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NFL - Gewinner und Verlierer aus Woche 7: Superstar-Quarterbacks mit Licht und Schatten
- Aktualisiert: 20.11.2024
- 10:04 Uhr
- Chris Lugert und Andreas Reiners
Auch Week 7 der NFL-Saison 2024 bot wieder jede Menge Action und lieferte besondere Geschichten. ran schaut auf die Gewinner und Verlierer des Spieltags.
Von Chris Lugert und Andreas Reiners
Mit Woche sieben hat das zweite Drittel der NFL-Saison 2024 begonnen. Die Fans wurden dabei mit zahlreichen Highscoring Games beschenkt, an offensivem Spektakel mangelte es nicht.
Sportlich endete die Siegesserie der Minnesota Vikings, die in einem erwartungsgemäß engen und hochklassigen Spiel knapp gegen die Detroit Lions verloren. Die Lions wiederum festigten ihren Status als womöglich bestes Team der NFC.
Doch auch andere Teams und Spieler schrieben an diesem Spieltag Schlagzeilen. ran schaut auf die Gewinner und Verlierer in Week 7.
Gewinner: Geno Smith (Seattle Seahawks)
Der Abgesang auf den Quarterback der Seattle Seahawks nahm gerade Fahrt auf, da sind die kritischen Stimmen auch schon wieder verstummt. Mit einer fehlerfreien und beeindruckenden Leistung führte Geno Smith die Seahawks zu einem überraschend deutlichen 34:14-Sieg bei den Atlanta Falcons.
Anders als noch in der Woche zuvor gegen die San Francisco 49ers agierte Smith ruhig und spielte extrem präzise. 18 seiner 28 Pässe fanden seine Mitspieler, 207 Yards und zwei Touchdowns waren die Ausbeute. Nur einmal ließ sich Smith sacken, sein Passer Rating von 110,3 war das höchste seiner bisherigen Saison. Mit 1.985 Passing Yards führt er die NFL an. In dieser Verfassung erübrigt sich jegliche Quarterback-Diskussion in Seattle.
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Die nächsten Aufgaben werden aber nicht einfacher. Am Sonntagabend geht es für die Seahawks in Woche 8 zu Hause gegen die Buffalo Bills, die allerdings defensiv durchaus angreifbar sind. Danach warten die direkten Divisionsduelle gegen die Los Angeles Rams, das Rückspiel gegen die 49ers sowie das erste Duell mit den Arizona Cardinals. Mit einem Geno in dieser Form könnten die Seahawks die Tür zu den Playoffs in den kommenden Wochen weit aufstoßen.
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Gewinner: Kliff Kingsbury (Offensive Coordinator Washington Commanders)
In der NFL gibt es eine Faustregel: Fällt der Starting Quarterback eines Teams aus, funktioniert die Offense meist automatisch schlechter. Was daran liegt, dass der Quarterback, der neu reinkommt, aus guten Gründen im Normalfall auf der Bank sitzt. Ganz einfach, weil er individuell der schlechtere Spieler ist.
Ist der Moment gekommen, in dem die Nummer zwei das Ruder übernehmen muss, liegt es am offensiven Playcaller, Lösungen zu finden, um die Offensive dennoch am Laufen zu halten. Kliff Kingsbury lieferte dahingehend ein Meisterstück ab, als Jayden Daniels bei den Washington Commanders ganz früh verletzt passen musste und Marcus Mariota übernahm.
Denn auch ohne den Super-Rookie Daniels rollte die Offense der Commanders über die - zugegebenermaßen erneut schwachen - Carolina Panthers hinweg. Und Mariota hatte maßgeblichen Anteil daran, er brachte 18 seiner 23 Pässe für 205 Yards und zwei Touchdowns an. Am Ende stand ein überdeutliches 40:7 auf der Anzeigetafel.
Dieses Spiel untermauerte den Wert, den der Offensive Coordinator Kingsbury für die Commanders hat. Als Head Coach bei den Arizona Cardinals war Kingsbury einst gescheitert, doch in Washington, wo er sich voll und ganz um die Offensive kümmern kann, blüht er auf. Er scheint nicht nur der ideale Playcaller für Daniels zu sein, sondern kann sogar den Backup-Quarterback glänzen lassen.
Gewinner: Russell Wilson (Pittsburgh Steelers)
Einen solchen Quarterback-Tausch gab es in der modernen NFL wahrscheinlich noch nie. Ein Team startet mit einer 4-2-Bilanz in die Saison, hält klar Kurs Richtung Playoffs - und tauscht ungezwungen den Spielmacher aus. Die Pittsburgh Steelers entschieden sich dazu und setzten Justin Fields auf die Bank, Russell Wilson durfte ran.
Und der Altstar lieferte in seinem ersten Einsatz als Starter für die Steelers so richtig ab. Seine tiefen Bälle erinnerten an alte Tage, endlich schien auch Wide Receiver George Pickens glücklich zu sein, der prompt sein bestes Saisonspiel ablieferte. Nach einem holprigen Start überrollten die Steelers die New York Jets schließlich mit 37:15.
Schon vor Saisonbeginn hieß es, dass das Trainerteam um Head Coach Mike Tomlin mit Wilson als Quarterback Nummer eins plane, eine Wadenverletzung zwang den früheren Super-Bowl-Sieger mit den Seahawks schließlich wochenlang zum Zuschauen. Jetzt ist er da - und nach dieser Leistung spricht kurzfristig kaum etwas für einen erneuten Tausch.
Gewinner: Lamar Jackson (Baltimore Ravens)
Lamar Jackson spielt schon die gesamte Saison über auf einem Topniveau, doch die Leistung in Woche sieben gegen die Tampa Bay Buccaneers ragte noch einmal heraus. Fünf Touchdown-Pässe warf der zweimalige MVP - wobei man wohl eher von einem noch zweimaligen MVP sprechen muss.
Denn aktuell rast der 27 Jahre alte Topstar der Baltimore Ravens stramm Richtung dritte Auszeichnung. Jackson spielt auf einem ganz eigenen Niveau, so wie die gesamte Offense der Ravens. Running Back Derrick Henry gibt dem Team eine weitere Dimension, die dem Quarterback hilft. Das Laufspiel hängt nicht mehr an ihm allein.
Seine Stats gehören schon wieder zu den besten ligaweit aller Quarterbacks. Die 15 Touchdowns von Jackson werden nur von Baker Mayfield überboten, nur vier Quarterbacks haben mehr Yards durch die Luft erzielt. Nicht schlecht für einen Spieler, der von einigen Kritikern lange spöttisch als werfender Running Back gesehen wurde.
Gewinner: Running Backs
Apropos Derrick Henry: Der "King" walzte erneut in bester Bulldozer-Manier über die gegnerischen Verteidiger hinweg, sagenhafte 169 Yards bei gerade einmal 15 Läufen standen am Ende zu Buche. Doch das war nicht einmal die krasseste Leistung eines Running Backs an diesem Spieltag. Denn Saquon Barkley kam bei 17 Versuchen auf 176 Yards und lief zudem noch einmal in die Endzone.
Insgesamt war es eine Woche, in der die Running Backs in der NFL kräftig Eigenwerbung betrieben. Tank Bigsby erledigte die New England Patriots im London Game fast im Alleingang, Najee Harris zeigte erneut eine Top-Leistung und knackte die 100-Yards-Marke, ebenso Jahmyr Gibbs, Bijan Robinson, Joe Mixon und James Conner.
Der generelle Trend, dass die NFL immer passlastiger wird, ist natürlich nicht gestoppt. Aber Running Backs haben wieder einen Wert und können ein wichtiger Bestandteil einer Offense sein. Vor allem dann, wenn die jeweiligen Teams im Passspiel enorme Probleme haben und kaum Lösungen finden.
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Verlierer: New York Jets
Tja, was brauchen die Jets noch, um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden? Der Trainer ist weg, der Effekt von Interimscoach Jeff Ubrich ist angesichts der beiden Niederlagen in den beiden Spielen unter seiner Leitung in sich zusammengefallen, ehe er sich annähernd entfalten konnte.
Zwar ist Davante Adams da, den Erfolg hat der Wide Receiver aber nicht mitgebracht. Von der alten Connection zu Quarterback-Superstar Aaron Rodgers war beim 15:37 bei den Pittsburgh Steelers nicht viel zu sehen.
Die fünfte Niederlage in dieser Saison (die vierte in Folge) lässt die Playoff-Hoffnungen der Jets in weite Ferne rücken. Und die Stimmen mehren sich, die fragen, ob es für Rodgers nicht an der Zeit wäre, ernsthaft über einen Rücktritt nachzudenken. Er wird im Dezember 41, der Vertrag des Ex-MVP läuft noch eine weitere Saison.
Fakt ist: Die Jets müssen Fehler bereits jetzt abstellen, wenn es eine Wende geben soll. Dass ein Sieg gegen die New England Patriots (1:6) Pflicht ist, versteht sich von selbst.
Verlierer: Justin Fields (Pittsburgh Steelers)
Es gab nicht wenige Kritiker rund um die Steelers, die die Entscheidung von Head Coach Mike Tomlin nicht nachvollziehen konnten. Fields auf die Bank nach einem 4-2-Start, weil Russell Wilson wieder fit ist? Ja, Fields war nicht überragend, aber der Start der Steelers war mehr als ordentlich.
Nun ist es eine der Stärken des Trainers, auf die Meinung anderer Leute zu pfeifen. Weshalb er Wilson nach seiner Verletzung zum Starter machte. Was er bereits zum Saisonstart vorhatte, ehe die Wilson-Verletzung das verhinderte. Dass er den QB-Wechsel nun so aus der Hüfte schoss, hat viele überrascht.
Doch Wilson dankte es mit dem 37:15 gegen die Jets, 264 Yards, zwei Touchdown-Pässen und einem Score am Boden. Während Tomlin und Wilson die Gewinner sind, ist Fields der große Verlierer bei den Steelers, denn den Starter-Job ist er vorerst los.
Verlierer: Deshaun Watson (Cleveland Browns)
Auch wenn sich das böse anhört: Die schwere Verletzung des umstrittenen Quarterbacks war im Grunde das, was als negativer Höhepunkt einer sowieso schon desaströsen Saison noch fehlte. Von der unterirdischen 1-6-Bilanz mal ganz zu schweigen. Diese Suppe löffeln aber andere aus.
Sportlich blieb Watson mal wieder deutlich hinter den Erwartungen zurück, er ließ durch schwache Auftritte und Statistiken die Kritik, er sei der schlechteste Trade in der Geschichte der Franchise, immer lauter werden. Am Ende wurde er verletzt auf dem Boden liegend sogar noch von den eigenen Fans verhöhnt – tiefer kann man kaum sinken, was für beide Seiten gleichermaßen gilt.
Nun also der Achillessehnenriss und das Saisonaus. Wieder ein Jahr verloren. Oder ist gar die Karriere des inzwischen 29-Jährigen in Gefahr? Zwei Jahre hat er noch Vertrag, und die beiden Saisons werden üppig bezahlt. Üppig abgeliefert hat Watson allerdings schon lange nicht mehr.
Verlierer: Brock Purdy (San Francisco 49ers)
Zu beneiden ist Brock Purdy nicht, denn ihm fehlt quasi seine komplette Offense. Ohne wettbewerbsfähige Waffen ist auch der beste Quarterback machtlos. Die ganz Großen finden dann trotzdem noch Lösungen und Wege, aber in einem Spiel gegen einen effektiven und eiskalten Titelverteidiger waren das zu viele negative Einflüsse.
Purdy absolvierte sein schlechtestes Saisonspiel. Was noch verschmerzbar wäre, denn das kann immer mal passieren. Doch dass jetzt auch noch Brandon Aiyuk für den Rest der Saison ausfällt, tut deutlich mehr weh. Denn eine 3-4-Bilanz zeigt, dass die Niners aufpassen müssen, ihre Ziele nicht zu verpassen. Und die Offense wird personell löchrig bleiben.
Purdy ist zumindest selbstkritisch. "Ich denke, ich muss einfach besser spielen, was meine Würfe und Entscheidungen angeht. Das ist ziemlich einfach. Ich muss mir natürlich den Film ansehen und so, aber meine erste Reaktion ist, dass ich besser spielen muss", sagte er.
Verlierer: Atlanta Falcons
Wo stehen die Falcons? Die deutliche Pleite gegen die Seattle Seahawks war ein ebenso deutlicher Realitätscheck, dass es nach zuvor drei Siegen in Serie mehr braucht, um weiter erfolgreich zu sein.
Mit einer 4-3-Bilanz stehen die Falcons zwar noch an der Spitze der NFC South, allerdings sollte man die unsanfte Landung auf dem Boden der Tatsachen nutzen, um unnötige Fehler in allen Mannschaftsteilen abzustellen. Und um eine Lösung für den katastrophalen Pass Rush zu finden.