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Kansas City Chiefs

Laurent Duvernay-Tardif von den Kansas City Chiefs: Der Doktor der NFL

  • Aktualisiert: 10.01.2020
  • 18:10 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago / screenshot instagram @ laurentduvernaytardi

Während der Saison Football-Profi, in der Offseason Medizinstudent: Vier Jahre hat Laurent Duvernay-Tardif von den Kansas City Chiefs (Sonntag gegen Houston Texans live auf ProSieben und ran.de) den Spagat durchgezogen und ist nun der einzige medizinische Doktor der NFL. Die Erfahrungen auf dem Footballfeld helfen ihm sogar in der Notfallmedizin.  

Kansas City/München – Laurent Duvernay-Tardif stellt sich gerne in den Dienst anderer Menschen – selbstlos und frei von Eitelkeiten. Der 28-Jährige ist der Offensive Guard der Kansas City Chiefs. Seine Aufgaben: Laufwege für die Running Backs freiblocken und Quarterback Patrick Mahomes vor dem gegnerischen Pass Rush zu beschützen. So wird es auch im bevorstehenden Playoff-Spiel gegen die Houston Texans (Sonntag ab 20:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) sein.

Steht er nicht auf dem Footballfeld, stellt er sich trotzdem gerne in den Dienst anderer Menschen. Er ist nämlich nicht nur NFL-Profi, sondern auch noch ein Doktor der Medizin. Kein anderer NFL-Spieler kann dies von sich behaupten. Alleine schon, weil der Weg dorthin sehr zeitaufwändig ist.

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Vier Jahre NFL-Profi und Student  

Als der Kanadier beim NFL Draft 2014 in der 6. Runde von den Kansas City Chiefs gepickt wurde, war sein Medizinstudium nämlich noch längst nicht beendet. Im Gegenteil: Vier Jahre Studienzeit standen ihm noch bevor. Freunde und Familienmitglieder gaben ihm den Rat, sich zwischen der Medizin und dem Sport zu entscheiden.

Doch diese Ratschläge stießen auf taube Ohren. "Ich gab mir selber das Versprechen, dass ich nach meinem Draft mein Studium fortsetze und beende. Das war mein Lebensprojekt", sagt er. "Ich höre oft, dass man sich für eine Sache entscheiden muss. Am meisten stolz bin ich aber darauf, dass ich beides miteinander kombinieren konnte."

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Dafür erbrachte er ein großes Opfer: seine Freizeit. Während andere NFL-Spieler in der Offseason zum Beispiel in der Karibik weilten, machte sich der Offensive Liner auf den Weg zur Universität. Für ihn hieß es also: lernen statt faulenzen, Hörsaal statt Meer, Bücher statt Caipirinha.

"Wenn die Saison vorbei war, ich nach Montreal fuhr und wieder auf die medizinische Fakultät ging, während alle anderen die Offseason genossen haben, habe ich mich selbst mit dem Gedanken motiviert, dass sich das am Ende lohnen wird", berichtet der 28-Jährige.  

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Andy Reid gab ihm Trainingsfrei

Er hatte das Glück, dass die Kansas City Chiefs ihn darin unterstützt haben. Sein größter Förderer: Head Coach Andy Reid. Nicht zuletzt weil dessen Mutter einst ebenfalls ein Medizinstudium abgeschlossen hatte, konnte er die Leidenschaft von Duvernay-Tardif nachvollziehen. Reid erlaubte ihm, das Training in der Offseason auszulassen, damit er sich voll auf sein Studium konzentrieren kann.

"Nicht alle Trainer haben meine zweite Karriere so positiv betrachtet wie er", sagt der NFL-Profi. "Einige Trainer fragten mich: Woher wissen wir eigentlich, dass Football für sie an erster Stelle steht? Coach Reid hat mir diese Frage nie gestellt. Jedes Jahr, wenn die Saison beendet war, frage mich der Trainer bei unserem Meeting, wie weit ich mit dem Studium bin und wie der Plan für die Offseason ist."

Es ist eine Grundeinstellung von Reid, Profis dabei zu unterstützen, die zweite Karriere im Blick zu haben: "Wir reden viel über die Spieler und ihr Leben nach dem Football. Wir ermutigen sie, daran zu arbeiten. Um Arzt zu werden, ist eben etwas mehr Zeit erforderlich."

Hatte er keine Befürchtung, dass ihn das Medizinstudium zu sehr vom Sport ablenkt? Reid verneint: "Meine Hoffnung war, dass man selbst genug motiviert ist, um sportlich alles wieder aufzuholen und sich körperlich in einen guten Zustand zu bringen, um spielen zu können."

Laurent Duvernay-Tardif sollte seinen Trainer nicht enttäuschen. Bis Mai 2018, also volle vier Spielzeiten lang, hatte er die Doppelbelastung mit Profisport und Studium. Während des Praktikums arbeitete er sogar aktiv im Krankenhaus mit. Dennoch überzeugte er auf dem Footballfeld und stand ab seiner zweiten NFL-Saison meist in der Startformation.

Wie gut seine Leistungen waren, zeigt sich alleine daran, dass er im Februar 2017 einen Fünfjahresvertrag über 42,36 Millionen US-Dollar unterzeichnen durfte. Auch in dieser Saison ist er in der Offensive Line der Chiefs gesetzt.

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NFL lehnte Doktortitel auf dem Trikot ab

Gerne hätte Duvernay-Tardif den Titel MD (medical doctor) auf seinem Trikot getragen. Doch die NFL lehnte den Antrag, diese beiden Buchstaben noch hinter den 15-stelligen Nachnamen zu setzen, ab. Dennoch gibt es Momente auf dem Spielfeld, in denen der Arzt in ihm zum Vorschein kommt – zum Beispiel wenn er sich selbst untersucht.

Als er in der Saison 2017 im Monday Night Game gegen die Washington Redskins plötzlich große Schmerzen verspürte, drehte er seinen Fuß hin und her, tastete sein Knie ab und wusste sofort: Das ist kein Kreuzbandriss, das ist lediglich eine Verstauchung am Innenband. "Natürlich war ich etwas voreingenommen, weil ich keinen Kreuzbandriss wollte. Aber letztendlich hatte ich recht", erzählt er.  

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Parallelen zwischen Notfallmedizin und Football

Überhaupt gibt es mehrere Synergien zwischen seinen Funktionen als Football-Profi und als Mediziner. Während seines Medizinstudiums arbeitete er zum Beispiel mit dem Unternehmen Shockbox zusammen, um einen Sensoren zu entwickeln, der die Kraft von Helmkollisionen bemisst. "Alle arbeiten momentan daran, Prävention vor Gehirnerschütterungen zu betreiben. Ich wollte meinen Teil dazu beitragen", sagt er.

Auf der anderen Seite helfen ihm die Erfahrungen auf dem Footballplatz, wo es speziell an der Line of Scrimmage drunter und drüber geht, auch bei der Arbeit im Krankenhaus.

"In der Notfallmedizin geht es darum, das Blut und die schreienden Menschen auszublenden und sich auf die Arbeit zu fokussieren. Man muss stressige Situationen rational sehen. Dass ich das kann, kommt zu einhundert Prozent vom Football", sagt er und fügt hinzu: "Ich hoffe, dass Football mich zu einem besseren Arzt macht."

Oliver Jensen

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