ranSicht von Andreas Reiners
Formel 1: Der deutsche Motorsport braucht Typen wie Sebastian Vettel - ein Kommentar
- Aktualisiert: 26.02.2023
- 20:56 Uhr
- ran.de
Sebastian Vettel wird erst einmal kein Formel-1-Comeback feiern. Die bloße Option zeigt aber, dass der deutsche Motorsport Typen wie ihn braucht, um aus der Krise zu kommen. Ein Kommentar.
Ein Gerücht reichte, und schon machte das Herz der deutschen Formel-1-Fans einen Hüpfer. Aufregung hier, Vorfreude da. Denn die bloße Vorstellung elektrisiert.
Immer noch.
Sebastian Vettel feiert ein Sensations-Comeback in der Königsklasse. Als Ersatz für den verletzten Lance Stroll. Bei Aston Martin. Neben Fernando Alonso.
Die beiden Legenden in einem Team – und dann auch noch in einem offenbar ziemlich konkurrenzfähigen AMR23: Es gibt Spekulationen, da wünscht man sich den Wahrheitsgehalt förmlich herbei.
Vettel-Comeback? "Spiele nicht mit meinen Gefühlen"
"Spiele nicht mit meinen Gefühlen", flehte ein Fan auf Twitter. Vergeblich.
Fest steht: Vettel wird, sollte Stroll ausfallen, nicht in Bahrain fahren. Fest steht auch: Fällt Stroll länger aus, könnte ein Kurz-Comeback noch einmal ein Thema werden.
Klar ist aber: Vettel ist ein Mann der Prinzipien und wird kaum in einem Land wie Saudi-Arabien in ein Formel-1-Auto zurückkehren. Und Strolls Bahrain-Ersatz Felipe Drugovich ist tatsächlich genau das: Ersatzfahrer. 22 Jahre alt, die Zukunft also.
Noch klarer ist aber: Der tief in der Krise steckende deutsche Motorsport braucht (unter anderem) Typen wie Vettel. Das war schon vorher klar, wird aber umso deutlicher, wenn eben solche Gerüchte eine Rückkehr in Aussicht stellen, sei es nur für ein oder zwei Rennen.
Dann kehrt kurzzeitig eine besondere Euphorie zurück. Eine leicht aufgekratzte Stimmung, gepaart mit Melancholie wie beim Saisonfinale in Abu Dhabi, als Vettel aufhörte. Als mal wieder klar wurde, dass man etwas dann am meisten vermisst, wenn es nicht mehr da ist.
Denn die Situation ist vertrackt: Nico Hülkenbergs Comeback ist eine schöne Geschichte, der Emmericher ist ein guter Pilot, aber eben kein Topfahrer wie Vettel. Und er wird mit Haas wohl keine Bäume ausreißen.
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Hülkenberg im Mittelfeld, Schumacher in Reihe zwei
Mick Schumacher muss 2023 auf die Ersatzbank, und wird aus der zweiten Reihe noch weniger Bäume ausreißen können. Seiner Karriere muss der Umweg nicht schaden, doch für den Moment fällt das Interesse an der Formel 1 in Deutschland in ein immer tieferes Loch.
Kein Rennen auf den deutschen Traditions-Rennstrecken mehr, kein Topfahrer, kaum Talente in der Hinterhand, immer weniger Zuschauer, dafür eine Bezahlschranke bei den meisten Rennen – die einstige Autonation Deutschland befindet sich motorsportlich in der Sackgasse.
Natürlich ist ein ewig fahrender Vettel alleine keine Patentlösung und ein verzweifeltes Schwelgen in alten Zeiten ebenso wenig. Was es parallel braucht, sind ein klarer Blick in die Zukunft, Ideen, tiefgreifende Veränderungen, finanzielle Förderungen für einen Sport, den man sich als Normalsterblicher heute kaum noch leisten kann. Menschen, die etwas bewegen und anpacken sind nötig, aber eben auch Begeisterung. Dazu Sportler, die das Ganze antreiben.
Der deutsche Motorsport braucht Vorbilder
Helden. Vorbilder. Vettel.
Der viermalige Weltmeister hat 2022 bewiesen, dass er es noch kann. Sein Abschied hat gezeigt, wie viele Fans er noch erreicht. Er hat sich für den (vorläufigen) Ruhestand entschieden, was es zu respektieren gilt. Besser für den deutschen Motorsport wäre ein ernsthaftes Comeback trotzdem.
Zum Beispiel 2024 bei Sauber, um den für 2026 geplanten Audi-Werkseinstieg mit vorzubereiten. An der Seite von Mick Schumacher. Um etwas mit aufzubauen, das den deutschen Motorsport aus der Krise manövrieren kann.
Bereits die bloße Vorstellung elektrisiert.