Nach Fingerzeig gegen Werder Bremen
Eintracht Frankfurt als erster Konkurrent des FC Bayern? Hier ist die SGE den Münchnern sogar voraus
- Aktualisiert: 25.08.2025
- 13:24 Uhr
- Martin Jahns
Mit einer Galavorstellung am 1. Spieltag drängt sich Eintracht Frankfurt in die Rolle als erster Bayern-Jäger. Trotz schmerzhafter Abgänge hat der Kader der Hessen dem Rekordmeister sogar eines voraus. Die Verantwortlichen treten dennoch auf die Euphoriebremse.
Von Martin Jahns
Wer kann den 6:0-Bayern in der Bundesliga auf den Fersen bleiben?
Vizemeister Bayer Leverkusen? Verlor nach einem Komplett-Umbruch daheim gegen Hoffenheim. Dauerrivale Borussia Dortmund? Verspielte mit einem Kader voller Baustellen auf St. Pauli eine Zwei-Tore-Führung. Bei Eintracht Frankfurt hingegen lebt die Hoffnung. Zumindest die der Fans.
"Deutscher Meister wird nur die SGE", skandierten sie nach dem eindrucksvollen 4:1-Auftaktsieg gegen Werder Bremen am Samstag. Und tatsächlich legte der starke Auftritt der Frankfurter nahe, dass neben einer Schippe Ironie dabei durchaus eine Prise echter Zuversicht mitschwang.
Erstmals seit 33 Jahren gelangen der SGE vier Tore zum Saisonauftakt. Trotz der Abgänge von Leistungsträgern wie Hugo Ekitike und Kevin Trapp scheint die Eintracht bereit für den nächsten Schritt zu sein.
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Can Uzun glänzt als Zehner
Während Trapp-Nachfolger Michael Zetterer im Tor kaum etwas zu tun bekam, glänzten seine Vorderleute mit engagiertem Pressing und Effizienz vor dem Tor. "Die Schärfe im Pressing und Gegenpressing hat mir gefallen", lobte Trainer Dino Toppmöller den couragierten Auftritt seines Teams gegen den Ball.
Im Ballbesitz wiederum glänzte insbesondere Can Uzun als Zehner. Der 19-Jährige, der in der vergangenen Rückrunde nach seinem Wechsel aus Nürnberg noch mit seiner Einsatzzeit haderte und häufig nur auf dem Flügel zum Einsatz kam, lenkte das Frankfurter Angriffsspiel eindrucksvoll. Seine Leistung krönte der türkische Nationalspieler mit einem traumhaften Fernschusstor und zwei Torvorlagen.
"Er hat an sich selbst einen hohen Anspruch, das gefällt mir an ihm. Für uns ist bei seinem wahnsinnigen Talent das Verteidigen ein wichtiger Faktor", lobte Toppmöller seinen Youngster: "Da hat er in der Vorbereitung brutal wichtige Schritte gemacht und ist vom Mindset her total gefestigt."
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Kaderbreite als großes Plus
Teamkollege Jean-Matteo Bahoya brachte es mit weniger Worten auf den Punkt: "Er ist ein Baller. Ich liebe es, mit ihm zu spielen." Kein Wunder: Beide Uzun-Assists verwertete der 20 Jahre alte Franzose, der als Linksaußen zum Einsatz kam und nach dem Spiel ankündigte, in die Ekitike-Fußstapfen als Torjäger vom Dienst treten zu wollen. "Vielleicht kann ich diese Saison 20 oder mehr Tore schießen", hoffte er nach der Partie.
Helfen soll dabei seine Sprint-Qualität: Mit einer gemessenen Geschwindigkeit von 37,16 Stundenkilometern ist Bahoya der schnellste Spieler der Bundesliga. In Laufduellen mit Gegenspielern ist er kaum zu stoppen. "In diese Situationen muss Matteo noch viel häufiger hineingehen", wünscht sich Toppmöller von ihm.
Doch nicht nur die Youngster machen der Eintracht Mut. Es ist vor allem die Breite des Kaders, die die Frankfurter auf ein neues Niveau hebt. Gute erste Auftritte legten etwa auch die Neuzugänge Jonathan Burkardt und Ritsu Doan hin.
Gegen Bremen war Toppmöller in der Luxussituation, Weltmeister Mario Götze, den späteren Torschützen Ansgar Knauff und 26-Millionen-Euro-Mann Elye Wahi von der Bank bringen zu können. Eine Kadertiefe in der Offensive, von der sie beim FC Bayern München derzeit nur träumen können.
"Die Erkenntnis, einen breiten Kader zu haben, ist wichtig. Wir spielen in drei Wettbewerben, da brauchst du frische Leute, die Impulse bringen", sagte Sportvorstand Markus Krösche.
In Frankfurt haben sie ihre Baustellen längst geschlossen, während Krösches Amtskollege Max Eberl in München in den verbleibenden Tagen des Transferfensters noch um Leihgeschäfte feilschen muss.
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Dino Toppmöller tritt auf die Bremse
Ex-Bayern-Spieler Mario Basler ließ sich sogar dazu hinreißen, die Eintracht noch vor dem Rekordmeister zu sehen. "Die könnten die Überraschung sein, so wie es Leverkusen vor zwei Jahren war", prophezeite er in seinem Podcast "Basler ballert" - wohlgemerkt vor dem Frankfurter Auftaktspiel. Und der einstige Filigrantechniker ergänzte: "Es wird wahrscheinlich viele überraschen, ich tippe, dass die Eintracht Deutscher Meister wird."
Der Eintracht-Hype der vergangenen Jahre scheint seinen Zenit also noch nicht erreicht zu haben. Grund genug für Trainer Toppmöller, erst einmal auf die Euphoriebremse zu treten.
Man wisse bei der Eintracht den Sieg gegen Bremen richtig einzuordnen: "Das war ein guter Schritt, aber nur einer von 34."
Immerhin: Leverkusen oder dem BVB ist man diesen Schritt schon voraus.