Kommentar
Borussia Dortmund: Jamie Bynoe-Gittens kaschiert großes BVB-Problem - ein Kommentar
- Aktualisiert: 30.11.2023
- 11:20 Uhr
- Justin Kraft
Borussia Dortmund gewinnt bei der AC Mailand und sichert sich damit das Weiterkommen in einer schwierigen Champions-League-Gruppe. Ein Youngster ist es, der eine abermals fragile BVB-Mannschaft rettet. Ein Kommentar.
Der oberflächliche Eindruck von einer Mannschaft setzt sich oft aus zwei maßgeblichen Faktoren zusammen: Dem Ergebnis und den Schlussminuten. Während das Ergebnis schlichtweg das Wichtigste ist, sind die Schlussminuten rein logisch das, woran sich Beobachterinnen und Beobachter am besten erinnern können.
Bei der AC Mailand hat der BVB mit 3:1 gewonnen – also sehr deutlich. Schaut man sich zudem nur die Phase zwischen dem Tor zum 2:1 und dem Abpfiff an, dürfte recht klar das Fazit stehen, dass Dortmund alles unter Kontrolle hatte. Dementsprechend war auch der Tenor hinterher.
So war es aber nicht. Milan hatte in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel, kam auch besser aus der Kabine. Der Knackpunkt aber waren das 2:1 durch Jamie Bynoe-Gittens und die Verletzung von Malick Thiaw.
Wie schon gegen Borussia Mönchengladbach war es der 19-Jährige, der mit seinem Treffer darüber hinwegtäuschen konnte, dass das Offensivkonzept der Dortmunder bestenfalls ausbaufähig ist.
Wenig Struktur, wenig Tempo, viel Zufall und vor allem viel Abhängigkeit davon, dass Niclas Füllkrug, Marco Reus oder eben Bynoe-Gittens etwas einfällt.
Das Wichtigste zur Champions League
Edin Terzic kann von Glück reden, dass er jemanden wie Bynoe-Gittens im Kader hat. Ja, Karim Adeyemi traf gegen die AC Mailand zum 3:1 und machte damit den Deckel drauf. Doch auch dieser Abschluss ging strenggenommen direkt in die Mitte und nur glücklich ins Tor. Auf gute Momente folgen regelmäßig schwache – ob ein guter Auftritt gegen eine in der Schlussphase stark dezimierte Milan-Defensive daran etwas ändert, bleibt abzuwarten.
BVB: Nicht die Mentalität ist das Problem
Bei Donyell Malen verhält es sich ähnlich. Der Niederländer traf gegen Gladbach, kann dem Spiel sonst aber nur wenig geben. Konsequent also, dass Terzic auf den setzt, der den Klub nicht nur weniger Unterhalt kostet, sondern der auch das auf den Platz bringt, was man sich von den überteuerten Neuzugängen der letzten Jahre erhofft hat. Bynoe-Gittens ist es, der dieser viel zu oft kopflos wirkenden Offensive im Moment ein Gesicht verleihen kann.
Er war offensiv der Dosenöffner in einer Partie, die auch in die andere Richtung hätte kippen können, vielleicht müssen. Mats Hummels war mit seiner Zweikampfführung derjenige, der dafür sorgte, dass die Dose für die Dortmunder überhaupt noch zu öffnen war. Auch er hat großen Anteil daran, dass die Leistung am Ende positiv bewertet wird.
Immerhin: Wie sich der BVB gegen die Entwicklung des Spiels stemmen konnte, hinterließ Eindruck und verdient großes Lob. Sich in dieser Gruppe trotz der offensichtlichen Limitationen zu behaupten, ist respektabel.
Es ist ein abermaliger Beweis dafür, dass es diesem Team nicht an Mentalität, Einstellung oder individueller Qualität fehlt. All das ist vorhanden und trägt den BVB durch die Gruppenphase. All das ist der Grund dafür, dass Hans-Joachim Watzke eine Wagenburg gegen vermeintlich zu starke Kritik aufbauen kann.
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Borussia Dortmund bei AC Mailand: Die BVB-Noten zum Spiel in der Champions League
BVB: Wer gewinnt, hat Recht
Wer gewinnt, hat Recht. Eine einfache Formel im Fußball. Doch was trotzdem fehlt, sind mannschaftstaktische Lösungen im Spiel nach vorn – nicht zuletzt von Füllkrug jüngst bemängelt.
Und das können weder das sehr wichtige und gute Ergebnis, noch eine Schlussphase kaschieren, in der Milan durch Verletzungen und eine tolle Einzelaktion von Bynoe-Gittens gebrochen wurde.
Was das Ergebnis und die Schlussphase aber bewirken können: Einen Schub im Selbstverständnis und Selbstvertrauen.