Der Social-Media-Star erntet viel kritik
Frauen-EM 2025 - Alisha Lehmann: Warum der bekannteste Star nur so wenig spielte - und trotzdem wichtig für die Schweiz war
- Aktualisiert: 27.07.2025
- 12:37 Uhr
- SID
Nationalspielerin Alisha Lehmann verleiht dem Schweizer Frauenfußball eine immense Sichtbarkeit - und zahlt dafür einen hohen Preis. Doch während der EM 2025 im eigenen Land war sportlich von ihr wenig zu sehen. Die Gründe sind vielschichtig.
Alisha Lehmann kam bei der Frauen-EM 2025 lediglich für rund acht Minuten zum Einsatz. Beim dritten Gruppenspiel gegen Finnland wurde die Offensivspielerin von Juventus Turin in der 82. Minute eingewechselt. Immerhin: Lehmann brachte Schwung ins Spiel der Gastgeberinnen.
"Alisha Lehmann hat tatsächlich auch nochmal einen Effekt gehabt. Sie ist auch mitbeteiligt an der Entstehung des Tores", meinte ZDF-Moderator Sven Voss nach der Partie.
Frauen-EM: Alisha Lehmann im Viertelfinale eingewechselt
"Nach dem Tor mussten wir sofort das System wechseln. Heute haben wir ein paar gute Einwechslungen gemacht", befand auch die Schweizer Trainerin Pia Sundhage.
Im Viertelfinale gegen Spanien hoffte Sundhage wohl auf einen ähnlichen Effekt: Beim Stand von 0:2 kam Lehmann in den Schlussminuten der Partie - konnte dem Spiel aber nicht die entscheidende Wende verpassen.
Warum aber spielte die wohl bekannteste Fußballerin dieser Frauen-EM so selten?
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Warum spielt Alisha Lehman so wenig?
Lehmann polarisiert seit je her - weit über die Grenzen der Schweiz hinaus. Sie zeigt sich auf Social Media in knappen Shorts beim Fußballtraining oder im Bikini am Strand. Sie hat 16,7 Millionen Follower auf Instagram und zwölf Millionen auf TikTok - und verbringt nach eigener Aussage doch weniger Zeit am Smartphone als fast alle ihre Teamkolleginnen in der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft.
Alisha Lehmann abgelöst: Fans feiern neue Fußball-Schönheit
"Ich bin 26, da kann ich doch nicht den ganzen Tag am Handy hocken", hat Lehmann kürzlich der Boulevardzeitung "Blick" gesagt. Ein Foto zu posten, das dauere nicht mehr als "zwei Sekunden".
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Weil Alisha Lehmann aber sehr viele Fotos postet, diskutiert vor dem Beginn der Europameisterschaft in der Schweiz, bei der der Gastgeber gegen Spanien im Viertelfinale ausschied (0:2), eine ganze Fußballnation über eine Spielerin, die auf dem Platz höchstens eine Nebenrolle spielt.
Lehmann ist nicht die knochenharte Abwehrchefin, sie ist nicht die Schaltzentrale im Mittelfeld, nicht die eiskalte Tormaschine im Sturm. Trotzdem ist sie der Star der Mannschaft. Das gefällt nicht allen.
Lehmann kassiert Hass auf Social Media
Mit ihren Followerzahlen ist Lehmann eine der bekanntesten und schillerndsten Figuren im Fußball der Frauen. Eine, die das Geschäft auf Social Media verstanden und perfektioniert hat, die mit einem Werbepost für einen Sportdrink angebliche Hunderttausende Euro verdient. Und die damit nicht nur ihrem Konto Gutes tut, sondern einer ganzen Sportart, die mühsam um Aufmerksamkeit ringt.
Doch unter ihren Postings sammeln sich hasserfüllte Kommentare - oft von Menschen, die die Sportlerin auf ihre Netzaktivitäten reduzieren und ihre fußballerischen Fähigkeiten in Frage stellen. "Ich finde es schade, dass das Negative oft fokussiert wird", sagte Lehmann dem Tagesanzeiger, "ich will Frauen und Mädchen motivieren, Fußball zu spielen, das ist alles." Die Ablehnung macht ihr zu schaffen: "Alle Hasskommentare gegen mich sind auf Schweizerdeutsch", sagt sie, "das trifft mich sehr."
Auch bei der Heim-EM hat ihr Ruhm Schattenseiten. Als einzige Akteurin brauchte sie Personenschutz von einem persönlichen Bodyguard, da manche Fans ihr deutlich zu nah kamen.
"Wir achten stets darauf, dass die Sicherheit der Spielerinnen in allen Stadien oberste Priorität hat. Während des Turniers wird dies von der UEFA organisiert, und unser Sicherheits-Chef ist auch immer vor Ort. Nach den Spielen ist er immer da, wenn die Spielerinnen auf die Fans zugehen, und aufgrund der Bekanntheit von Alisha Lehmann begleitet er sie manchmal auch ein Stück weiter", erklärte Sven Micossé, Pressesprecher der Schweizer Nationalmannschaft.
Alisha Lehmann: Sportliche Hilfe oder nur EM-Werbefigur?
Durch ihre Nominierung für die EM stand Lehmann stärker im Fokus denn je - dabei war lange nicht sicher, ob die Mittelfeldspielerin von Juventus Turin ihr Heimatland würde vertreten dürfen. In Italien meist nur Ergänzungsspielerin, ist sie auch in der Nationalmannschaft trotz ihrer bislang 61 Länderspiele nicht erste Wahl. Das befeuerte die Diskussion, ob Lehmann ausschließlich aus sportlichen Gründen berufen wurde - oder ob der Verband schlicht auf die Werbefigur nicht verzichten wollte.
Alisha Lehmann: Darum war sie wichtig für die Schweiz
Die ehemalige deutsche Nationalspielerin und einstige Schweizer Nationaltrainerin Inka Grings hat dazu eine klare Meinung: "Sie ist ein guter Charakter", sagte die 46-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, "von ihrer Art und ihrer Persönlichkeit passt sie sehr gut ins Team. Gepaart mit ihren sportlichen Fähigkeiten ist für mich ihre Nominierung absolut nachvollziehbar."
Alisha Lehmann wirkt für ihre Teamkolleginnen letztlich auch als mediales Schutzschild. Während das Internet über ihr Make-up oder ihren letzten Instagram-Post diskutierte, konnten sich ihre Mitspielerinnen in Ruhe aufs Sportliche konzentrieren. Zudem trat Lehmann immer wieder als Motivatorin vor den Spielen auf. Kein Zweifel: Auch ohne Spielzeit hatte sie eine wichtige Rolle im Team.
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