American Football
NFL - Gewinner und Verlierer des 9. Spieltags: Comeback-Helden und schlechte Anführer
- Veröffentlicht: 04.11.2025
- 14:03 Uhr
- Mike Stiefelhagen
NFL Week 9: Viele Quarterbacks und ein Teambesitzer! ran nennt Euch die größten Gewinner und Verlierer der Woche.
Der neunte Spieltag der NFL-Saison 2025 ist passé und wir widmen uns traditionell den größten Gewinnern und Verlierern.
Dabei mussten wir Abstriche machen. Offensichtlich ist jede Verletzung ein Verlust. Das Saisonaus nach Kreuzbandriss von Tucker Kraft (Green Bay Packers) oder Joe Alt (Los Angeles Chargers), die Gehirnerschütterung von C.J. Stroud (Houston Texans) und auch die Horrorverletzung von Jayden Daniels (Washington Commanders) überschatteten die Partien der Woche. Da dies jedoch ohne große Fehler und mehr aus Unglück geschah, zählen wir die Spieler hier nicht weiter auf.
Auf der anderen Seite war jeder Zuschauer des Spektakels Chicago Bears gegen die Cincinnati Bengals (47:42) ein Gewinner, aber wir können keine Seite loben, ohne die verheerende Defense zu nennen. Trotz toller Trickspielzüge der Bärchen. Aber womöglich ist jede Mannschaft ein Gewinner, die gegen diese Bengals-Verteidigung ran darf.
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Sogar dass Jacoby Brissett bei den Arizona Cardinals einem gewissen Kyler Murray als Quarterback immer mehr den Rang abläuft, findet keinen Platz in unserer elitären Auflistung. Mike Tomlins Meisterleistung gegen die Indianapolis Colts findet nur indirekten Einzug. Genug geteasert.
Wir haben uns für diese fünf Gewinner und Verlierer der Woche entschieden.
Gewinner: J.J. McCarthy (Minnesota Vikings)
Hat er es noch drauf? Verletzt oder nicht, das ist seine letzte Chance! Der Druck war vor dem Spieltag immens. Doch J.J. McCarthy blieb cool. Er spielte nicht die Sterne vom Himmel, aber machte auch keine großen Fehler. Durch eine überragende Defense siegten die Minnesota Vikings beim erneuten McCarthy-Comeback gegen die favorisierten Detroit Lions.
Obwohl der Youngster fünf Sacks einsteckte, erzielte er drei Touchdowns. Je länger das Spiel ging und je entscheidender die Phase wurde, desto besser wurde er. Jetzt geht es um Konstanz.
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Gewinner: Lamar Jackson (Baltimore Ravens)
Durch eine Oberschenkelverletzung verpasste Lamar Jackson drei Spiele der Baltimore Ravens. Zwar wirkte er in Läufen noch limitiert, doch durch die Luft überzeugte er mit tollen Pässen. Auch wenn die Defense der Miami Dolphins ihn dazu herzlich einlud.
204 Yards, vier Touchdown-Pässe und "MVP"-Rufe des Publikums: Jackson hat den Raben wieder Leben eingehaucht. Nach desolaten Wochen und Leistungen der Defense scheint die Saison noch nicht abgeschrieben. Die Ravens stehen nach dem 28:6-Sieg bei 3-5 und die AFC North ist eng. Diese Leistung muss gegen stärkere Gegner bestätigt werden.
Gewinner: Rico Dowdle (Carolina Panthers)
Vielleicht der Steal der Offseason. Rico Dowdle verließ die Dallas Cowboys. Sie hatten keinen Bedarf mehr. Bei den Carolina Panthers sollte er als Backup fungieren. Dann verletzte sich Starter Chuba Hubbard. Und Dowdle explodierte.
Die hochgelobten Green Pay Packers fanden kein Mittel gegen den Running Back, der sein Team im Alleingang zum Sieg trug. Zumindest in der Offensive: 27 Carries für 130 Yards und zwei Touchdowns. Zudem fing er noch zwei Pässe für elf Yards. Plötzlich gehört er zu den besten RBs der Liga.
Gewinner: Sam Darnold (Seattle Seahawks)
Das war die beste Vorstellung der Woche. Heiliger Strohsack. Darnold wirkte gegen die Commanders wie ein Cyborg. Es war egal, was der Gegner machte. Man-Coverage, Zonen-Verteidigung oder Blitz-Spielzüge - Darnold war vorbereitet. Teilweise laserte er die Bälle in Triple Coverage zum Mitspieler. Er konnte super schnell den Gegner lesen und reagierte wahnsinnig gut.
Gegen Manndeckung: 8/10, 127 Yards, 3 TDs. Gegen Raumdeckung: 13/14, 203 Yards, 1 TD. Der Spieler der Woche. Und auf dem Zettel beim MVP-Talk.
Nach seinem überragenden Jahr bei den Vikings setzt er mittlerweile bei den Seahawks einen drauf. Trotz eines neuen Umfeldes, eines defensiv denkenden Head Coaches und Abgängen wie D.K. Metcalf oder Tyler Lockett.
Gewinner: Cam Little (Jacksonville Jaguars)
Little ganz groß. Der Kicker stellte einen neuen Rekord auf. Und anders als sein 70 Yards-Monster aus der Preseaon zählt es!
Ein Field Goal über 68 Yards. Das längste FG der Geschichte der Regular Season. Und dazu noch ein wichtiges! Denn die Jacksonville Jaguars siegten nur mit einem Punkt Unterschied in der Overtime über die Las Vegas Raiders. Little behielt dabei mehrmals die Nerven und auch der gelungene Versuch aus 68 Yards wurde mit einer gewissen Leichtigkeit verwertet. Der alte Rekord von Justin Tucker von 66 Yards pulverisiert.
Und Little kann - wie man aus der Preseason weiß - noch mehr.
Verlierer: Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs)
Im Spiel gegen die Buffalo Bills wurde die Tradition der Kansas City Chiefs weiter geführt. In den Playoffs wird gewonnen, in der Regular Season gegen die Bills verloren. Das fünfte Mal in Folge. Dabei war es bis zum Ende knapp, obwohl Mahomes eines seiner schwächsten Spiele zeigte.
Der Quarterback brachte bei der 21:28-Niederlage weniger als 50 Prozent seiner Pässe (15/34) an den Mann. Der schwächste Wert seiner Karriere. Er wurde auch drei Mal zu Boden gebracht, kassierte 15 QB Hits. Es gab keinen TD-Pass, dafür eine kostbare Interception. Auf der anderen Seite brillierte Rivale Josh Allen mit einem Bestwert von 88 Prozent angebrachter Bälle und drei Touchdown-Pässen.
Jedoch wurde auch er eine Art Verlierer, als er bei einer Aktion versuchte, mit theatralischem Verhalten eine Flagge der Referees zu provozieren. Ein unsportliches Verhalten, welches wir nicht sehen wollen.
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Verlierer: Raheem Morris (Atlanta Falcons)
Vorneweg: die Atlanta Falcons verlieren denkbar knapp gegen die New England Patriots mit 23:24. Trotz einer guten Defense ging bei den Falcons nichts, außer der Pass auf Drake London, der gefühlt alles fing, was ging. Das Laufspiel mit Bijan Robinson wurde nicht etabliert und man konnte nur bei einem (!) von zehn dritten Versuchen einen neuen ersten Versuch erzielen.
Das spricht auch für eindimensionales Denken in der Offense und einen schwachen Gameplan auf der Seite des Ballbesitzes. Also auch zurückzuführen auf den Head Coach Raheem Morris. Welcher schon öfter damit auffiel. Defense kann er, Offense scheinbar seltener.
Doch statt auf Fehlersuche zu gehen, wurde es peinlich. Morris bezichtigte die Patriots öffentlich, zu cheaten. Und deswegen habe man verloren. Was meint er?
Bei 2nd&10 mit rund zwei Minuten auf der Uhr kam es zu einem Missverständnis in der Falcons-Offense. Der Center snappte den Ball zu früh, QB Michael Penix Jr. war überrascht, es kam zum "Intentional Grounding" und sie standen 3&20 - die Patriots gewannen. Morris sagte, die Pats hätten den "Snap Count" simuliert und heimlich geklatscht, um die Falcons durcheinander zu bringen.
Das ist offiziell verboten. Problem: In der Analyse sieht man, dass keiner der nahestehenden Patriots-Spieler geklatscht hat. Unabhängig von der Szene hatten die Falcons mehrere Gelegenheiten, das Spiel zu gewinnen. Alles runterzubrechen und zu sagen, wir haben nur verloren, weil die Patriots betrogen haben, ist ein Zeichen der Schwäche. Und mangelnder Einsicht wie Aufarbeitung. Immerhin hat er sich einen Tag später entschuldigt.
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Verlierer: Stephen M. Ross (Miami Dolphins)
Dank Stephen M. Ross ist nicht Morris unser Verlierer der Woche. Der Owner der Miami Dolphins fährt "die Firma an die Wand", wie man so schön sagt. Head Coach Mike McDaniel erhält trotz klarer Überforderung eine Jobgarantie bis Saisonende, auch wenn die Delfine 2-7 stehen. Dafür wurde General Manager Chris Gier plötzlich entlassen. Das kann man zwar verargumentieren, aber doch nicht inmitten der Trade-Phase! Ein schlechteres Timing geht nicht.
Jaelan Phillips war einer der wenigen guten Spieler der Defense. Der Linebacker sagte, er würde trotz Misere gerne bleiben. Einen Tag später wurde er für einen Drittrundenpick abgegeben. Der ehemalige Erstrundenpick, gerade einmal 26 Jahre alt, geht zu den Philadelphia Eagles. Ein Beispiel, was gerade abgeht. Die Ansage: alle dürfen gehen, hallo Rebuild.
Ein richtiger Gedanke, aber die Dolphins haben dank Ross gerade niemanden, der langfristig lenkt. Nach der Grier-Entlassung hat erstmal Champ Kelly interimsweise übernommen. Die Franchise wirkt führungsloser denn je und ist vom Owner schwach kontrolliert.
Nicht das erste Mal in all den Jahren. Vergessen wir nicht den Skandal, als Brian Flores Head Coach war und es den Vorwurf gab, man habe sich heimlich mit Tom Brady getroffen und Spiele vielleicht manipulieren wollen.
Oben drauf verschlechtert ein virales Video das Image von Ross. Er steigt aus seinem Privatjet und ist empört, dass er nicht an Ort und Stelle vom Chauffeur abgeholt wird.
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Genauso sympathisch scheint gerade seine Franchise. Solange Ross da ist, ändert sich nichts.
Verlierer: Daniel Jones (Indianapolis Colts)
Der Game Plan der Indianapolis Colts war klar: Daniel, bau' keinen Quatsch. Gib Jonathan den Ball und wirf ab und zu über zwei bis drei Meter einen kurzen Ball. Prompt standen die Colts 7-1 und waren das erfolgreichste Team der NFL. Head Coach Shane Steichen wirkte wie ein Genie, Taylor wie ein kommender MVP als Running Back und Jones wie jemand, der endlich sein Potenzial entfaltet.
Und dann kamen die Pittsburgh Steelers mit ihrer namhaften Defense, die etwas zu beweisen hatte, nachdem man immer wieder inkonstant war. Head Coach Mike Tomlin ging "All-In" und wollte den "Lauf minimalisieren". Dadurch wurde durchweg Druck ausgeübt. Die bis dato gute O-Line der Colts wurde überfordert, Taylor gestoppt und Jones zu Fehlern und Versuchen gezwungen, die ihn fünf Turnover endeteten.
Das kostete das Spiel. 27:20 siegen die Steelers. Jones am Boden der Tatsachen. Das heißt aber nicht, dass seine vorherige gute Saison auf einmal komplett relativiert werden muss. Es heißt nur: er ist ein Mensch. Er macht doch noch Fehler.
Verlierer: Dan Quinn (Washington Commanders)
Viel mehr als das Spiel gegen die Seattle Seahawks haben die Washington Commanders ihren Quarterback verloren. Und damit einen weiteren wichtigen Leistungsträger. Das Lazarett ist pickepackevoll, doch die Horror-Verletzung von Jayden Daniels war vermeidbar.
Beim Rückstand vom 7:38 wollte Dan Quinn das Spiel am Anfang des letzten (!) Viertels nicht herschenken. Er ließ alle Starter drauf. Daniels renkte sich den Ellenbogen aus. Ausfallzeit unbekannt, aber er wird lange fehlen und den Schock verdauen müssen.
Hinterher nahm der Head Coach die Schuld zwar ehrenvoll auf sich: "100 Prozent mein Fehler, ich habe es verpasst ihn runterzunehmen und zu schonen, ich denke die ganze Zeit darüber nach", aber es war vielleicht der Sargnagel auf einer unglücklichen Saison voller Pech und Fehlentscheidungen.