Plädoyer für Beide
NFL - Drake Maye oder Matthew Stafford? Was für welchen MVP-Kandidaten spricht
- Veröffentlicht: 30.12.2025
- 12:17 Uhr
- Kai Esser
Das MVP-Rennen der NFL ist vor der letzten Woche der Regular Season weit offen. Drake Maye oder Matthew Stafford? ran liefert Argumente für beide Spielmacher.
Von Kai Esser und Marcus Giebel
Noch ein Spieltag der Regular Season steht an. Danach beginnen nicht nur die Playoffs, auch das MVP-Rennen ist entschieden. Als heißeste Kandidaten auf die individuelle Auszeichnung gelten Drake Maye von den New England Patriots und Matthew Stafford von den Los Angeles Rams.
Beide spielen eine herausragende Saison und haben ihre Teams in die Postseason getragen. Doch was spricht so kurz vor der Abrechnung für wen? ran präsentiert Argumente für den Youngster und für den Routinier.
Warum Drake Maye der MVP werden sollte
Wenn man sich die Quarterback-Statistiken der NFL einmal anschaut, dann fällt eine Sache besonders auf: Wenn man die jeweiligen Kategorien absteigend sortiert, dann ist meistens ein Name vorne: Drake Maye von den New England Patriots.
Egal ob Passgenauigkeit, Yards pro Pass, Quarterback Rating oder Passer Rating: An Position eins steht Maye. Und in den anderen relevanten Statistiken wie Touchdowns (Platz 3) oder Yards (Platz 4) ist er zumindest weit vorne. Alleine das würde bereits reichen, um dem 23-Jährigen den Award zu geben.
Bei Maye allerdings ist vor allem das "V" in "MVP" wichtig: Das steht für Valuable, also wertvoll. Und kein Spieler in dieser Liga ist für sein Team auf so hohem Niveau so wertvoll wie der Patriots-Quarterback. Bei allem Respekt vor den Skill-Spielern der Patriots: Sie sind in ihrer Gesamtheit höchstens überdurchschnittlich. Maye hat keinen Puka Nacua, der so gut wie alles fängt, was in seine Postleitzahl fliegt.
Und vor allem: Der 23-Jährige wurde trotz seiner bereits überragenden Umsicht in der Pocket bereits 47-mal gesackt. Mehr als doppelt so oft wie Matthew Stafford. Die Offensive Line der Los Angeles Rams verschafft dem Altmeister oft eine Menge Zeit. Mit schlechteren Mitspielern eine bessere Bilanz und eine mehr als Verdreifachung der letztjährigen Siege von vier auf 13 (eventuell 14) - das alleine spricht für sich.
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Was auch wahr ist: Die Patriots hatten - gelinde gesagt - nicht den schwierigsten Spielplan. Allerdings ist Maye trotzdem gegen jeden Gegner da und vor allem konstant unterwegs. Ein einziges Mal nur blieb er unter 200 Passing Yards.
Das Argument, die Patriots hätten nur ein Team mit positiver Bilanz geschlagen, gegen den MVP Case des Mannes aus Charlotte zu benutzen, ist jedoch Unsinn. Maye bekommt es schließlich mit der Passing Defense des jeweiligen Teams zu tun. Die Cleveland Browns zum Beispiel sind kein gutes Team, haben aber eine exzellente Defense gegen den Pass. Geschreddert hat er sie trotzdem. Im Schnitt hat Maye gegen die an 14 gerankte Passing Defense gespielt, Stafford gegen die siebzehntbeste.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist außerdem sein Laufspiel. 409 Rushing Yards und vier Touchdowns sind ein starker Wert. Stafford beispielsweise steht bei -2 Yards in dieser Kategorie.
Übrigens, sollte das nicht reichen: Die Rams mit Stafford stehen in Primetime Games, wenn also das ganze Land zuschaut und Spieler der Liga einen ganzen Stempel aufdrücken, bei einer Bilanz von 1-3.
Maye und die Patriots? 4-0.
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Warum Matthew Stafford der MVP werden sollte
Es gab in den vergangenen Wochen und Monaten viele Zeitpunkte, an denen deutlich mehr Argumente für einen MVP Matthew Stafford sprachen als kurz vor dem Ende der Regular Season, wenn abgerechnet wird. Da war seine Serie mit acht Spielen ohne Interception, aber mit 25 Touchdowns.
Damals, nach Week 12, stand der Quarterback der Los Angeles Rams bei 30 Scores durch die Luft und nur zwei Interceptions. Die begehrteste individuelle Trophäe schien bereits in Reichweite, Stafford die eigene Offense ebenso im Griff zu haben wie gegnerische Defenses, die er durch die Bank alt aussehen ließ.
Doch dann machte der Routinier plötzlich mehr Fehler. Die Krönung im negativen Sinn war das 24:27 gegen die Atlanta Falcons im jüngsten Monday Night Game, sein erstes Spiel mit drei Interceptions seit Week 1 der Saison 2022. Ganz und gar nicht MVP-like.
Obendrein haben seine Rams mittlerweile keine Chance mehr auf den Number-1-Seed der NFC oder auf den Division-Titel in der NFC West. Dabei waren die Aussichten einmal bestens - vor allem dank Stafford.
Doch nun gilt: The trend is not Staffords friend. Gerade im Vergleich mit Drake Maye, der Woche für Woche abliefert und seine New England Patriots in die Playoffs trug. Angesichts der Schwächephase des einstigen First Overall Picks sollte aber nicht vergessen werden, dass er noch immer eine historische Saison spielt.
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Mittlerweile steht Stafford bei 42 Touchdown-Pässen - eine Zahl, die nur zwölfmal überboten wurde. In dieser Spielzeit wirft er damit quasi in seiner eigenen Liga, denn der zweitplatzierte Jared Goff steht bei 33. Maye übrigens bei 30.
Nun können Kritiker natürlich abwinken und darauf verweisen, dass Stafford mit Puka Nacua auch über den aktuell womöglich besten Receiver der Liga verfügt. Und als Nummer zwei auf Davante Adams bauen kann. Ein wahrer Luxus.
Aber auch zwischen Stars muss die Chemie erst einmal passen. So gesehen: Stafford versorgt Nacua überhaupt erst mit den Bällen, damit dieser die Fans mit seinen Catches und Runs verzücken kann. Der Fünftrunden-Pick profitiert in seiner noch jungen Karriere folglich davon, von einem der besten seines Fachs gefüttert zu werden. Gleiches gilt für Adams, der im ersten Jahr mit Stafford angesichts von schon 14 Touchdowns an seine besten Zeiten anknüpft.
Und natürlich liegt es nicht zuletzt am 37-Jährigen, dass die Rams mit 481 Punkten die Scoring-Liste dieser Saison anführen. Vor den Seattle Seahawks, den Dallas Cowboys und den Patriots. Hinzu kommt, dass die Kalifornier einen der schwierigsten Spielpläne hatten, was auch daran liegt, dass die NFC West als einzige Division drei Teams mit mindestens elf Siegen beherbergt. Es gibt also wahrlich genug Gründe, Stafford nach 17 Jahren Anlauf zum MVP zu erklären.
Nicht zu vergessen, dass der Playmaker die Saison schon angeschlagen begann, nachdem er sich im Sommer am Rücken verletzte. Von einem Bandscheibenvorfall war die Rede. Die Blessur ließ sogar Zweifel aufkommen, ob Stafford überhaupt spielen könnte. Er kann. Und das in mancher Hinsicht weit besser als jeder andere Quarterback.