Fußball
Frauen-EM: Ein Anfang im Ende? DFB-Frauen zwischen Trauer und Stolz
- Veröffentlicht: 24.07.2025
- 14:50 Uhr
- SID
Der Titeltraum der DFB-Frauen ist auf bittere Weise zerplatzt. Das Ende des Turniers soll für das junge Team aber nur der Anfang sein.
Die Tränen waren zwar getrocknet, als die tragische Heldin Ann-Katrin Berger und ihre Kolleginnen dem regnerischen Zürich den Rücken kehrten. Der Frust und die Enttäuschung überwogen bei den Fußballerinnen aber noch immer. Mit einem Bild als Erinnerung an unvergessliche EM-Wochen im Gepäck schleppten sich die DFB-Frauen zu den wenigen Fans vor dem Hotel, sie schrieben Autogramme und lächelten gequält für Fotos, ehe sich die Wege trennten. Urlaub und Erholung stehen an, um das Ende aller Titelträume gegen Spanien zu verdauen.
"Wir sind alle komplett leer", klagte Bundestrainer Christian Wück. Zu nah waren die DFB-Frauen bei der nervenaufreibenden 0:1-Niederlage gegen den Weltmeister am Finaleinzug vorbeigeschrammt, zu bitter war der K.o. durch den "Geniestreich" (Wück) der Weltfußballerin Aitana Bonmatí (113.). Er brauche nun "drei, vier, fünf Tage", sagte der DFB-Coach, "um wieder einen klaren Gedanken zu fassen".
Inmitten all der Tränen und Trauer zogen sich die DFB-Frauen vor allem an einer Hoffnung hoch. Das Ende des Turniers soll erst der Anfang sein für den "jungen Haufen" (Berger), der in der Schweiz so viele Rückschläge hatte wegstecken müssen. "Auf das Potenzial von jeder Einzelnen kann sich Deutschland freuen", sagte Berger und kündigte überzeugt an: "Das wird noch viel, viel größer - auf jeden Fall." Auch Rebecca Knaak war sich sicher: "Da wächst etwas Großes zusammen."
Bundespräsident spendet DFB-Frauen Trost
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der in Zürich die Daumen gedrückt hatte, spendete ebenso Trost wie Kanzler Friedrich Merz und Tausende Fans im Letzigrund. "Ihr habt dieses Turnier mit so viel Herzblut und fußballerischem Können gespielt", sagte Steinmeier: "Ihr seid wahre Vorbilder."
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Die unglückliche Berger dürfte das nur wenig aufgemuntert haben. Die Torhüterin, die nach ihren Heldentaten gegen Frankreich bundesweit gefeiert worden war, nahm den Gegentreffer auf ihre Kappe. "Es tut mir einfach furchtbar leid. Das ist meine Schuld", sagte die 34-Jährige, die Trost in den Armen ihres spontan angereisten Opas suchte. Die Mitspielerinnen machten ihr keinen Vorwurf, auch Wück sprach sie frei von Schuld.
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Mit Kritik an der deutschen Öffentlichkeit sparte der Bundestrainer dagegen nicht. "Ich habe vor Kurzem gelesen, dass der DFB meilenweit hinter den Topnationen stehe - und drei Tage später lese ich, dass 'wir' im Halbfinale sind", sagte Wück, von dem Bernd Neuendorf zu "100 Prozent" überzeugt ist. Trotz des Ausscheidens habe mit diesem Turnier "vielleicht nochmal eine ganz neue Ära" begonnen, sagte der DFB-Chef.
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Wüch fordert bessere Nachwuchsförderung
Für die Zukunft äußerte Wück allerdings einen klaren Wunsch. Es brauche "viel mehr" Carlotta Wamsers (21) und Franziska Ketts (20). Man habe "eine Entwicklung angestoßen", sagte er zwar, aber: "Wir müssen uns verbessern, vor allem im Nachwuchs." Verband und Vereine seien gefordert. Man müsse schauen, "die richtigen Schlüsse zu ziehen, um irgendwann eine Mannschaft zu haben, die solche Turniere gewinnen kann".
Und was bleibt von dieser EM, dem ersten großen Turnier unter Wücks Führung? An das denkwürdige Drama gegen Frankreich werden sich viele noch Jahre erinnern, an ein Team, das von unbändigem Willen getrieben, aber nicht immer fußballerisch überzeugend war. Ex-Nationalspielerin Almuth Schult mahnte, "spielerisch" sei unter Wück nur das 4:0 gegen die Niederlande vor dem Turnier "eine richtig gute Partie" gewesen. Dies müsse "der Anspruch sein".
Wück zeigte sich dennoch "stolz", dass sein Team "so eine Euphorie entfacht" habe, in der Heimat, wo am Mittwochabend im Schnitt 14,26 Millionen Menschen eingeschaltet hatten, und in den EM-Stadien. Nicht nur mit Blick auf die WM 2027 in Brasilien gehe es darum, darauf "aufzubauen", möglichst schon Ende Oktober im Halbfinale der Nations League gegen Frankreich, sagte Wück: "Wir machen genau da weiter."