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Kommentar zu Brees' Hymnen-Aussage

ranSicht: Drew Brees versteht das Problem nicht

  • Aktualisiert: 04.06.2020
  • 16:42 Uhr
  • ran.de/Sebastian Kratzer
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© getty

Drew Brees äußert sich sich kritisch über den Protest während der Hymne - und die Sportwelt geht in Flammen auf. Seine Aussagen repräsentieren dabei die Ignoranz und Ausgrenzung, die viele seiner schwarzen Mitspieler zu kritisieren versuchen. Ein Kommentar von ran.de-Mitarbeiter Sebastian Kratzer.

München/New Orleans - Wie heißt es so schön: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

Im Grunde genommen sind die Aussagen von Drew Brees zu den Hymnen-Protesten nicht schlimm. Er will nicht, dass seine Flagge oder ein Land von irgendwelchen Leuten diskreditiert werden.

Doch er hätte sich dafür keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. Während im ganzen Land gegen Polizeigewalt und den strukturellen Rassismus in den USA demonstriert wird, zeigt sich Brees von einer enorm ignoranten Seite.

Wenn Drew Brees sagt, dass er im Moment der Hymne an seine beiden Großväter denkt, die im zweiten Weltkrieg für das Land gekämpft hätten, vergisst er einen entscheidenden Teil: Nicht nur die Großväter von weißen Amerikanern haben im Krieg gekämpft.

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Shitstorm gegen Drew Brees
News

Brees kassiert Shitstorm von NFL-Kollegen

Drew Brees hat sich in einem Interview kontrovers zu der Frage geäußert, wie er zum Hymnen-Protest in der NFL steht. Daraufhin erntet er viel Kritik aus der Sportwelt, unter anderem von den eigenen Team-Kollegen.

  • 04.06.2020
  • 15:29 Uhr
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Brees versteht das Problem nicht

Eine der emotionalsten Antworten auf Brees' Video kam vom in New Orleans geborenen afro-amerikanischen Schauspieler Wendell Pierce: "An Drew Brees: Mein 95-jähriger Vater hat sein Leben im zweiten Weltkrieg für dieses Land riskiert, welches so wenig Respekt vor ihm hatte."

Viele schwarze Soldaten kämpften im Krieg, hatten Respekt vor der Flagge, wie ihn auch Brees fordert, doch nach der Rückkehr in die USA durften sie nicht mal aus öffentlichen Wasserspendern trinken.

Drew Brees ist kein Rassist und Drew Brees hat viel für die schwarze Community in New Orleans getan. Dieser Community ist aber im Moment wichtig, dass ihre Stimme erhört wird. Dass sie jedes rechtliche Mittel dazu nutzen, ist menschlich. Brees zeigt mit seinen Aussagen, dass er dies nicht verstanden hat.

Es geht nicht darum, mit dem Hinknien die Flagge oder die Hymne zu besudeln, sondern die größtmögliche Bühne zu nutzen, um einen Jahrhunderte anhaltenden Missstand in die Köpfe der Menschen zu rufen.

Es muss jetzt um Lösungen gehen, damit dieser Misstand aufhört. Es muss zugehört werden. Jenen Leuten ein offenes Ohr geschenkt werden, die das Problem auch wirklich betrifft. 

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Der denkbar schlechteste Zeitpunkt

Doch Brees bezieht die aktuellen Ereignisse auf sich persönlich. Er steht symbolisch für die Ignoranz gegenüber der Gruppe, die sich nicht ernst genommen fühlt.

Auch der Zeitpunkt, den Brees für seine Aussagen wählt, offenbart ein Unverständnis von der Sache an sich. Da er sich zuvor bei Aktionen wie "#BlackOutTuesday" beteiligt hatte, wirkt das noch befremdlicher, vor allem gegenüber seinen Teamkameraden.

Dabei haben es Brees viele weiße Sportler, wie beispielsweise Aaaron Rodgers, in den vergangenen Tagen vorgemacht, wie man mit dem Thema annehmbar umgeht.

Die Meinungsfreiheit erlaubt Brees, seine Aussagen so zu tätigen. Vielleicht hätte er aber am besten einfach geschwiegen.

Nachtrag: Inzwischen hat sich Brees mit einem beeindruckenden Statement entschuldigt.

Sebastian Kratzer

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