WM 2022 in Katar
WM 2022: Bayern-Kandidat Dominik Livakovic - die kroatische Krake
- Aktualisiert: 13.12.2022
- 18:50 Uhr
- ran.de
Er ist eine der größten Entdeckungen dieser Weltmeisterschaft in Katar: Kroatiens Keeper Dominik Livakovic. Mit seinen starken Leistungen hat der Kapitän von Dinamo Zagreb Begehrlichkeiten geweckt - offenbar auch beim FC Bayern München.
Update vom 13.12.2022: Wir haben auch zusammengefasst, wie man die Übertragung des WM-Halbfinals zwischen Argentinien und Kroatien heute live im TV, Livestream und Liveticker verfolgen kann.
München - Es war zum Verzweifeln.
Immer wieder rannten sie an, schossen und köpften aus allen Lagen.
Die brasilianische Selecao um Superstar Neymar griff im WM-Viertelfinale in Katar gegen Kroatien in der Offensive wirklich ganz tief in die Trickkiste - doch immer wieder wurde sie entzaubert.
Und zwar von ihrem "Endgegner", der kroatischen Krake: Keeper Dominik Livakovic.
Als hätte der 27-Jährige von Dinamo Zagreb zehn Arme, machte er eine brasilianische Torchance nach der anderen zunichte. Mit überragender Strafraumbeherrschung, mit starken Reflexen mit einer Ruhe, die sonst nur ein bayerischer Wirt auf dem Münchner Oktoberfest ausstrahlt.
Dass Neymar ihn in der Verlängerung dann doch noch einmal überwinden konnte - geschenkt. Denn schon im Elfmeterschießen schlug erneut Livakovics große Stunde.
Livakovic wird zum "Hexer"
Wie schon im WM-Achtelfinale gegen Japan wurde der kroatische Torhüter im entscheidenden Elfmeterschießen zum "Hexer" mit dem Spickzettel, hielt direkt den ersten Versuch von Rodrygo und verschaffte seinem Team damit einen psychologischen Vorteil.
Kein Wunder, dass Marquinhos beim vierten Elfmeter der Brasilianer womöglich schon so weiche Knie und so großen Respekt vor Livakovic hatte, dass er seinen Schuss an den Pfosten setzte. Denn danach war für die Südamerikaner alles aus und vorbei.
Kroatien hatte es geschafft. Einzug ins WM-Halbfinale. Zum zweiten Mal in Folge. Dank Livakovic.
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Livakovic stellt bei der WM Rekorde auf
Schon während der Partie konnte der 27-Jährige mit acht Paraden glänzen - eine Statistik, die nach 120 Minuten sogar noch auf elf hochgeschraubt wurde.
Doppelter Rekord: Es waren nicht nur die meisten Paraden eines kroatischen Keepers bei einer WM, sondern auch die meisten eines Torhüters bei dem Turnier in Katar.
"Wir haben einen Weltklassetorhüter", jubilierte dann auch Kroatien-Coach Zlatko Dalic. Und das nicht nur, weil Livakovic bei dieser WM bereits vier Elfmeter halten konnte - was vor ihm überhaupt erst zwei anderen Keepern in der Geschichte des Turniers gelang. Der letzte war übrigens ausgerechnet Daniel Subasic bei der WM 2018 - sein Vorgänger.
Bei der WM 2018 noch dritter Torwart bei Kroatien
Eine beeindruckende Geschichte und Entwicklung, die so vor wenigen Wochen und Monaten wohl noch keiner für möglich gehalten hätte. Denn noch bei der WM 2018 in Russland war Livakovic im kroatischen Kader nur der Vertreter des Vertreters von Subasic.
Auch 2022 ging Livakovic nur deswegen als Stammkeeper ins WM-Turnier, weil sein Kontrahent Ivo Grbic bei Atletico Madrid kaum Spielpraxis erhält. Eine glückliche Fügung.
Womöglich nahm er sich auch die klaren, überaus kritischen Worte seines Kapitäns Luka Modric zu Herzen genommen, die in der "Netflix"-Serie "Kapitäne" aus dem Jahr 2021 dokumentiert wurden.
Dort warf Modric Livakovic vor, keine Fortschritte in der Nationalmannschaft zu machen und - viel schlimmer noch - zu viel Unsicherheit auszustrahlen.
Zitat Modric: "Ich habe das Gefühl, dass du Angst hast, Fehler zu machen." Jedes Wort wie ein kleiner Nadelstich.
Livakovic weckt Begehrlichkeiten: Kandidat beim FC Bayern
Doch Livakovic ließ sich davon nicht unterkriegen. Im Gegenteil. Von Unsicherheit keine Spur mehr. Der "Krake von Zadar", wie ihn die heimische Presse aufgrund seiner persönlichen Herkunft bereits getauft hat, strotzt nur so vor Selbstvertrauen.
Und hat mit seinen Leistungen in Katar natürlich Begehrlichkeiten geweckt.
Auch beim FC Bayern? Gut möglich! Nach Informationen von "Sky" solen die Münchner bereits Gespräche mit Livakovics Management aufgenommen haben.
Denn nach der schweren Verletzung von Stammkeeper Manuel Neuer sind die Münchner nun ein wenig unter Zugzwang. Mit Sven Ulreich steht aktuell nur noch ein Keeper mit internationalem Format im Kader des deutschen Rekordmeisters.
Zu wenig für die großen Ziele, die man sich an der Säbener Straße gesetzt hat.
FC Bayern: Nübel-Rückkehr wohl nur unter Bedingungen
Im Gespräch mit ran glaubt der ehemalige Technische Direktor des FC Bayern, Michael Reschke, zwar, dass es jetzt die "logische Entscheidung" wäre, Alexander Nübel von der AS Monaco zurückzuholen und den Leihvertrag somit vorzeitig aufzulösen.
Aber dafür müsste erst einmal mit den Monegassen verhandelt und Nübel selbst überzeugt werden. Um das zu schaffen, brauche es für den jungen Keeper für den Sommer 2023 in München aber auch "ein klares Commitment".
Nämlich für den Zeitpunkt, wenn Neuer wieder fit ist und spielen kann. Spätestens dann stellt sich die Frage: Was wird aus Nübel? Keine einfache Situation für die Münchner Verantwortlichen.
FC Bayern: Bei Livakovic wäre auch eine Leihe denkbar
Aus diesem Grund lohnt sich womöglich ein Blick nach Zagreb. Livakovic ist mit 27 Jahren im besten Torwart-Alter und könnte auch zunächst für vergleichsweise "kleines Geld" für ein halbes Jahr ausgeliehen werden.
Der Kroate könnte sich so weiterhin auf der ganz großen Fußballbühne präsentieren und seinen Marktwert - der aktuell bei 8,5 Millionen Euro liegen soll - weiter steigern.
Letztlich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Denn in Zagreb hat Livakovic noch einen Vertrag bis Juni 2024, könnte Dinamo also im Sommer 2023 noch eine ordentliche Ablösesumme bescheren.
Spielpraxis in Bundesliga und Champions League
Bayern bekäme wiederum einen Top-Keeper. Und Livakovic selbst Spielpraxis in der Bundesliga und der Champions League - also auf höchster Ebene.
Zumal Zagreb nicht in Europa überwintert und in der kroatischen Beletage auch ohne Stammkeeper und Kapitän Livakovic Meister werden sollte.
Das Risiko für alle Partien: gleich null. Bringt der Kroate also ab Januar 2023 die Stürmer von Borussia Dortmund und Co. zur Verzweiflung?
Abwarten. Es bleibt spannend an der Säbener Straße.