Nations League
DFB-Team fehlt noch etwas zur Top-Mannschaft – ein Kommentar
- Veröffentlicht: 12.10.2024
- 08:27 Uhr
- Justin Kraft
Deutschland zeigt gegen Bosnien-Herzegowina Qualitäten, die man in der Vergangenheit häufig vermissen ließ. Das DFB-Team ist auf einem guten Weg, zur absoluten Top-Mannschaft fehlt allerdings noch etwas. Ein Kommentar.
Die Liste an Spielern, die Julian Nagelsmann in Bosnien-Herzegowina nicht zur Verfügung standen, erreichte im Vorfeld dieser Länderspielpause eine besorgniserregende Länge. Der Bundestrainer hätte beinahe eine zweite Elf nur mit Verletzten aufstellen können.
Darunter waren absolute Säulen oder zumindest Stammspieler des Teams wie Jamal Musiala, Niclas Füllkrug, Marc-Andre ter Stegen oder Kai Havertz. Insofern war das Team mit sehr wenigen Trainingseinheiten eine kleine Wundertüte.
Wie das DFB-Team das letztlich beim 2:1-Erfolg gegen einen unangenehmen Gegner, auf einem unangenehmen Platz mit besonderer Atmosphäre in einem kleinen Stadion gelöst hat, war jedoch bemerkenswert.
Deutschland brauchte etwas Anlaufzeit, übernahm dann aber die Kontrolle im Stile eines Spitzenteams. Wenig Hurrafußball, dafür aber klare, einfache Bälle, druckvoll nach vorn und ohne leichtfertige Fehler. Nur einmal kam Bosnien in eine offensive Umschaltsituation, als Ermedin Demirovic frei vor Alexander Nübel auftauchte.
Das Wichtigste in Kürze
Auch diese Situation verteidigte das DFB-Team nach Kräften ordentlich. Robert Andrich drängte seinen Gegenspieler möglichst weit nach außen ab, Alexander Nübel wäre wohl per Kopf zur Stelle gewesen, um den Ball zu parieren. Die Latte half aus.
Deutschland trotzt dem Rückschlag
Beeindrucken ließ sich Deutschland davon aber nicht. Stattdessen wäre eine höhere Führung verdient gewesen. Per Standard kam Bosnien nochmal zum Anschlusstreffer – und auch das führte nicht zu einem echten Kontrollverlust.
In der Vergangenheit hat das DFB-Team unter Joachim Löw oder Hansi Flick gern mal solche Spiele komplett aus der Hand gegeben. Gerade wenn es nicht von Beginn an lief, war ein Unentschieden oder gar eine Niederlage quasi vorprogrammiert.
Dass Nagelsmann viele alte Zöpfe abgeschnitten hat und stets Spieler nominiert, mit denen niemand gerechnet hätte, die aber Feuer und Leidenschaft mitbringen, scheint zuträglich zu sein. Auch in der hitzigen Schlussphase verstand es Deutschland sehr gut, die Ruhe zu bewahren und den Gegner laufen zu lassen. So brachte man das 2:1 recht locker über die Zeit.
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DFB-Team auf dem Weg zurück an die Spitze
Um ganz in der Weltspitze anzukommen, braucht es aber noch weitere Schritte. Denn die Bewertung ist auch davon abhängig, dass Bosnien die Latte trifft oder der eine oder andere Ball in der Schlussphase eben nicht noch zu ihren Gunsten verspringt.
Deutschland muss sich vorwerfen lassen, dass sie das Spiel nicht vorher zugemacht haben und dem Gegner so die Chance gaben, überhaupt nochmal zurückzukommen.
Auch Nagelsmann trug dazu bei, weil er mit Deniz Undav und Robert Andrich zwei absolute Säulen des Abends auswechselte und dafür Debütant Jonathan Burkardt und den immer noch neuen Angelo Stiller brachte.
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Das brachte die Abläufe durcheinander. Natürlich weiß auch Nagelsmann, dass er dieses Risiko gehen muss, wenn er neuen Spielern mit Blick auf die WM 2026 eine Chance geben möchte. Die Testspiele sind durch die Nations League seltener geworden.
Und doch sind es diese beiden Aspekte, die an diesem sonst so erfolgreichen Abend kritisch hervorgehoben werden können.
Noch etwas abgezockter, etwas effizienter und bald vielleicht auch wieder mit dem einen oder anderen Rückkehrer – dann ist Deutschland auf dem besten Weg, wieder ein Spitzenteam zu werden.