Königsblau fast am Ziel.
Schalke 04 auf Aufstiegskurs: Das Phänomen Simon Terodde! Zweitliga-Lewandowski mit Bundesliga-Fluch
- Aktualisiert: 30.04.2022
- 14:02 Uhr
- ran.de/Carolin Blüchel
Der FC Schalke 04 liegt dank Stürmer Simon Terodde auf Aufstiegskurs. Seit Jahren trifft der Rekordtorschütze der Zweiten Liga wie am Fließband, könnte schon den dritten Verein in die Bundesliga führen. Doch im Oberhaus stotterte die Tormaschine bislang immer. ran erklärt, was dahinter steckt.
München - "Simon's on fire" grölten die Spieler des FC Schalke 04 in der Kabine. Nach dem 2:1-Last-Minute-Sieg in Sandhausen brachen bei Mannschaft und Fans alle Dämme. Weil Bremen gegen Kiel gepatzt hatte, eroberte "Königsblau" den Thron in der Zweiten Liga. Und er, Simon Terodde, hat das fast im Alleingang vollbracht. Der 34-Jährige erzielte beide Tore, den Siegtreffer in der Nachspielzeit.
Dem Stürmer selbst verschlug es nach all der Feierei in Kurve und Kabine buchstäblich die Sprache. "Ekstase pur", krächzte er ins "Sky"-Mikrofon. "Das muss man erst mal realisieren, was hier heute abgegangen ist." Die mitgereisten Fans hätten die Mannschaft nach dem späten Gegentreffer noch zum Sieg gepusht. "Wenn du normalerweise das 1:1 hier kriegst, dann brichst du zusammen. Aber du siehst ja, was hier los ist."
"Simon's on fire" eben. Mit 27 Treffern in 28 Spielen ist Terodde für knapp die Hälfte aller Schalker Tore verantwortlich und hat binnen eines Jahres Kultstatus erlangt. Dank ihm liegt S04 nur ein Jahr nach dem traumatischen Absturz auf Aufstiegskurs. Terodde, der Lewandowski der Zweiten Liga.
"Wir reden fast wöchentlich über Simon. Grundsätzlich haben wir ihn genau deshalb geholt, weil er in der Lage ist, vor dem Tor eiskalt abzuschließen", resümierte Interims-Trainer Mike Büskens trocken..
Terodde, König der zweiten Liga
Tatsächlich ist Terodde seit Jahren der König in Liga zwei – ein Strafraumstürmer der alten Schule mit integrierter 20-Tore-Plus-Garantie. 2016/2017 führte er den VfB Stuttgart zur Zweitliga-Meisterschaft, 2018/19 den 1. FC Köln. Dreimal holte er in den vergangenen sieben Jahren die Torjägerkanone (2016, 2017, 2019). Der vierte Titel ist ihm schon jetzt nicht mehr zu nehmen.
Im Herbst löste er zudem Dieter Schatzschneider nach über 30 Jahren als Rekordtorschütze ab. Wann immer ein Bundesliga-Gigant nach dem Abstieg in die Erfolgsspur zurückfinden will, klingelt Teroddes Telefon. Auch der Hamburger SV hatte einst auf den Stürmer gesetzt. Dass diese Rechnung nicht aufging, lag nicht am Angreifer, der in 33 Spielen 24 Treffer erzielt hatte.
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Ladehemmung in der Bundesliga
Doch Terodde ist auch ein Mysterium. Während er in der Zweiten Liga wie am Fließband netzt, stotterte die Tormaschine in der Bundesliga. Sowohl nach dem Aufstieg mit Stuttgart (2016/17) als auch nach der Rückkehr ins Oberhaus mit Köln (2018/19). Die ernüchternde Statistik: In insgesamt 58 Bundesliga-Partien kommt Terodde nur auf magere zehn Treffer.
Der Verdacht liegt nahe, dass der klassische Mittelstürmer, bullig aber wenig lauffreudig, kampfstark aber mit technischen Defiziten, in der Bundesliga aus der Zeit gefallen ist. Kritik, die seinen früheren Trainer Peter Neururer (MSV Duisburg, VfL Bochum) auf die Palme bringt.
Teroddes Bundesliga-Fluch ein Systemfehler?
"Es lag am System – nicht an Terodde. Er ist für mich nach wie vor einer der besten Stürmer, die wir in Deutschland haben", so Neururer im Herbst 2021 bei "Bild". In der Zweiten Liga sei das System auf einen echten Stoßstürmer wie Terodde ausgerichtet. Da habe es auch funktioniert.
"Nach den Aufstiegen haben die Trainer das System dann geändert. Man hat tiefer gestanden, es ging plötzlich um Umschaltspiel. Es fehlte der Mut, weiter auf einen Keilstürmer in der Spitze zu setzen."
Ähnlich lautet die Einschätzung von Schalke-Legende Klaus Fischer. "Hätte Simon in der Bundesliga in einer Spitzenmannschaft gespielt, hätte er seine Tore gemacht, weil er gute Vorbereiter braucht", sagte der frühere Stürmer zuletzt den "Ruhr Nachrichten" und empfahl Terodde sogar für die Nationalmannschaft.
Teroddes Vertrag verlängert
So weit wird es wohl nicht kommen. Aber gelingt mit Schalke der Aufstieg, könnte er sich mit stolzen 34 Lenzen noch einmal in der Bundesliga beweisen. Sein Ein-Jahresvertrag verlängerte sich im März, nach 25 Pflichtspielen, automatisch um eine weitere Saison. Ein zusätzlicher Antrieb für Schalkes neuen Fan-Liebling.
"Wir haben noch zwei Spiele und die müssen wir reißen", kündigte er bei "Sky" an. Dann will er endlich auch in der Bundesliga das Tor-Feuer entfachen.
Carolin Blüchel
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