Dass der FC Bayern gegen RB Leipzig seine Niederlagenserie beendet hat, ändert nichts an den grundlegenden Problemen in der Mannschaft. Das müssen auch die Bosse erkennen. Ein Kommentar.
Der Jubel in der Allianz Arena war fast so, als hätten die Bayern die Tabellenführung zurückgeholt.
Dabei verhinderte Harry Kane mit seinem 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen RB Leipzig nur den nächsten Rückschlag, denn bei einem Unentschieden wäre der Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen sogar auf zehn Punkte angewachsen.
So aber bleibt es bei acht Zählern Vorsprung der Werkself, was zu diesem Zeitpunkt der Saison bislang immer in der Bundesliga-Geschichte zum Meistertitel gereicht hat.
Dass die Erleichterung in der Allianz Arena trotzdem riesengroß war, lag daher vor allem am Ende der Negativserie von drei Niederlagen in Folge für die Bayern.
Eine weitere Pleite hätte vermutlich auch die erst am Mittwoch getroffene Entscheidung wieder in Frage gestellt, mit dem scheidenden Thomas Tuchel zumindest wie geplant noch bis zum Ende der Spielzeit auszuhalten.
Stattdessen herrscht in der kommenden Woche zuletzt ungewohnte Ruhe an der Säbener Straße.
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FC Bayern vs. RB Leipzig: Die Noten aus dem Topspiel
Es ist auch keineswegs ausgeschlossen, dass der Erfolg gegen Angstgegner Leipzig, gegen den man vorher viermal hintereinander nicht gewinnen konnte, tatsächlich die Wende beim FCB bringt.
Schließlich warten in der Liga keine übermächtigen Gegner auf den Rekordmeister und in der Champions League ist der Einzug ins Viertelfinale nach wie vor möglich, dann könnte der Verein zumindest bis Mitte April wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen.
Umbruch im Sommer weiter dringend nötig
An den grundlegenden Problemen der Bayern ändert das allerdings nicht. Diese Mannschaft braucht nicht nur einen neuen Trainer, sondern auch einen Umbruch im unrund zusammengestellten Kader.
Zu viele Spieler sind nach den nationalen Dauererfolgen zu satt und überbezahlt, die Struktur und das Verhältnis zwischen Anführern und Mitläufern ohne Verantwortungsbewusstsein auf und neben dem Platz stimmt nicht.
Manuel Neuer bestätigte diese Analyse indirekt nach der Partie. Nominell bessere Trainer als zuletzt Flick, Nagelsmann und Tuchel könne man ja kaum bekommen, sagte er.
"Bei schlechten Noten ist nicht immer der Lehrer schuld", sprach der Kapitän Klartext: "Es sind jetzt andere Spieler in der Mannschaft als damals, als es vielleicht auch ein bisschen von allein gegangen ist."
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Um bei den Noten zu bleiben: Wenn die Mannschaft wieder auf Topniveau kommen will, müssen die "Sitzenbleiber" aussortiert werden und bei den Neueinkäufen muss die Vereinsspitze darauf achten, wieder die über die letzten Jahre verlorene Gewinnertypen wie einst Martinez, Alaba oder Robben zu verpflichten.
FC Bayern: Lassen sich die Bosse täuschen?
Bleibt die entscheidende Frage, ob die Bayern-Führung das genauso sieht oder sich von einer möglichen Erfolgsserie bis Saisonende noch täuschen lassen könnte - und auf den dringend nötigen harten Schnitt im Kader doch verzichten würde.
Diesen Eindruck konnte man jedenfalls bei den Aussagen von Jan-Christian Dreesen nach dem Sieg gegen Leipzig bekommen. Man habe "schon eine hervorragende Mannschaft", meinte der Vorstandsboss: "Wir müssen uns einfach auf unsere Qualität und unser Selbstvertrauen berufen."
Dabei ist nach den jüngsten Erfahrungen mit bald acht Trainern in den vergangenen acht Jahren klar, dass es eben nicht reicht, wenn man wieder nur den Chefcoach austauscht und mit Verweis auf die vermeintliche Qualität alles andere weitgehend belässt, wie es ist.
Auf den neuen Sportvorstand Max Eberl, der am Montag vom Aufsichtsrat offiziell ernannt werden wird, wartet in jedem Fall viel Arbeit.
Möglicherweise zunächst vor allem Überzeugungsarbeit, dass diese Saison elementare Konsequenzen haben muss.