DFB-Task-Force: Ein Neuanfang ist das nicht - Kommentar zur neuen Expertengruppe
- Aktualisiert: 14.12.2022
- 09:45 Uhr
- ran.de / Tobias Wiltschek
Knapp zwei Wochen nach dem WM-Aus gründet der DFB eine Task Force für eine erfolgreichere Zukunft. Was Präsident Neuendorf verkündet, ist aber alles andere als der erhoffte Neuanfang. Ein Kommentar.
München - So konnte es in der Tat nicht weitergehen.
Zwei WM-Turniere in Folge in den Sand gesetzt, bei der EM nicht über das Achtelfinale hinausgekommen.
Dass sich der erfolgsverwöhnte DFB nur wenige Tage nach dem WM-Debakel von Katar von Oliver Bierhoff getrennt hat, war ebenso folgerichtig wie konsequent.
Wie er aber mit der Nachfolge-Regelung umgeht, wirft einige Fragen auf. Konsequent ist das nicht, und ein Neuanfang schon gar nicht.
Wer erwartet hatte, dass Präsident Bernd Neuendorf nach der wochenlangen Diskussion um einen neuen Sportdirektor mit konkreten Ergebnissen aufwartet, sah sich getäuscht.
DFB-Präsident Neuendorf spielt auf Zeit
Stattdessen spielt der gebürtige Rheinländer auf Zeit und gibt zumindest einen Teil der Verantwortung ab. Jetzt sollen es also erst einmal die Alphatiere aus der Bundesliga richten.
Sie seien in Sachen Sachverstand und Kompetenz über jeden Zweifel erhaben, betont Neuendorf. Die Frage ist nur: in welchen Bereichen? Oliver Kahn und Oliver Mintzlaff sind bei der FC Bayern München AG beziehungsweise im Red-Bull-Imperium verantwortlich für Wirtschaftsunternehmen, deren Arbeitsweise mit der eines Sportverbandes so gut wie gar nichts gemeinsam hat.
Dazu kommen mit Karl-Heinz Rummenigge und Rudi Völler zwei ehemalige, aber eben nicht mehr aktive Funktionäre. Beide haben eine nicht sonderlich ruhmreiche Vergangenheit als Mitglieder von DFB-Task-Forces.
Im Jahr 2000 nach der verkorksten EM sollten beide mithelfen, den kenternden Tanker DFB wieder auf Kurs zu bringen. Was gründlich misslang. Erst vier Jahre später, nachdem auch Völler als Trainer eine EM in den Sand gesetzt hatte, wurde beim DFB jeder Stein umgedreht. (Aktuelle Entwicklungen im DFB-Blog)
Bleibt noch Matthias Sammer – ein ehemaliger DFB-Funktionär, derzeit in beratender Funktion bei Borussia Dortmund tätig. Auch er hat zweifelsohne seine Meriten, die dringend nötige Aufbruchstimmung verbreitet aber auch er nicht.
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Wie kann der Bierhoffs Aufgabenbereich reformiert werden?
Dieser zumindest teilweise schon ins Alter gekommene Männer-Zirkel soll also den DFB aus einer seiner größten Krisen führen? An einen Erfolg zu glauben, fällt da schwer.
Zumal es ja noch einen weiteren Arbeitskreis gibt. Der besteht zwar unter anderem aus Celia Sasic, Philipp Lahm und Alexander Wehrle, ist also um einiges diverser aufgestellt als das rein männliche Expertengremium.
Aber auch dieses Gremium muss sich in den zentralen Fragen rund um die Strukturreform des bisherigen Aufgabenbereichs von Bierhoff erst einmal einigen und soll sich dann auch noch mit dem Expertenrat abstimmen.
Das klingt sehr nach einem aufwendigen und vor allem zeitintensiven Prozess. Doch viel Zeit haben sie nicht, auch wenn Neuendorf sich angesichts von 18 Monaten Pause bis zur Heim-EM nicht treiben lassen will.
So viel Zeit bleibt dem DFB nicht
Die Zeit aber dürfte schneller vergehen als es dem DFB-Boss lieb ist. Zumal auch Bundestrainer Hansi Flick nicht ewig auf die Entscheidung warten kann, mit wem er zusammen die Mission EM 2024 angehen wird.
Am Erfolg in eineinhalb Jahren wird nicht nur er und sein neuer Sportdirektor gemessen. Auch Neuendorf selbst weiß: "Dieser Schuss muss sitzen". Das hat er auf der Pressekonferenz verkündet.
Sitzt er nicht, wird auch über seinen Posten diskutiert werden müssen.