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Nach CAS-Urteil: Deutscher Football-Verband erkennt IFAF New York an - steht aber weiterhin vor Problemen
- Aktualisiert: 29.03.2018
- 15:20 Uhr
- ran.de / Julian Reusch
Dem deutschen Verbandspräsidenten Robert Huber liegt inzwischen das CAS-Urteil vor, das die IFAF New York als offiziellen Weltverband anerkennt. Der AFVD akzeptiert dieses Urteil. Dennoch steht der deutsche Football vor großen Problemen.
München - Der jahrelange Machtkampf im Football-Weltverband hat ein Ende gefunden. Nachdem der Weltverband in zwei Lager gespalten war ("IFAF New York" und "IFAF Paris", ran.de berichtete), liegt nun das CAS-Urteil vor, das den Standort New York und Richard MacLean als offiziellen Weltverbandspräsidenten anerkennt.
Der deutsche Football-Verband AFVD galt als großer Gegner der "IFAF New York". Doch auf Nachfrage von ran.de sagte Präsident Robert Huber nun: "Der AFVD war nie Partei in diesem Schiedsverfahren, wir müssen dies betonen, weil es leider immer wieder anders dargestellt wird. Und allein schon deswegen respektieren wir selbstverständlich jede Entscheidung des CAS."
Huber weiter: "Wir setzen darauf, dass auch die, die den Gang vor den Sportgerichtshof gewählt haben, drei Jahre später einsehen, dass es besser, zeit- und geldsparender ist, die sachliche Diskussion intern zu führen. Der Frage, was das CAS-Verfahren damit zu tun hat, dass der deutschen Nationalmannschaft die Gelegenheit zur EM-Titelverteidigung genommen werden soll, wird sich ein Weltverbandspräsident aber dabei zu stellen haben."
EM-Frage bleibt umstritten
Hintergrund seiner Spitze zur EM: Eigentlich hätte Deutschland die Europameisterschaft 2018 austragen sollen. Doch nach den Streitigkeiten und wegen angeblicher finanzieller Probleme findet das Turnier nun in Finnland statt – ohne Titelverteidiger Deutschland.
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Auf eine erste ran.de-Anfrage sagte Huber am 22. März dazu: "Es ist in Deutschland keiner offiziellen Stelle bekannt, dass es eine American-Football-EM in Finnland gibt. Es gibt keine Mitteilung von irgendeinem internationalem Verband." Nach ran.de-Recherchen ist das aber nicht zutreffend. Gleich zweimal, im September 2017 und Ende des Jahres 2017, wurden dem AFVD Dokumente zu dem Turnier zugeschickt.
Österreich hat Dokumente erhalten
Diesen Recherchen widerspricht Huber: "Wir haben uns selbst häufig mit Fragen in den verschiedensten Angelegenheiten auch an die internationalen Stellen gewandt – mehrfach auch an Richard MacLean direkt, nur leider keine Antworten erhalten. Selbst auf der Webpage der IFAF konnten wir zu dem Turnier keine Informationen finden."
Weiter sagt Huber: "Wir fragen uns auch, ob es nicht höchst ungewöhnlich wäre, dass man eine als amtierender Europameister sportlich unzweifelhaft qualifizierte Mannschaft während der Vorbereitungen angeblich ganze zwei Mal kontaktiert und dann, statt mal zum Telefonhörer zu greifen, die Planungen ohne sie vorantreibt?"
Christoph Seyrl, Generalsekretär des teilnehmenden österreichischen Verbandes, bestätigt gegenüber ran.de, dass zumindest sein Verband kontaktiert wurde: "Wir sind für die Europameisterschaft in Helsinki qualifiziert und haben auch ein offizielles Dokument vom Ausrichter erhalten."
Fakt ist: Deutschland wird bei der EM in Finnland definitiv nicht teilnehmen. Die Frist lief im Februar ab, nun ist das Teilnehmerfeld gesetzt.
Mitgliedsbeiträge bezahlt oder nicht?
Zusätzlich führt MacLean an, dass der AFVD in den Jahren 2017 und 2018 keine Mitgliedsbeiträge an den Weltverband überwiesen habe.
Auch hier widerspricht Huber vehement: "Der AFVD hat seine Mitgliedsbeiträge als größter Verband in Europa stets entrichtet, natürlich auch 2017 und 2018. Es handelt sich beim IFAF-Mitgliedsbeitrag ja nur um eine kleine, eher symbolische Summe, die auf Kleinstverbände ausgerichtet ist. Allerdings wurde uns als IFAF Mitglied für 2018 bis heute keine Beitragsrechnung geschickt. Der AFVD hat daher den Beitrag unaufgefordert entrichtet."
Es steht somit Wort gegen Wort. Die Fragen bleiben unbeantwortet und die Gräben scheinen noch längst nicht geschlossen, auch wenn Robert Huber gegenüber ran.de Dialogbereitschaft mit dem nun offiziell anerkannten Weltverband signalisiert.
Vermitteln will auch Seyrl aus Österreich: "Wir finden, dass die Schlachten auf dem Spielfeld ausgetragen werden sollen und nicht vor Gericht." Und weiter: "Daher reden wir auch mit beiden Seiten und versuchen sie an einen Tisch zu bekommen."
Deutscher Verband vor großen Problemen
Ob das am Ende ausreicht, darf zumindest bezweifelt werden. Nach den Querelen der vergangenen Monate und Jahre macht MacLean kein Geheimnis daraus, dass der AFVD aktuell "kein gutes Ansehen" genießt. Und das werde sich erst ändern, wenn die – laut Huber ja bereits entrichteten – Mitgliedsbeiträge bezahlt werden und "their board information must be updated".
Was übersetzt so viel heißt wie: Die Vorstandsebene muss ausgetauscht werden.
von Julian Reusch