Viral-Hoax sorgt für Aufruhr
Internet-Fake: Ureinwohner benennen Washington Redskins um
- Aktualisiert: 16.12.2017
- 23:17 Uhr
- ran.de / Manuel Rauscher
Am vergangenen Mittwoch geisterte die Meldung durchs Internet, die Washington Redskins würden sich in Redhawks umbenennen. Mittlerweile ist klar, es handelt sich um eine Internet-Falschmeldung amerikanischer Ureinwohner, die eine altbekannte Debatte neu anheizen wollen.
München/Washington - Die Washington Post, ESPN, Sports Illustrated und Bleacher Report vermeldeten am vergangenen Mittwoch allesamt die Breaking News: Die Washington Redskins würden sich mit sofortiger Wirkung in Washington Redhawks umbennen, hieß es in der Meldung. Auch das Logo der Franchise werde geändert. Statt des Emblem mit dem Indianerkopf und den hängenden Federn, werde künftig ein Adler die Helme und Jerseys des Teams schmücken.
Die Meldung schlug im Internet große Wellen, bis auf der offiziellen Twitter-Seite der Redskins das Dementi erschien: "Wir heißen immer noch Washington Redskins und das wird auch in Zukunft so bleiben". Es handelte sich also um eine Falschmeldung.
Es gab sogar schon eine Redhawks-Webseite
Die Meldungen erschienen nämlich nicht auf den originalen Seiten der Nachrichtenportale, sondern auf erstaunlich detailgetreuen Kopien. Lediglich bei der URL konnten aufmerksame Leser erkennen, dass es sich um eine Falschmeldung handeln muss. Später erklärte die Gruppe "Rising Hearts Coalition" - eine Aktivistengruppe, die sich für die Interessen der US-amerikanischen Ureinwohner einsetzt - dass sie hinter der PR-Aktion steckt.
Die Aktivisten, die sogar eine komplette Webseite für die Redhawks samt Twitter- und Facebook-Seite gestaltet haben, wollten darauf aufmerksam machen, dass viele Ureinwohner die Bezeichnung "Rothäute" immer noch äußerst beleidigend empfinden.
"Wir wollen nur, dass vier Buchstaben geändert werden"
"Wir haben diese Aktion gestartet, um der NFL und der Football Franchise in Washington zu zeigen, wie einfach und populär es wäre, den Namen zu ändern. Zudem wäre es einfach ein wahnsinnig mächtiges Zeichen", erklärte Rebecca Nagle vom Stamm der Cherokee in einer offiziellen Pressemitteilung.
"Wir wollen nur, dass vier Buchstaben geändert werden. Nur vier Buchstaben. Das Leid, das das Maskottchen den Ureinwohnern verursacht, ist sehr groß. Der Aufwand, die kleinen Änderungen vorzunehmen, wäre für die Franchise hingegen sehr klein", sagte Nagle.
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Selbst Obama hatte sich in die Debatte schon eingemischt
Gleichzeitig entschuldigte sich die Gruppe, die Öffentlichkeit in die Irre geführt zu haben. "Es tut uns sehr leid, dass Viele jetzt enttäuscht und verwirrt sind, dass Klubbesitzer Dan Snyder den Namen noch nicht geändert hat. Der Zweck dieser Aktion war es zu zeigen, dass wir wirklich und dringend ein neues Maskottchen brauchen," heißt es in dem Statement der Gruppe.
Die Debatte ist nicht neu. Schon lange haben Teile der Ureinwohner dafür gekämpft, dass die "Redskins" sich umbenennen. Selbst Barack Obama hat sich 2013 bereits in die Diskussion eingemischt. "Wenn ich der Besitzer des Teams wäre und ich wüsste, dass der Name des Teams – auch wenn dieser eine lange Geschichte hat - eine beträchtliche Menge von Menschen beleidigt, würde ich über eine Namensänderung nachdenken", sagte der damalige US-Präsident der Nachrichtenagentur AP.
Viele Betroffene empfinden den Namen als "eine schmerzhafte Beleidigung"
Vertreter der Ureinwohner griffen Obamas Aussagen damals umgehend auf. "Der Begriff Redskins ist im Wörterbuch als beleidigend eingestuft", sagte Ray Halbritter, ein prominenter Anführer des Oneida-Stammes: "Der Teamname Washingtons ist eine schmerzhafte Beleidigung, die gegen mein Volk, das indianische Volk, benutzt wurde, als wir gewaltsam von unserem Land vertrieben wurden."
Die Wenigsten würden diesen Begriff im direkten Gespräch mit einem amerikanischen Ureinwohner benutzen, "Rothäute" würde sie als Bürger zweiter Klasse diffarmieren.
Redskins-Eigner Snyder fühlt den Rückhalt der Fans
Doch immer wieder wehrte sich die Franchise gegen eine Änderung. Damals erklärte Marketing-Mogul und Redskins-Eigner Dan Snyder, dass ein Wechsel des Klubnamens nicht zur Debatte steht. "Wir respektieren bei den Redskins jeden", sagte Lanny Davis. Niemand habe die Absicht, eine ethnische Gruppe zu verunglimpflichen.
Davis wies zugleich auf eine landesweite Umfrage vom April 2013 hin. Demnach waren nur zwanzig Prozent der Amerikaner der Meinung, die Washington Redskins sollten ihren Namen ändern. Und wie empfinden die Betroffenen selbst die Sachlage?
Die Franchise wehrte sich immer wieder gegen die Kritik
In einer Umfrage der Washington Post im Jahr 2016 erklärten 90 Prozent der Ureinwohner, dass sie den Namen nicht als verletzend wahrnehmen. Eine Studie der California State University ist hingegen zu dem Ergebnis gekommen, dass 67 Prozent der Ureinwohner den Namen als rassistisch empfinden.
Im US-Sport gab es übrigens schon einige Teams, die den Namen Redskins geändert haben. 1997 änderte beispielsweise die University of Miami, den Namen ihres Football-Teams zu Redhawks. "Wir haben schon über 2.000 Namen, Logos, Symbolen, Maskottchen, die die Ureinwohner beleidigen, aus der US-Sportlandschaft entfernt", erklärte die "Rising Hearts Coalition": "Wir werden nicht aufhören, bis sie alle in den Museen und Geschichtsbüchern verschwinden, da wo sie hingehören."
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