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Pep Guardiola: Vom Revolutionär zum langweiligen Staatsmann – ein Kommentar

  • Veröffentlicht: 21.11.2024
  • 23:25 Uhr
  • Justin Kraft
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© 2024 Getty Images

Pep Guardiola verlängert erneut bei Manchester City. Und ist damit dort gefangen, wo er nie sein wollte. Ein Kommentar.

Von Justin Kraft

Pep Guardiola ist langweilig geworden – und das wohl aus gutem Grund. Am Donnerstag machte Manchester City offiziell, was die Fußballwelt schon einige Tage wusste: Der Katalane verlängert um eine weitere Saison bei den "Skyblues".

Was ist aus dem Guardiola geworden, der einst seine Karriere in Barcelona startete und anschließend ganz Europa erobern wollte? Nun. Vermutlich ist er schlicht älter geworden.

Als er den FC Bayern im Jahr 2016 verließ, sagte er noch: "Ich bin 44, ich bin jung genug. Ich brauche eine neue Herausforderung." Guardiola ist ein akribischer Trainer, ein detailversessener Trainer und einer, der sich stets nach neuen Impulsen umsah, um selbst zu wachsen. Auf der Suche nach neuen kulturellen Einflüssen auf seine Spielidee und Arbeitsweise.

"Drei Jahre sind genug, denke ich", erklärte er damals. Er habe richtig Lust auf eine neue Stadt, neue Stadien, neue Menschen, neue Restaurants. "Ich brauche Druck."

Den hat er bei Manchester City längst nicht mehr. Zumindest nicht mehr so sehr. Seit er 2023 die Champions League mit den Citizens gewann, ist eine Art Zufriedenheit rund um den Klub zu spüren. Auch die Kritiker, die ihm vorhielten, dass er trotz großer Ausgaben nicht in der Lage sei, den Henkelpott zu holen, sind deutlich leiser geworden.

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ManCity wurde zum Maß aller Dinge in Europa. Und selbst jetzt, wo Guardiola die größte Krise seiner Karriere mit vier Niederlagen in Serie erlebt, ist der Druck vergleichbar klein. Denn bei Manchester City würde man vermutlich auch bei vier weiteren Niederlagen nicht auf die Idee kommen, an seinem Stuhl zu sägen.

Dort wird ihm der rote Teppich ausgerollt. Hinzu kommen nahezu unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten. Nirgendwo sonst kann er derart Einfluss auf verschiedenen Ebenen nehmen. Guardiola kann sich seinen Kader so frei zusammenstellen, wie in einer Fußballsimulation. Und genau das macht die Entscheidung natürlich auch nachvollziehbar. Er hat sich dort etwas zusammen- und aufgebaut.

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Pep Guardiola: Entspannter, aber auch langweiliger

Der ehemalige Bayern-Trainer ist jetzt 53. In den neun Jahren nach München scheint er auch mit sich selbst etwas altersmilde geworden zu sein. Sein Biograph bestätigte diesen Eindruck erst im Sommer dieses Jahres. "Er begann zu denken, dass er die Spieler bis zum Äußersten pushen müsse", erklärte Marti Perarnau über einen zu Bayern-Zeiten manchmal zu verbissenen Guardiola: "Nach Jahren hat er verstanden, dass einige Spieler nicht bis zum Äußersten gepusht werden müssen."

Er sei deutlich "entspannter geworden". Guardiola ist genau da angekommen, wo er eigentlich nie sein wollte: In einer absoluten Komfortzone. Es ist selten, dass Trainer den Fußball über viele Jahre, teilweise gar Jahrzehnte hinweg prägen und dauerhaft erfolgreich sind. Schon die Ära, die Guardiola seit nun mehr als 15 Jahren prägt, ist bemerkenswert. Denn normalerweise werden die Übungsleiter nach einer gewissen Zeit entschlüsselt oder sie schaffen es nicht, neue Entwicklungen mitzugehen. Guardiola wehrte sich mit stets neuen Impulsen dagegen.

Er konnte nur so erfolgreich sein, weil er sich neuen Reizen, neuen Herausforderungen stellte und sich dabei selbst hinterfragte. Das ist anstrengend und es kostet viele Nerven. Vielleicht hat er genau darauf keine Lust mehr. Vielleicht ist die Verlängerung bei City ein Kompromiss aus einem etwas komfortableren Dasein als einer der besten Trainer der Welt und der Möglichkeit, weiterhin auf höchstem Niveau zu arbeiten.

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Trotz all dieser nachvollziehbaren Argumente geht mit dieser Entscheidung ein Stück dessen verloren, was ihn in der Vergangenheit so auszeichnete. Womöglich ist das sogar gut für ihn persönlich. Wie gesund kann es sein, sich selbst unaufhörlich diesem Druck auszusetzen?

Für den Weltfußball ist es aber schade. Aus Sicht des den Fußball prägenden Trainers fühlt es sich ein wenig so an, als wäre der einstige Revolutionär zum Staatsmann geworden, der wiederum nicht weit vom Elder Statesman entfernt ist. Als ginge nach und nach eine Ära schleichend zu Ende. Eben langweilig und überhaupt nicht mehr aufregend. Gefangen in der eigenen Wohlfühlzone.

Doch aus der Sicht eines Menschen ist es vielleicht genau das, was die Langeweile seiner Entscheidung nahezu irrelevant macht: Er fühlt sich wohl. Und kein Argument der Welt wiegt schwerer. Vielleicht gelingt es ihm ja erneut, allen Kritikern dieser Entscheidung das Gegenteil zu beweisen und seinen Verbleib retrospektiv aufregender erscheinen zu lassen, als er jetzt gerade wirkt.

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