von Hooper entstanden, der unbedingt zeitnah mit seinem Playmaker zusammenarbeiten wollte. Die Star-Receiver Odell Beckham Jr. und Jarvis Landry waren dabei nicht anwesend - beide erholen sich noch von Operationen in der Offseason.
Bei den Workouts standen bestimmt auch reichlich tiefe Bälle auf dem Programm. Diese hatte man in der vergangenen Spielzeit unter Ex-Coach Freddie Kitchens zumeist schmerzlich vermisst, als die Pocket um Mayfield in der Regel viel zu früh kollabierte und die Browns um eine ihrer größten Waffen beraubte.
Daniel Kugler
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