Formel 1
Formel 1 - Max Verstappen hinter dem B-Team: Kein Grip, keine Pace, keine Strategie
- Aktualisiert: 04.08.2025
- 13:10 Uhr
- Motorsport-Total
Hätte man vor der Saison gesagt, dass Max Verstappen in einem Rennen aus eigener Kraft hinter einem Sauber landen würde, dann wäre man wohl für verrückt erklärt worden.
Sicher, das war auch schon in Spanien der Fall, dort war es aber eher einer Strafe für den Weltmeister geschuldet. Doch in Ungarn gab es für Red Bull keine solcher "Ausreden".
Schon im Qualifying hatte sich Verstappen als Achter hinter Gabriel Bortoleto einreihen müssen. Der Tenor war: Mit seiner Rennpace wird Verstappen das am Sonntag schon wieder korrigieren und den Sauber auf seine realistischen Plätze verweisen. Doch das Gegenteil war der Fall: Während Bortoleto im Rennen sogar eine Position gutmachen konnte, ging es für Verstappen sogar noch weiter nach hinten.
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"Das war eines unserer schlechtesten Wochenenden", hadert Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko bei "ServusTV" nach Platz neun für Verstappen. Yuki Tsunoda war als 17. ohnehin wieder einmal unter ferner liefen und spielte keine Rolle.
Das Problem: "Über das ganze Wochenende ist es nie gelungen, die Reifen ins richtige Fenster zu bringen", sagt Marko. Verstappen habe nur phasenweise die gleichen Rundenzeiten wie die Spitze fahren können. "Zwei, drei Runden - dann war es wieder vorbei", so der Österreicher.
Red-Bull-Probleme nur Ungarn-spezifisch?
Für den Weltmeister war das ein äußerst frustrierendes Wochenende: "Wir waren das ganze Wochenende einfach zu langsam", ärgert er sich. "Uns hat es massiv an Grip gefehlt, sowohl im langsamen als auch im mittleren Geschwindigkeitsbereich. Das war auch im Rennen das Problem."
Aber: "Wir glauben in der Zwischenzeit zu wissen, was da falsch gelaufen ist", sagt Marko und behauptet, dass die Probleme "sicher teilweise streckenspezifisch" waren. Heißt: Red Bull soll "nur dieses Wochenende" so langsam sein.
Das Wichtigste in Kürze
Das unterstreicht Marko auf Nachfrage noch einmal: "Ich sage, das war nur hier so, und ich glaube nicht, dass das nochmal passiert - wenn unsere Vermutung stimmt."
Ist also alles halb so schlimm bei Red Bull? Das kauft Verstappen nicht ganz ab: "Das ist ein bisschen einfach gesagt", meint er. "Aber wir schauen uns das an." Zumindest habe Red Bull einige Ideen, wie es besser werden kann, "aber ich kann die hier natürlich nicht verraten."
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Einstopp wäre besser gewesen
Was Verstappen am Sonntag ebenfalls nicht half, war die Zweistoppstrategie. Verstappen war von Mediums in Runde 17 auf Hards gewechselt und dann in Runde 48 noch einmal auf einen weiteren Satz Hard gegangen - damit landete er am Ende hinter Fernando Alonso, Gabriel Bortoleto, Lance Stroll und Liam Lawson, die alle nur einmal zum Reifenwechsel gekommen waren.
"Ich glaube, dass Einstopp schneller gewesen wäre", räumt Marko im Nachhinein ein. "Denn wie man gesehen hat, das Überholen ist hier doch sehr schwierig." Viel geändert hätte es allerdings nicht, meint er. "Dann wären wir vielleicht Sechster oder Siebter geworden."
Auch Verstappen glaubt nicht, dass die Strategie in Ungarn Red Bulls größtes Problem war. "Egal, was wir gemacht hätten - länger draußen bleiben oder das, was wir gemacht haben - wir hätten trotzdem Probleme gehabt", sagt er.
Kein Vorbeikommen an Bortoleto
Dabei zeigte der Weltmeister durchaus ein couragiertes Rennen, obwohl er am Start zunächst sogar eine Position gegen den Racing Bulls von Liam Lawson verloren hatte. Doch seinen Kollegen aus dem B-Team schnappte er sich wieder, genau wie Lance Stroll mit einem Überraschungsmanöver vor der Schikane.
Bortoleto sollte sich danach aber als großes Hindernis erweisen, denn am Sauber fand Verstappen keinen Weg vorbei. "Am Anfang hat Max ein paar sehr beeindruckende Manöver gezeigt - Überholmanöver in Schikanen, wo man das sonst selten sieht. Dann war aber schnell klar: Wir hängen hinter Gabriel fest, solange der draußen bleibt", sagt Teamchef Laurent Mekies.
"Wir hätten das akzeptieren können, aber wir haben es mit dem frühen Stopp versucht."
Verstappen kam zu seinem ersten Boxenstopp und kam nur auf Platz 16 wieder zurück auf die Strecke. Und in Ungarn ist es schwierig, seine Pace auf frischen Reifen umzusetzen, wenn man wie Verstappen im Verkehr steckt, was dieser am Funk auch bemängelte. "Der Verkehr war die Hölle, trotz ein paar guter Manöver von Max", sagt auch Mekies.
War der zweite Boxenstopp nötig?
Wieder kämpfte sich Verstappen gut nach vorne, überholte Nico Hülkenberg in der Schikane oder Lewis Hamilton mutig in Kurve 4 - was allerdings eine Untersuchung nach sich zog, die aber ohne Folgen blieb.
Auf Rang fünf liegend bog Verstappen schließlich ein zweites Mal zum Reifenwechsel ab und kam auf Rang neun wieder auf die Strecke, wo er bis zum Rennende blieb, weil es diesmal kein Vorbeikommen an Lawson gab.
Verstappen sah sich chancenlos: "Selbst mit frischen Reifen hatte ich keinen Grip in den langsamen Kurven. Alle sind mir dort einfach weggefahren. Ich konnte nicht angreifen - das hat alles schwierig gemacht", sagt er.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Verstappen sich den zweiten Stopp gespart hätte. Diese Überlegung gab es auch bei Red Bull zwischenzeitlich: "Irgendwann dachten wir, vielleicht schaffen wir es bis zum Ende", verrät Mekies. "Aber es war ein extrem langes Stück - niemand hat das von da geschafft."
Das entspricht allerdings nicht ganz den Tatsachen, denn Haas-Pilot Esteban Ocon fuhr ebenfalls bis zum Ende und war drei Runden vor Verstappen beim ersten Stopp. Auf diesen Fakt angesprochen, relativiert Mekies: "Man kann es schaffen, aber man ist dann halt nicht schnell. Also haben wir nochmal gestoppt."
"Wir hatten zwar einen großen Tempo-Vorteil, um durchzukommen, aber es hat trotzdem nicht gereicht. Das große Problem war: Uns hat die Rundenzeit im Auto gefehlt", so der Teamchef.
Marko gibt auf: Die WM ist vorbei!
Am Ende wurde es ein enttäuschender neunter Platz - viel zu wenig für die Ansprüche von Red Bull. "Wir müssen eigentlich froh sein, dass wir nicht überrundet wurden", versucht es Marko bei Sky mit Galgenhumor.
Verstappens Rückstand in der WM ist nach dem nächsten Doppelsieg von McLaren nun bereits auf 97 Punkte angewachsen. Und selbst Marko, der bislang immer noch eine Resthoffnung hatte und den Deckel nicht ganz zumachen wollte, begräbt die WM nun: "Ja, sie ist vorbei - ganz klar."
Was bleibt, ist eine zweite Jahreshälfte, in der sich das Team irgendwie bis zum Ende hangeln muss. Mit Siegen, das hatte Verstappen am Wochenende erklärt, rechnet er in diesem Jahr nicht mehr. "Aber man weiß nie", versucht er eine letzte Resthoffnung. "Es kann immer Überraschungen geben."
Das Hauptziel bleibt, nach der Sommerpause, die man zum Erholen und nach dem Teamchef-Wechsel zum Neusortieren nutzen möchte, mehr Konstanz an den Tag zu legen und zumindest wieder zweite Kraft hinter McLaren zu werden. Dafür sollen noch kleinere Updates folgen, auch wenn der Fokus schon längst auf 2026 liegt.
Vier Rennen ohne Podium
So, wie es jetzt ist, soll es auf jeden Fall nicht bleiben. Denn Ungarn war bereits das vierte Rennen in Folge, in dem Verstappen nicht auf dem Podium stand - so eine schlechte Strähne hatte er zuletzt 2017.
"Das ist keine Überraschung, wenn man sich unsere Probleme anschaut", sagt der Niederländer selbst dazu und sieht es pragmatisch: "Ich hatte auch vier Jahre mit vielen guten Ergebnissen. Erfolg kommt und geht."
Aktuell geht er eher.