Bundesliga
FC Bayern sucht Alternative zu Florian Wirtz: Wird es ein Superstar von Real Madrid?
- Aktualisiert: 28.05.2025
- 20:55 Uhr
- Justin Kraft
Florian Wirtz wird wohl zum FC Liverpool wechseln und somit nicht zum FC Bayern. Die Münchner brauchen jetzt einen Alternativplan. Wer könnte stattdessen kommen?
Von Justin Kraft
Kaderplanung kann sehr komplex sein. In vielen Fällen läuft sie grob so ab, dass Rollen für verschiedene Positionen definiert werden, die gut zur eigenen Spielweise passen.
So kann eine Rolle für einen linken Flügelspieler beispielsweise sein, dass er viel nach innen zieht und dort für Gefahr sorgt.
Sie könnte aber auch sein, dass der Spieler an der Außenlinie Breite geben und möglichst oft zur Grundlinie durchlaufen soll. Je nach definierter Rolle kann sich die Zielgruppe auf dem Transfermarkt deutlich unterscheiden – und das, obwohl die Spieler auf derselben Position spielen.
Manchmal machen Klubs aber auch Ausnahmen und legen ihre Rollenplanung zur Seite. Hätte das Real Madrid aus der Saison 2023/24 einen Spielertypen wie Kylian Mbappe gebraucht, der seine Stärken in ähnlichen Räumen hat wie Vinicius Junior? Nein. Aber es ist Mbappe.
Mitten in diesem Dilemma hat sich auch der FC Bayern zuletzt befunden. Brauchen sie einen Offensivspieler, der im Zentrum zwischen den Linien stark ist und von dort Torgefahr ausstrahlt?
Nein, sie haben schließlich Jamal Musiala und auch Michael Olise.
Brauchen sie Florian Wirtz? Die Antwort auf diese Frage ist schon eher "Ja".
FC Bayern: Ohne Florian Wirtz braucht es keine Systemanpassung
Für Wirtz hätte es sich gelohnt, ein paar Systemkompromisse einzugehen. Er ist ein Spieler mit außergewöhnlichem Talent und mit beeindruckender Konstanz in jungem Alter.
Doch es scheint, als würde er zum FC Liverpool wechseln. Was die Frage aufwirft: Was brauchen die Bayern jetzt?
Und damit ist man wieder bei jener Frage, die mit "Nein" beantwortet wurde: Die Münchner brauchen keinen Spielertypen wie Wirtz. Sie hätten nur seine einzigartigen Fähigkeiten gebraucht, um ihre Offensive zu verstärken.
Nur für ihn hätte es Sinn ergeben, von einem System mit zwei Flügelspielern abzuweichen und mit Musiala, Olise und eben Wirtz drei Spieler aufzustellen, die ihre größten Stärken in der Spielgestaltung und Kombination haben – und nicht in Tempoläufen hinter die gegnerische Abwehrkette.
FC Bayern braucht Xavi Simons nicht
Für einen Xavi Simons, um ein Beispiel zu nennen, würde sich eine solche Systemumstellung vermutlich weniger lohnen. Der Niederländer ist in allen Belangen mindestens eine Kategorie schwächer als Wirtz.
Zwar ist auch er hoch veranlagt, aber er ist (noch) kein Spieler, für den man das gewohnte Offensivspiel im größeren Stil verändern würde. Auch wenn er hier und da auf dem Flügel aufgeboten wird, ist er im Zentrum stärker.
Umso weniger überrascht ein Bericht der "Sport Bild", dass die Münchner kein Interesse mehr an Simons hätten.
Was die Bayern jetzt brauchen, sind ein, vielleicht sogar zwei Spieler, die das Versprechen einlösen können, das Leroy Sane, Kingsley Coman und Serge Gnabry mit ihrem Talent einst gaben. Sie alle blieben aber hinter ihren Erwartungen zurück.
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FC Bayern: Das ist der gesuchte Mann
Das gesuchte Profil: Ein schneller, dribbelstarker Spieler, der Zug zum Tor mitbringt und dem Spiel vor allem Tiefe gibt. Zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld haben sie mit Musiala und Olise zwei Spieler, die mit kurzen Dribblings und Steckpässen hervorragend zu jemandem passen würden, der eine Anspielstation hinter der Abwehrkette sein kann.
Einer, der ständig die Schnittstellen der gegnerischen Defensive attackiert und im Strafraum kluge Entscheidungen treffen kann. Das würde auch zu Harry Kane passen, der sich gern mal fallen lässt und so Räume für einen Tiefenlauf öffnet. Wenn Gnabry in Topform ist, ist er genau die Art Spieler, die der FC Bayern braucht.
Der Champions-League-Sieger von 2020 besticht mit einer Direktheit zum Tor und einer Durchschlagskraft, die nur wenige Flügelspieler haben. Er hat einen guten Abschluss und stresst die Gegenspieler mit guten Laufwegen. Das Problem: Diese Beschreibung passt nur zu einem Gnabry in Topform – und die hatte er schon lange nicht mehr.
Auch Sane wäre ein solcher Spielertyp, der mit klugen Tiefenläufen und starkem Abschluss für Gefahr sorgt. Sein Problem ist vor allem die Unbeständigkeit.
Wirtz-Alternativen: Leao, Rodrygo oder ein Eigengewächs?
Bayerns Problem ist wiederum, dass der Markt nicht viel hergibt. Den Münchnern wird Interesse an Rafael Leao nachgesagt.
Beim Portugiesen besteht angesichts der wechselhaften Leistungen in den vergangenen Jahren ebenfalls das Risiko, dass er zu unbeständig ist. Mit 26 Jahren läuft er bereits auf die Phase seiner Karriere zu, in der Flügelspieler oft auf ihrem Zenit sind.
Ein weiterer Kandidat soll laut "Sky" Kaoru Mitoma von Brighton sein. Der Japaner ist allerdings schon 28, hat bisher noch nicht auf höchstem Niveau gespielt und kann kaum herausragende Werte vorweisen.
Von einem Transfer in dieser Altersklasse sollten die Bayern absehen – solange sie nicht wie einst bei Harry Kane Weltklasse nahezu garantiert bekommen.
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Hier liegt aber auch eine Chance, das durch die Wirtz-Absage frei gewordene Budget besser zu verteilen. So könnten zwei Spieler für die Offensive kommen.
Einer aus der Kategorie Leao oder sogar Rodrygo, falls der glauben sollte, dass er seine Stärken bei Real Madrid nicht voll entfalten kann. Und zusätzlich einer aus der Kategorie Malik Tillman.
Der ehemalige Jugendspieler des FC Bayern ist zwar kein Weltklasse-Spieler, zeigt seit einigen Jahren aber konstant auf hohem europäischen Niveau, dass er Qualitäten hat. Er kann mehrere Positionen verlässlich spielen, würde die Breite des Kaders mit wohl überschaubaren Kosten verstärken.
Wirtz-Absage kann eine Chance sein
Unabhängig von den konkreten Namen und Kandidaten muss die Absage von Wirtz, die dem FCB zweifellos wehtut, nicht nur Risiko sein. Hat man in den vergangenen Monaten seine Hausaufgaben gemacht und sich entsprechend auf dieses Szenario vorbereitet, dürfte man einige Spieler auf der Liste haben, die eine sinnvolle Verstärkung wären.
Vielleicht auch den einen oder anderen, den wie Olise vor einem Jahr noch nicht so viele auf dem Zettel haben. Auch bei Desire Doue bewiesen die Münchner, dass sie einen guten Riecher haben – wenngleich der sich letztlich für Paris Saint-Germain entschied.
Das Wichtigste in Kürze
Manchmal kann eine solche Absage vielleicht sogar ein Segen sein. Schaut man sich die Liste der teuersten Transfers der Fußballgeschichte an, waren da nicht viele Volltreffer dabei. Hier und da entpuppten sich Verpflichtungen von eigentlichen Superstars als Flops – gerade PSG kann ein Lied davon singen. Was auch die Frage aufwirft, wie viele Top-Stars ein Team vertragen kann.
Vielleicht wäre Wirtz beim FC Bayern auch voll durchgestartet. Aber in München muss man jetzt zur normalen Kaderplanung zurückkehren: Klare Rollendefinition, Scouting und im Idealfall ein ausgewogeneres Transferfenster, als es mit dem Königstransfer Wirtz möglich gewesen wäre.